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An der UZH liegt die Zahl der Professorinnen aktuell bei 23 Prozent. Als nächstes Ziel wird von der UZH ein durchschnittlicher Frauenanteil von mindestens 25 Prozent bei den Professuren angestrebt – eine Vorgabe, die nur wenige Universitäten in der Schweiz erreicht haben.
Doch nicht nur auf den Lehrstühlen sind Frauen in der Minderheit – noch viel weniger vertreten ist das weibliche Geschlecht in den Leitungsgremien der Universitäten. So beträgt der Frauenanteil in Universitätsleitungen der Schweiz laut Berechnungen der Europäischen Kommission nur 8.3 Prozent. Speziell die Dekanate sind selten mit einer Frau besetzt.
Warum gibt es so wenige Dekaninnen? Was hält Frauen davon ab, wissenschaftliche Leitungspositionen zu übernehmen? Diese Fragen wurden am diesjährigen Professorinnen-Apéro thematisiert, ein Anlass, der seit vielen Jahren von der Abteilung Gleichstellung und Diversität und der Gleichstellungskommission organisiert wird.
Als Gastrednerin eingeladen war Levke Henningsen, Postdoc am Institut für Sozial- und Wirtschaftspsychologie der UZH. Henningsen hat eine wissenschaftliche Studie über die Attraktivität des Dekanatsamtes aus Sicht von Professorinnen und Professoren erstellt. Untersucht hat sie Professuren und Dekanatsämter in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Henningsen stellte fest: Administrative Leitungspositionen sind in der heutigen Hochschullandschaft mit mehr strategischen Gestaltungsmöglichkeiten verbunden als früher, entsprechend nimmt ihre Bedeutung zu. Das erhöht eigentlich ihre Attraktivität, doch scheuen sich Frauen offenbar, Führungspositionen innerhalb der Hochschule zu übernehmen. Liegt es daran, dass Frauen diskriminiert werden, oder haben sie einfach andere Prioritäten?
Der Verdacht liegt nahe, dass Frauen sich dem Wettkampf um ein Dekanatsamt gar nicht erst stellen, weil man ihnen weniger Führungskompetenz zutraut als Männern. Das Risiko ist hoch, dass Frauen nicht gegen dieses Rollenklischee angehen und eine Führungsposition für sich gar nicht erst in Erwägung ziehen. Zum anderen können sie die «maskuline Deutung» des Amtes gegebenenfalls als unattraktiv empfinden. So werden sie auch seltener für ein Dekanatsamt ins Gespräch gebracht.
Henningsen wies auch darauf hin, dass sich Frauen in administrativen Leitungspositionen erwiesenermassen stärker für universitäre Diversitätsziele einsetzen als Männer.
Ein weiterer Aspekt betrifft die Qualifikation. Für Frauen, die akademische Leitungspositionen anstreben, seien Leistungsnachweise im Bereich der Führung sehr wichtig, sagte Henningsen, sie trügen dazu bei, Diskriminierungen bei den Auswahlverfahren und Beförderungen zu verhindern. Anders als erwartet, gelten familiäre Betreuungspflichten dagegen nicht mehr als Hinderungsgrund für eine Empfehlung.
Henningsen nannte einige mögliche Massnahmen zur Erhöhung des Frauenanteils in akademischen Führungspositionen: Klares Profil des Amtes, mehr Transparenz in Bezug auf die Aufgaben sowie Berufung von mehr Frauen, um den Kandidatinnen-Pool zu vergrössern. Und Vorbilder seien wichtig. Frauen würden eher dazu neigen, ein Dekanatsamt zu übernehmen, wenn es bereits andere Frauen im Amt gegeben habe.
Zudem müssten Möglichkeiten geschaffen werden, das Amt zu flexibilisieren und für zeitliche Entlastung zu sorgen. Das sei gerade für Frauen wichtig, sagte Henningsen, denn nach wie vor seien sie in der eigenen Familie deutlich mehr mit Familien- und Haushaltstätigkeiten belastet als ihre Ehemänner oder Partner.
Im anschliessenden Podiumsgespräch mit Levke Henningsen, Gabriele Siegert (Vize-Rektorin), Beatrice Beck Schimmer (Direktorin Universitäre Medizin) und Klaus Jonas, (Dekan der Philosophischen Fakultät) wurde das Thema aus persönlicher Sicht der Teilnehmenden analysiert. Moderiert wurde das Gespräch von Katja Rost, Soziologieprofessorin an der UZH.
Die Rednerinnen und Redner betonten, dass das Amt des Dekans oder der Dekanin anspruchsvoll und zeitintensiv sei, und dass wenig Zeit bleibe für die Forschung. Die Dekanin der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, Brigitte Tag, meldete sich aus dem Publikum: «Für das Amt muss man extrem resilient sein», sage sie. Beatrice Beck Schimmer plädierte für mehr Job-Sharing. Dekan Klaus Jonas meinte, es sei schwierig, das Amt zu teilen. Zwar sei es wichtig, bestimmte Aufgaben zu delegieren, doch die gesamte Führungsverantwortung müsse in einer Hand liegen.
Alle Beteiligten waren sich einig, dass es wichtig sei, sich vor der Amtsübernahme ein genaues Bild von den künftigen Aufgaben zu machen. Weiterbildung in Führungs- und Managementaufgaben seien unbedingt notwendig. Vize-Rektorin Gabriele Siegert wies darauf hin, dass die Universität Zürich das Weiterbildungsangebot für Professorinnen und Professoren mit Führungsaufgaben ausgebaut hat.
Auf Katja Rosts Frage, ob es unter den im Publikum anwesenden Professorinnen Interessentinnen für das Amt einer Dekanin gebe, blieb es allerdings ruhig im Saal. Vielleicht muss der Wunsch, Führungsaufgaben zu übernehmen, doch erst noch wachsen.