Navigation auf uzh.ch
Hipster, Hacker oder Hustler? Das war eine der ersten Fragen, die sich die Teilnehmenden des UZH Innovators Camps während des Speed-Datings gegenseitig stellten. Es ging darum, festzustellen, welche der Unternehmertypen ihren persönlichen Stärken entsprachen. Hipster sind die Designer, die dafür sorgen, dass das Produkt den Benutzer anspricht und einen Mehrwert darstellt. Hacker dagegen sind die Entwickler, die sicherstellen, dass die Technologie und die Lösung funktionieren. Und Hustler sind die Businessversierten, die das Unternehmen profitabel machen und halten. Schnell bildeten sich unter den 21 Teilnehmenden fünf gemischte Teams. Sie nahmen am ersten UZH Innovators Camp teil, das Mitte Juli an der UZH stattfand.
Das Innovators Camp richtete sich an Studierende und junge Forschende der UZH, ZHdK und ETHZ, die sich für Unternehmertum interessieren: Wie eine Projekt- oder Forschungsidee unternehmerisch umsetzen? Wie die Idee weiterentwickeln bis zur überzeugenden Präsentation der Geschäftsidee? Fragen, mit denen sich die Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Gebieten wie Naturwissenschaften, Medizin, Wirtschaft, Design, Linguistik und Psychologie während des einwöchigen Camps gezielt beschäftigten.
Praxisnah an Geschäftsideen arbeiten
Darüber hinaus ging es darum, praxisnah mit Gleichgesinnten an ihren Geschäftsideen zu arbeiten, unternehmerische Kompetenzen und Methoden zu erlernen, in multidisziplinären Teams zu arbeiten und das Netzwerk zur Startup-Szene in Zürich aufzubauen.
«Bring your own idea and share your knowledge! Das ist das Motto des UZH Innovators Camps», sagt Maria Olivares, Leiterin der Gruppe Innovation der Abteilung Forschung, Innovation und Nachwuchsförderung, die das Camp zusammen mit ihrem Team und Elke Zappe, Direktorin des BioEntrepreneurship & Innovation Program, sowie mit dem Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, Harald Gall, organisiert hat.
«Wir haben mit dem UZH Innovators Camp einen Ort des interdisziplinären Zusammentreffens geschaffen, für den im universitären Alltag oft zu wenig Raum ist», erklärt Olivares. Dabei seien gemischte Startup-Teams zentral für den Erfolg eines Geschäftsvorhabens, denn komplementäre Fähigkeiten und Wissen gelte es gezielt zu ergänzen.
Das Camp ist als intensives Sommercamp konzipiert, das praxisnahe Trainings zu Ideation und Design-Thinking mit Vorträgen von Unternehmern und Expertinnen und Experten aus verschiedenen Branchen, wie zum Beispiel Bio-/MedTech, InsureTech oder GameDesign und der Startup-Szene sowie Firmenbesuche kombiniert.
Das UZH Innovators Camp fand dieses Jahr im Bio-Technopark in Schlieren statt. Sieben Tage arbeiteten insgesamt fünf Teams an ihren Ideen, darunter die Produktion von kostengünstigen Beinprothesen aus recycelten Materialien, eine Softwarelösung zur Zuchtstrategie von Labormäusen, intelligente Sensortechnologie für das Monitoring von Strassenschäden sowie einen Patientenschnelltest zur Bestimmung des Eisenspiegels.
Die junge Zell- und Mollekularbiologin Deana Mohr und ihr vierköpfiges Team arbeiteten ebenfalls an ihrem Startup-Projekt. Mohr ist Expertin für das Forschungsgebiet «Tissue Engineering and Regenerative Medicine». Seit 2017 ist sie als Clinical Project Manager und Coordinator an der UZH und am Universitätsspital Zürich für das Forschungsprojekt «MUS.I.C» verantwortlich. Mit Musik hat ihr Forschungsvorhaben jedoch nichts zu tun. Das Kürzel steht für «Multisystem Cell Therapy for Improvement of Urianry Continence» und dahinter steckt ein neuartiger Therapieansatz, um Harninkontinenz zu verhindern.
Harninkontinenz ist nicht nur ein Leiden, das ältere Menschen betrifft, besonders häufig kommt es auch bei Müttern nach der Geburt ihres Kindes vor. Mit einer neuen Methode, die am Universitätsspital entwickelt wurde – Deana Mohr ist dort Projektkoordinatorin – kann diesem lästigen Leiden ein Ende gesetzt werden. Dabei wird das Blasenschliessmuskelgewebe mit körpereigenen neuen Muskelvorläuferzellen repariert. Wenige Muskelzellen werden dazu dem eigenen Geweben entnommen, etwa aus der Wade, und dann gezüchtet. Sie sorgen nach einem kleinen Eingriff dafür, dass der unkontrollierte Harnfluss gestoppt wird.
Es ist nicht nur die Forschung, die Deana Mohr fasziniert. Seit mehr als zwei Jahren interessiert sie sich für die Translation von Wissenschaft in ein marktfähiges Produkt. Mohr sieht in dem neuen Therapieansatz enormes Potential zur Behandlung der an Inkontinenz erkrankten Patienten. Bestärkt wird sie, durch das positive Feedback der Experten, die während des Camps im direkten Kontakt mit allen Teams standen. «Zum Teil haben wir entsprechenden Input in der Woche bereits umgesetzt und zum Teil werden wir diesen für die zukünftigen Schritte bei der Erarbeitung berücksichtigen» sagt Deana Mohr.
In regelmässigen Pitch-Trainings wurden alle Teilnehmende auf die finale Präsentation am letzten Tag des UZH Innovator Camps vorbereitet. In seiner Grussbotschaft aus den USA wünschte auch Harald Gall allen Teams viel Erfolg und unterstrich nochmals die Wichtigkeit des Pitches, der überzeugend, prägnant und zu jeder Zeit und in jeder Situation abrufbar sein sollte. Vor einer Jury, bestehend aus Professoren, erfahrenen Gründern aus dem Life Science Bereich und Experten des Schweizer Start-Up-Ökosystems, hielten schliesslich alle fünf Teams ihren Pitch. Mohr überzeugte die Jury mit „MUS.I.C“ und gewann mit ihrem Team einen «Excellent Business Pitch Award». Ausser Deana Mohr wurden noch zwei weitere Projekte ausgezeichnet. (siehe Kasten)
Auf die Frage, wie es für Deana Mohr weitergeht, antwortet sie spontan: «Die To-Do-Liste ist zwar lang, aber mit der Energie, die ich vom Camp bekommen habe, bin ich sehr motiviert, die Geschäftsidee zu verwirklichen.» Unterstützung wird Mohr auch im BioEntrepreneurship & Innovation (BEI) Program erhalten, an dem sie noch dieses Jahr teilnehmen wird.
Auch Maria Olivares zieht eine positive Bilanz des ersten UZH Innovators Camp. «Das Interesse am UZH Innovators Camp war gross», sagt die Organisatorin. «Wir konnten inspirieren und den Unternehmergeist der Studierenden und jungen Forschenden anregen. Das Feedback aller Teilnehmenden und Referenten war überwältigend. Es wird weitere Camps geben.»