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Graduate Campus Jahresveranstaltung

Spielerisch forschen

Der Graduate Campus widmete seine Jahresveranstaltung dem Thema «Kreativität und Wissenschaft». Das Improvisationstheater «anundpfirsich» bescherte dem Publikum einen vergnüglichen Anlass zum Mitmachen. Dabei wurden auch die diesjährigen Mercator Awards verliehen.
Adrian Ritter
Wissenschaft und Kreativität können Hand in Hand gehen, wie das Improvisationstheater «anundpfirsich» an der Jahresveranstaltung des Graduate Campus zeigte. (Bild: Laura Herrera)

 

Fördern, vernetzen und beraten: Der Graduate Campus der Universität Zürich (GRC) unterstützt Nachwuchsforschende auf vielfältige Weise. Dazu gehört neben Grants und einem umfangreichen Kursprogramm auch, die Leistungen junger Forscherinnen und Forscher an der UZH sichtbar zu machen. Eine solche Gelegenheit bot die Jahresveranstaltung des Graduate Campus vom vergangenen Dienstag. Sie war dem Thema «Kreativität und Wissenschaft» gewidmet. «Wertschätzung und Respekt sind der Nährboden für Kreativität», sagte GRC-Direktorin Ulrike Müller-Böker.

Das Improvisationstheater «anundpfirsich» sorgte dafür, dass die Gäste gleich selber kreativ werden konnten. So wurde man etwa aufgefordert, seine Sitznachbarn zu begrüssen – und zu loben. In einer anderen Spielszene half eine Person aus dem Publikum den Theaterleuten, ohne Worte mittels Gestik ein Ratespiel zu lösen.

Zudem zeigte «anundpfirsich», wie sich Kreativität mit einfachen Methoden üben lässt: Etwa indem zwei Personen gemeinsam eine Geschichte erzählen, indem sie abwechselnd nur je ein Wort beitragen dürfen. Da ist Schlagfertigkeit gefragt.

Kreative Chorprobe

Dass Kreativität und Wissenschaft zusammengehören, betonte auch Prorektorin Gabriele Siegert in ihrem Referat: «Wissenschaftlicher Fortschritt ist nicht im Detail planbar.» Sie veranschaulichte dies mit der Erfindung der Post-it-Zettel. Die Idee dazu kam dem US-Chemiker Art Fry während der Probe des Kirchenchors. Als ihm die Lesezeichen ständig aus den Notenheften fielen, kam ihm die zündende Idee: kleine Haftzettel, die sich wieder von den Blättern lösen lassen.

Den entsprechenden Klebestoff hatte ein Arbeitskollege von Art Fry in der Firma 3M bereits entwickelt – und als vermeintlichen Fehlschlag verworfen. Jetzt war die Zeit reif, ihn zu nutzen: Die Post-it wurden zum Welterfolg. Das war auch dem Umstand zu verdanken, dass die Firma ihren Mitarbeitenden erlaubte, 15 Prozent ihrer Arbeitszeit für Projekte eigener Wahl zu nutzen.

Zeit zum Nachdenken

Auch die UZH sei ein idealer Ort für kreatives Tun, sagte Gabriele Siegert: Hier kommen unter anderem das nötige Fachwissen und anregende internationale Kontakte zusammen, um Neues zu schaffen. Nötig sei dazu aber auch Musse zum Nachdenken und Zeit, um Neues auszuprobieren. «Wir sollten uns dafür einsetzen, dass Freiräume, die echte Heureka-Momente ermöglichen, bewahrt bleiben – gerade auch für Nachwuchsforschende», sagte Siegert.

Mercator Awards verliehen

Drei besonders innovative Doktorierende und Postdoktorierende der UZH wurden anschliessend mit dem diesjährigen Mercator Award ausgezeichnet. Die mit je 5000 Franken dotierten Auszeichnungen werden für Arbeiten von erstklassiger wissenschaftlicher Qualität vergeben, die inter- oder transdisziplinär angelegt und von gesellschaftlicher Relevanz sind.

Die Immunologin Natalia Arenas-Ramirez entwickelte einen neuen Antikörper – nach ihren Initialen als NARA1 genannt. Dieser bindet an das künstlich hergestellte Protein Interleukin-2, welches in der Immuntherapie bei Krebs eingesetzt wird. NARA1 verhindert unerwünschte Nebenwirkungen und verstärkt die Wirksamkeit von Interleukin-2.

Der Theologe Christoph Heilig ging in seiner Forschung der Frage nach, ob die Bibel als Quelle einer kritischen Auseinandersetzung mit staatlicher Macht dienen kann. Er hat dazu in den Schriften von Paulus nach versteckter politischer Kritik am Römischen Reich gesucht – und wurde fündig. Entsprechend dürfe die Bibel durchaus als Quelle für einen kritischen Umgang von Christen mit politischer Macht betrachtet werden.

Der Ökonom Bruno Caprettini untersuchte den strukturellen Wandel in der Wirtschaft –insbesondere Prozesse der Industrialisierung. In einer wirtschaftshistorischen Arbeit analysierte er zudem die Revolte der landwirtschaftlichen Arbeiter gegen Dreschmaschinen in England um 1830 und konnte zeigen, welche Umstände dabei mitspielten.