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In seinen Labors auf dem Irchel-Campus der UZH erarbeitet der Quantitative Biologe Bernd Bodenmiller die Grundlagen, aus denen neue Krebstherapien entwickelt werden könnten. Entscheidend dafür ist, den Krebs in allen Details zu kennen. Je besser seine Zusammensetzung und sein Verhalten bekannt sind, umso gezielter und erfolgreicher kann er bekämpft werden.
Bodenmillers Spezialität ist die Massenzytometrie, die es erlaubt, einzelne Zellen und ihr Zusammenspiel zu analysieren. Bodenmiller hat die Methode weiterentwickelt zur bildgebenden Massenzytometrie. «Wir können heute Bilder des Gewebes generieren, die uns zeigen, welche Zellen wo vorhanden sind, was sie machen und wie sie interagieren und kommunizieren.»
Wie das aussieht, zeigt er anhand einer an Krebs erkrankten weiblichen Brust. «Hier sehen wir den Milchkanal, der von Krebszellen befallen ist, die blau eingefärbt sind.» In der Brust werden noch andere blaue Zonen sichtbar und solche, die grün sind. «Das sind die Immunzellen. Je nach Immunzelltyp kann dies für die Patientin gut oder schlecht sein», sagt der Biologe. «Eine Stärke unserer Methode ist, dass wir genau solche Unterschiede vermessen können.»
Auch die Interaktionen zwischen den Zellen geben Aufschluss darüber, wie weit der Tumor entwickelt ist und wie aggressiv er sich verhält. Aus dem umfassenden Gesamtbild des Ökosystems «Tumor» lassen sich zum Beispiel Behandlungsmethoden ableiten. «Wir können die Brustkrebspatientinnen sehr präzise in Gruppen einteilen, die aufzeigen, wie lange die Patientinnen potenziell überleben», sagt Bernd Bodenmiller. Für seine Studie hat er Daten von Brustkrebspatientinnen ausgewertet und ihre Überlebens-zeit verglichen mit dem Verhalten der Zellen im ursprünglichen Tumor.
Dank der Auswertung von Tumordaten und Daten aus der Klinik kann Bodenmiller Brustkrebspatientinnen genau kategorisieren. «Damit ist für sie aber noch nicht viel gewonnen», sagt er, «denn entscheidend ist, dass man die Frauen in der Klinik behandeln kann.» Dazu muss der Graben zwischen der statistischen Analyse und der Behandlung durch die Ärzte überwunden werden. «Das ist die grosse Herausforderung der Präzisionsmedizin: Wir müssen die interessanten Befunde der Grundlagenforschung zum Patienten bringen.»
Um dieses Ziel besser und schneller zu erreichen, müssten Grundlagenforscher und Kliniker noch näher zusammenarbeiten. Denn sie wüssten gegenseitig noch viel zu wenig, wie sie ticken, welche Probleme sie haben und welche sie gemeinsam lösen könnten, sagt Bodenmiller: «Idealerweise wären wir unter einem Dach, wie ich das in Stanford erlebt habe, wo man sich jeweils im Kaffeeraum traf und austauschen konnte.» Auf jeden Fall müsse eine Kultur geschaffen werden, wo Kliniker und Grundlagenforscher miteinander arbeiten und «die Köpfe zusammenstecken können, um neue Lösungen zu finden», wünscht sich der Forscher. Ein Schritt in diese Richtung ist das Zentrum für Präzisionsmedizin, das UZH, ETH und die universitären Spitäler gemeinsam planen.