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Seit letztem Jahr fördert swissuniversities mit dem SUDAC-Grant Kooperationsprojekte Schweizer Hochschulen und dem Globalen Süden. Swissuniversities orientiert sich dabei an den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen. Dieses Jahr werden mit Bettina Dennerlein und Christian Huggel erstmals zwei UZH-Forschende mit einem SUDAC-Grant gefördert.
Die Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich auf verschiedenste Weise, und stellen insbesondere Entwicklungsländer vor grosse Herausforderungen: In Peru etwa bereiten die abnehmenden Wasserressourcen durch die schmelzenden Gletscher zunehmend Probleme, während Kaffeebauern in Kolumbien mit steigenden Temperaturen und den damit einhergehenden Insektenplagen ihre Bohnen nicht länger in den gewohnten Höhenlagen anbauen können. Eine Anpassung an die veränderten Klimabedingungen ist nötig: «Nur so können wir eine nachhaltige Entwicklung sicherstellen», sagt UZH-Geograf Christian Huggel.
Doch eine sinnvolle Anpassung an den Klimawandel bedingt umfassendes, interdisziplinäres Wissen, das bislang nur ansatzweise an Schweizer und ausländischen Hochschulen vermittelt wird. Dem will Christian Huggel mit einem neuen SUDAC-Projekt entgegnen: Mit der sogenannten «Joint Knowledge Production» vernetzt das Projekt-Team die vielfältige wissenschaftliche Expertise mehrerer Länder mit politischen Entscheidungsträgern und zivilen Gruppierungen, um gemeinsam neues Wissen über eine erfolgreiche Klimaanpassung zu erarbeiten und zu teilen. «Für globale Probleme müssen wir auch gemeinsam vorwärts gehen», erklärt Huggel.
Sein Projekt «Strenghtening capacities and resilience in climate adaption» steht unter der Schirmherrschaft der UZH und wird von der ETH Zürich, der Zürcher Hochschule der Künste und der Berner Fachhochschule sowie fünf Institutionen in Peru, Kolumbien, San Salvador, Indien und Nepal. Dabei kann die Schweiz beispielsweise ihre traditionsreiche Expertise im Bereich der Gletscher- oder Risikoforschung einbringen, während etwa Indien wichtige Erfahrungen in der Klimatologie der Himalayaregion einbringt oder Peru zu sozialen und kulturellen Fragen, die die veränderten Umweltbedingungen mit sich führen. Dadurch schaffen die Forschenden ein neues Netzwerk, welches das bislang global stark gestreute Wissen zur Klimaadaption bündelt und stärkt. Das SUDAC-Programm wird dabei von swissuniversities und den beteiligten Hochschulen mit rund 900‘000 Franken unterstützt.
In der jetzigen Eröffnungsphase des Projekts suchen die Forschenden der jeweiligen Hochschulen nach vorhandenen Wissenslücken im Bereich der Klimaanpassung, um diese in einem nächsten Schritt gemeinsam mit ihren Partnerinstitutionen zu füllen. Dafür erarbeiten sie zum Beispiel neue Publikationen, Lehrmaterialien und Ausbildungskurse. Im kommenden Winter findet dann ein erster gemeinsamer Workshop statt, bei dem die Partner konkrete Fälle – etwa Schutz vor Naturkatastrophen in Nepal oder Wasserproblematik in Peru – einbringen werden. Gemeinsam werden diese Probleme analysiert und dabei mögliche Lösungen aus der Forschung in die Praxis umgesetzt.
«Unser Ziel ist es, mit dem neu geschaffenen Netzwerk einen fruchtbaren Boden für internationale koordinierte Forschung und Lehre zu bieten», sagt Huggel. Längerfristig soll das Netzwerk noch mit weiteren Partnern ausgebaut werden, und zusätzliche finanzielle Mittel sichergestellt werden. Man befinde sich bereits im Gespräch mit weiteren ausländischen Universitäten, sagt Huggel. Er betont dabei den kooperativen Aspekt des Netzwerks: «Wir schreiben nicht vor, wir arbeiten gemeinsam an globalen Problemen.»
Die Gender- und Islamwissenschaftlerin Bettina Dennerlein erhält einen SUDAC-Grant für die Etablierung einer gemeinsamen Plattform der Schweiz, Nordafrikas und des Mittleren Ostens zur Erforschung und Vermittlung von Gender- und Gleichstellungsthemen. Vom Lehrstuhl für Gender Studies und Islamwissenschaft der UZH koordiniert handelt es sich bei dem Projekt um eine Zusammenarbeit der UZH mit der Universität Genf und der Fachhochschule Nordwestschweiz mit Hochschulen und Forschungszentren in Marokko, Ägypten sowie im Libanon. Swissuniversities und die beteiligten Hochschulen unterstützt das Projekt mit rund 440'000 Franken.
Ziel des Projekts «PRO GED – Promoting Gender Equality and Diversity through Shared Knowledge Production» ist es, gemeinsam mit sozial und politisch bedeutsamen Regionen im globalen Süden wissenschaftliche Kompetenzen aufzubauen, um die komplexen Herausforderungen der Gleichstellung und der Diversity in unserer globalisierten Gesellschaft anzugehen. Denn hierzulande wie auch im globalen Süden bestehen beispielsweise weiterhin tief verankerte geschlechterspezifische Rollenbilder, unterschiedliche Rechte sowie ein ungleicher Zugang zum Arbeitsmarkt von Männern und Frauen.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler treten über vielfältige Zugänge an die Thematik heran: Das Teilprojekt «Erinnerung und Geschlecht» soll etwa beleuchten, wie in diversen Archiven die Entstehung von Geschlechterungleichheiten dokumentiert wurde, und wie diese Archivierung die Ungleichheiten weiter aufrechterhalten. Ein weiteres Thema ist die Entwicklung und die Verbreitung von Wissen zu Gender und Diversity in öffentlichen und privaten Organisationen. Dies betrifft etwa die Frage nach der Einführung von Gleichstellungspolitik in Unternehmen und die entsprechende Anpassung der Arbeitsstellen. Zudem soll auch untersucht werden, warum in Europa manche Gruppen wie etwa politische Flüchtlinge oder Frauen als schutzbedürftig betrachtet, während beispielsweise Prostituierte oder verschleierte Frauen als Bedrohung wahrgenommen werden. Ähnliche Diskrepanzen existieren dabei auch in den Partnerländern.
Dennerlein betont die Notwendigkeit eines solchen internationalen und transkulturellen Austausches mit Partnerinstitutionen im globalen Süden: «Gemeinsam können wir neue Blickwinkel auf bestehende Strukturen und Konzepte entwickeln, und so jeweils spezifisch verfasste Geschlechterungleichheiten erkennen und gemeinsam bekämpfen.» Dabei gehe es nicht darum, aus der Perspektive von Schweizer Hochschulen Lösungen für den Globalen Süden zu finden, sondern mit den Partnerinnen und Partnern über kultur- und nationenübergreifende Fragen nachzudenken. Aus diesem Grund legen die Forschenden besonderen Wert auf das gemeinsame «Forschen mit» statt dem «Forschen über» den globalen Süden.