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Augenmedizin

Kampf gegen das Erblinden

UZH-Augenspezialist Farhad Hafezi hat eine Methode mitentwickelt, die Menschen vor der Erblindung bewahrt. Um seine Forschung über die Hornhaut weiter voranzutreiben, leitet er seit kurzem auch ein zweites Forschungsteam an der Universität von Südkalifornien in Los Angeles.
Marita Fuchs
Blinder Junge in Indien: Augeninfekte werden häufig durch Bakterien und Pilze verursacht..

Farhad Hafezi ist ein viel beschäftigter Mann. Der 49-jährige Spezialist für die Zellbiologie des Auges forscht an der UZH speziell über die Ursachen von Hornhauterkrankungen. Ab August 2017 leitet er zusätzlich ein Forschungslabor an der Universität von Südkalifornien in Los Angeles (USC). Die Kooperation zwischen den Universitäten im Bereich der Hornhaut-Biomechanik sei für beide Seiten von Vorteil, sagt Hafezi.

Cross-Linking bei Verformung der Hornhaut

Einige Jahre zuvor hat Hafezi die «Cross-Linking-Methode» mitentwickelt, mit der man die Augenkrankheit Keratokonus aufhalten kann. Sie ist in den westlichen Ländern eine der häufigsten Ursachen für eine schwere Sehbehinderung bei Kindern Jugendlichen. 20 Mal häufiger als in der übrigen Bevölkerung kommt der Keratokonus bei Kindern mit Down-Syndrom vor. Die Krankheit verursacht eine Ausdünnung und Verformung der Hornhaut des Auges. Diese wölbt sich dabei so stark vor, bis sie reisst und eine Erblindung droht. Mit der Cross-Linking-Methode – der Quervernetzung der Hornhaut – kann der Riss gestoppt werden.

Beim Cross-Linking-Verfahren öffnet Hafezi die Versiegelungsschicht der Hornhaut und appliziert Vitamin-B2-Tropfen. Durch Bestrahlung mit UVA-Licht wird das B2-Vitamin Riboflavin aktiviert und die Kollagenfasern der Hornhaut werden wieder miteinander verbunden. So entsteht bei der Quervernetzung der Hornhaut und ein engmaschiges Netz, das die Hornhaut stabilisiert. Innert Minuten wird die Hornhaut verfestigt, weitere Risse werden so verhindert. «Die Erfolgsquote liegt zwischen 93 und 97 Prozent», sagt Hafezi.

Es ist ein relativ einfaches Verfahren, das – rechtzeitig angewendet – viel Leid ersparen kann. «Weil vor allem Kinder und Jugendliche betroffen sind, sind auch Kinderärztinnen und -ärzte gefragt, die die jungen Patientinnen und Patienten rechtzeitig zum Augenarzt überweisen sollten», sagt Hafezi. Insgesamt leiden in der Schweiz etwa 5000 Menschen an Keratokonus.

Freut sich auf die Zusammenarbeit mit der grössten universitären pädiatrischen Forschungsinstitution der USA, dem «Children’s Hospital Los Angeles»: UZH-Augenspezialist Farhad Hafezi.

Cross-Linking bei Infektionen des Auges

2008 entdeckte Hafezi zusammen mit anderen Forschenden, dass die Cross-Linking-Methode nicht nur beim Keratokonus, sondern auch bei Infektionen der Hornhaut wirkt. Hornhautinfekte sind die dritthäufigste Erblindungsursache weltweit. Die WHO rechnet mit rund 1 Million Menschen, die pro Jahr allein auf dem indischen Subkontinent davon betroffen sind. Weltweit sind es etwa 6 bis 8 Millionen Menschen pro Jahr.

Infektionen des Auges werden im subtropischen Ländern häufig durch Bagatellverletzungen verursacht: etwa durch die Verletzung des Auges an einem harten Blatt oder spitzen Ast. Bakterien und Pilze können dann ungehindert ins Auge gelangen und besiedeln die verletzte Stelle; das schwülwarme Klima treibt die Infektion schnell voran. In westlichen Ländern sind hauptsächlich Kontaktlinsenträger von Infektionen betroffen.

In der Regel helfen bei den Infektionen Antibiotika. Doch was tun bei Antibiotikaunverträglichkeit und Antibiotikaresistenzen? «Uns gehen langsam die Mittel gegen Infektionen aus», befürchtet Hafezi. Mit der Cross-Linking-Methode habe man eine gute Alternative zur Einnahme von Antibiotika, denn dabei werden alle Bakterien abgetötet, auch diejenigen, die antibiotikaresistent sind. Zudem, und das macht das Cross-Linking so interessant, tötet die Methode gleichzeitig auch Pilze ab, was für gemischte Infektionen – aus Pilzen und Bakterien – vor allem in warmen Ländern essentiell ist.

Zusammenarbeit mit dem grössten Kinderspital Kaliforniens

Farhad Hafezi hat eine interessante Vita: Er ist Forscher, Kliniker, Gründer eines Spin-offs und eines privaten Instituts, war Ordinarius und Klinikdirektor an der Augenklinik des Universitätsspitals Genf, wechselte wieder zurück in die Privatwirtschaft für seine klinische Tätigkeit und dann an die UZH, wo er als Forschungsleiter ein Team am «Center for Applied Biotechnology & Molecular Medicine» (CABMM) leitet.

«Mir ist es wichtig, den Ursachen von Hornhauterkrankungen auf den Grund zu gehen und ich suche dazu die besten Forschungsbedingungen», sagt Hafezi. Die Forschung und Arbeit des Mediziners, der in Deutschland geboren wurde, mit 12 Jahren nach Fribourg im Üechtland zog, an den Universitäten Fribourg und Bern studierte und doktorierte und sich an der UZH habilitierte, dreht sich um Krankheit und Verletzungen der Hornhaut des menschlichen Auges. Hafezi und sein Team arbeiten daran, mehr über die Zellbiologie der Hornhaut zu erfahren.

Ergänzend hat er nun neben seinem Team an der UZH eine zweite Forschungsgruppe aufgebaut: An der Universität von Südkalifornien in Los Angeles leitet er das «Laboratory for Ocular Cell Biology & Corneal Biomechanics». Von der Forschungsinfrastruktur in LA ist Hafezi beeindruckt. «Die Amerikaner haben bis jetzt noch keine grosse Erfahrung mit der Cross-Linking-Methode, sie sind deshalb sehr interessiert daran», sagt Hafezi. Von grossem Vorteil in Los Angeles sei die Zusammenarbeit mit der grössten universitären pädiatrischen Forschungsinstitution der USA, dem «Children’s Hospital Los Angeles» (CHLA). Denn noch wissen die Forschenden nicht, wie lange die Cross-Linking-Therapie bei ganz jungen Patienten und Kindern wirkt. Durch das CHLA haben Hafezi und sein Team nun einen grossen Pool an Patienten und Patientinnen für Phase 3 seiner klinischen Studie zum Cross-Linking-Verfahren. Auf das Ergebnis darf man gespannt sein.