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Charles Rodolphe Brupbacher Preis 2017

Keine Scheu vor den grossen Fragen der Wissenschaft

Gestern erhielten drei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Charles Rodolphe Brupbacher Preis. Damit wurden ihre bahnbrechendenden Arbeiten ausgezeichnet. UZH-Rektor Michael O. Hengartner ist Co-Präsident der Charles Rodolphe Brupbacher Stiftung.
Magdalena Seebauer
An der Preisverleihung: Michael O. Hengartner, Rektor der UZH und Co-Präsident der Stiftung, Sir Adrian Bird von der University of Edinburgh, Laurence Zitvogel vom Gustave Roussy Cancer Center in Paris, Guido Kroemer von der Université Paris Descartes und Georg C. Umbricht, Präsident der Stiftung (v.l.n.r).

Am gestrigen Abend standen drei herausragende Forscherpersönlichkeiten im Mittelpunkt, die Antworten auf einige der brennendsten Fragen zur Behandlung von Krebserkrankungen gefunden haben. In ihren Dankesreden richteten sie sich vor allem an die Nachwuchsforschenden im Publikum.

Einer der Charles Rodolphe Brupbacher-Preise ging an das Forscherpaar Laurence Zitvogel vom Gustave Roussy Cancer Center in Paris und Guido Kroemer von der Université Paris Descartes. Wie das Immunsystem die Entstehung und die Behandlung von Krebs beeinflusst, ist die zentrale Frage ihrer Arbeiten. Zitvogel fand heraus, dass bestimmte Krebsmedikamente das Immunsystem anregen und dazu führen, dass die körpereigenen Abwehrmechanismen zur wirkungsvollen Beseitigung der Krebszellen beitragen. Sie konnte zeigen, dass dabei besonders auch die Darmbakterien eine Schlüsselrolle spielen, und zwar nicht nur bei Krebserkrankungen im Darm, sondern im ganzen Körper.

Selbstmordprogramm der Zellen entschlüsselt

Dank Kroemers Forschung wissen wir heute, was den programmierten Zelltod auslöst. Dieses «Selbstmordprogramm» ist Teil des natürlichen Stoffwechsels der Zelle und spielt eine wichtige Rolle bei der Krebsentstehung. Kroemer konnte nachweisen, dass es das Durchlässigwerden der Membran der Mitochondrien – der Kraftwerke der Zelle – ist, das den zentralen Auslöser für das Zugrundegehen einer Zelle darstellt. Sterbende Zellen lösen eine Immunreaktion aus, die wiederum den Körper unterstützt, die Krebszellen zu eliminieren. Gemeinsam hat das Forscherpaar mit diesen Erkenntnissen das Verständnis der modernen Krebstherapie revolutioniert.

Miteinander, nicht gegeneinander arbeiten

Wie sich die vielen Stationen ihrer wissenschaftlichen Laufbahn bis zu ihrer heutigen Position aneinandergereiht haben, illustrierte Zitvogel in ihrem Referat mit einem sehr persönlichen Potpourri von Bildern. Entscheidend sei nicht nur Kreativität, Intuition und harte Arbeit, sondern mindestens so sehr, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein und die richtigen Menschen kennenzulernen.

Kroemer ermutigte die zahlreichen jungen Forschenden im Publikum, selbst die ganz persönliche Forschungsfrage zu definieren. «Und das sollte eine grosse Frage sein», betonte er. Daneben sei ein gutes Mass an Unternehmertum gefragt. Karriereschritte sollten sorgfältig geplant werden. Und nicht zuletzt sei Networking ein Schlüsselelement. Die Kollegen dazu zu bringen, miteinander anstatt gegeneinander zu arbeiten, das müsse das Ziel sein.

Herkömmliches Wissen stets hinterfragen

Den zweiten Preis erhielt Sir Adrian Bird von der University of Edinburgh. Er ist einer der Pioniere auf dem Gebiet der Epigenetik: Trotz identischer Erbinformationen können unterschiedliche Zellen entstehen. Ständig werden kleine Moleküle an das Erbgut angehängt und wieder entfernt und führen so zu einem An- und Abschalten der einzelnen Gene. Der Grossteil des menschlichen Erbguts trägt solche Markierungen, ausser in bestimmten Regionen, den sogenannten CpG-Inseln. Bird fand heraus, dass gewisse Eiweisse an diese CpG-Inseln binden und die epigenetische Markierung beeinflussen. Seine Erkenntnisse haben eine herausragende Bedeutung für die Entstehung von Krebs, aber auch von bestimmten neurologischen Erkrankungen.

In seinem Referat machte sich Bird für die Grundlagenforschung stark, auch wenn oft eine spätere Anwendung nicht ersichtlich sei. Eindrücklich schilderte er, wie die molekularbiologische Forschung in den Siebzigerjahren vonstattenging, als er einen Forschungsaufenthalt an der Universität Zürich absolvierte. Und gab zum Abschluss den Nachwuchsforschenden ein paar Ratschläge mit auf den Weg, wie beispielsweise stets herkömmliches Wissen zu hinterfragen und dem eigenen Instinkt zu vertrauen. Und last but not least: «Geht als Postdoc nach Zürich!»

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