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Das Uralgebirge bildet eine imaginäre Grenze zwischen Asien und Europa. Über diese imaginäre Linie hinweg findet ein stetiges Wechselspiel von kultureller, gesellschaftlicher und politischer Natur statt. Man tauscht sich aus, grenzt sich ab, nähert sich wieder und passt sich an. Diese vielschichtigen Beziehungen untersucht der Universitäre Forschungsschwerpunkt UFSP «Asien und Europa» bereits seit mehr als einem Jahrzehnt. Im August dieses Jahres wird der Forschungsschwerpunkt nach einer festgelegten Maximallaufzeit nun beendet.
Im UFSP werden die wissenschaftlichen Kompetenzen und Interessen von vierzehn Disziplinen und vier Fakultäten der UZH vereint. So vernetzen sich in einer interdisziplinären Forschungsstruktur zahlreiche Forschende. Der UFSP konzentriert sich dabei auf drei thematische Felder: «Begriffe und Taxonomien» widmet sich der Suche nach Begrifflichkeiten für sprachkulturelle Phänomene in den verschiedenen Sprach- und Kulturräumen Asien und Europa. «Verflechtungsgeschichten» reflektiert über die Auflösung von politischen, kulturellen und epochalen Grenzen. Das dritte Forschungsfeld «Normen und Ordnungen» untersucht die verschiedenen kulturellen Normen und Ordnungssysteme.
Für Natalie Boehler, die im Rahmen des UFSP zu Nationalismusrepräsentationen im thailändischen Filmschaffen promoviert hat, war die Zusammenarbeit sehr bereichernd: «Man hat die Chance, in einem vielschichtigen Netzwerk zu arbeiten und sich über die Fächergrenzen hinweg auszutauschen.» Dies eröffne neue Perspektiven auf die verschiedenen Forschungsfelder, aber auch auf die eigene Forschung.
Der UFSP vermittelt seine Forschungstätigkeit einer breiten Öffentlichkeit – zum Beispiel mittels Lesungen, Podiumsdiskussionen und Vorträgen. Aktuell zeigt der UFSP eine Filmreihe aus Asien und Europa: «Grenzgänger – Grenzenlos» ist ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Filmpodium Zürich. Die Filmreihe bringt 16 ausgewählte Filmperlen aus Asien und Europa auf die Leinwand und begleitet die Vorführungen mit Podiumsdiskussionen und Gesprächen mit Filmschaffenden. Alle filmischen Werke handeln vom Umgang mit Grenzen und verstehen sich als Sinnbild der vernetzten Forschung am UFSP: «Es geht uns in den Filmen um Menschen, die geographische, politische und persönliche Grenzen berühren oder überschreiten», sagt Boehler, die an der Filmauswahl beteiligt war.
Auch die Herstellung von Filmen ist eine grenzüberschreitende Angelegenheit: «Filmwirtschaft funktioniert immer stärker transnational», sagt Boehler. Kulturschaffende und Geldgeber aus unterschiedlichen Ländern arbeiten über Grenzen hinweg zusammen. Ausserdem rücken Werke binationaler Filmemacher zunehmend ins Sichtfeld einer breiten Öffentlichkeit. Boehler erinnert dabei an den deutsch-türkischen Regisseur Fatih Akin, dessen Werke von einem diasporischen Blickpunkt geprägt sind.
Ein persönlicher Favorit unter den Filmen der Reihe ist für Boehler «Land of the Enlightened», eine Auseinandersetzung mit Fremd- und Selbstbildern in Afghanistan, das geschickt Genregrenzen zwischen Dokumentation und Spielfilm auflöst: «Als Zuschauer muss man ständig hinterfragen, welchen Realitätsgehalt die gezeigten Bilder haben», so Boehler. «Eine gewagte, aber gelungene Auseinandersetzung mit einem sehr sensiblen Thema.» Dieses stetige Hinterfragen ist gerade jetzt, wo allenthalben über «Fake-News» debattiert wird, von grosser Aktualität, sagt Boehler.