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9 Uhr
Die Zürcher Delegation trifft sich in der Hotellobby. Für die Vertreterinnen und Vertreter von Stadt und Kanton Zürich steht heute Morgen das Thema «Financial Innovation Initiative» auf dem Programm. Dazu gehört ein Besuch im Londoner Finanzdistrikt Canary Wharf. Mit Vertreterinnen und Vertretern aus Finanzbranche und Politik wird diskutiert, wie sich die Finanzindustrie wohl in Zukunft aufgrund der Digitalisierung entwickeln wird – Stichwort Fintech. Mit dabei ist seitens der UZH Informatikprofessor Abraham Bernstein. Er forscht zu dieser Frage und hat das UZH Swiss FinTech Innovation Lab mitinitiiert.
Ich interviewe derweil in der Hotellobby UZH-Rektor Michael Hengartner und will von ihm wissen, welche Bedeutung die Zusammenarbeit mit Londoner Hochschulen für die Universität Zürich hat und was ihn bisher bei seinem Besuch von «Zürich meets London» am meisten beeindruckt hat (siehe Video ganz oben.)
10 Uhr
Michael Hengartner besucht seinen Amtskollegen Rektor Michael Arthur und weitere Leitungspersonen des University College London (UCL). Sie sprechen über die bestehenden und mögliche weitere Kooperationsbereiche – und sehen solche etwa in der Biomedizin und beim Thema «Digital Society». Interessiert zeigen sich die Gesprächspartner des UCL auch an den Erfahrungen der Schweiz nach der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative. Kein Wunder, die «Brexit»-Abstimmung vom 23. Juni rückt näher.
Viele britische Wissenschaftler blicken mit Bangen auf einen möglichen Austritt Grossbritanniens aus der EU. Was würde das für die Hochschulen bedeuten? Die Gruppe Scientists for EU befürchtet, dass der Brexit die Teilnahme Grossbritanniens an den EU-Forschungsprogrammen in Frage stellen und die Mobilität der Forschenden erschweren wird. Die Gruppe Scientists for Britain sieht dies wenig überraschend anders. Beide Lager beziehen sich interessanterweise immer wieder auf die Erfahrungen der Schweiz. Klar ist, dass eine grosse Mehrheit der britischen Forschungsgemeinschaft sich gegen einen Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU ausspricht – gemäss einer im März publizierten Umfrage der Zeitschrift Nature sind es 83 Prozent.
14 Uhr
Von der Ebene «Schweiz und Grossbritannien» zurück zur Ebene «Zürich und London». Ich erhalte ein Email von Stadtpräsidentin Corine Mauch. Sie antwortet auf die Fragen, die ich ihr gestellt hatte.
Welche Bedeutung hat London für Zürich, warum ist eine Vernetzung sinnvoll? Corine Mauch: Zürich und London sind in vielem vergleichbar und stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Es sind Städte mit wichtigen Zentrumsfunktionen: Hochschulstandorte mit Renommee, Kulturstädte, die weit über die eigenen Grenzen ausstrahlen und Wirtschaftszentren mit starker Finanzbranche und aufstrebender Kreativwirtschaft. Stadtentwicklung, Wohnpolitik und Wachstum beschäftigen uns in Zürich genauso wie die Verantwortlichen in London. Durch die Vernetzung tauschen wir Ideen und Ansätze aus, wie wir diese Herausforderung bewältigen können.
Welche Fragestellungen sind für Sie im Austausch mit London besonders interessant?
Corine Mauch: Im Kern geht es um Innovation. Ob Fintech, ICT, Wissenschaft, Stadtentwicklung oder Kultur: in allen diesen Bereichen stellt sich die Frage, wie wir mit Neuerungen umgehen und uns auch immer wieder neu erfinden. Im Austausch mit London ergeben sich neue Ansatzpunkte, wie Städte als Orte der Innovation wirken können. Der Perspektivenwechsel bietet neue Blickwinkel auf diese Fragestellung.
Welche Bedeutung hat es für Sie, dass die Universität Zürich bei «Zürich meets London» dabei ist?
Corine Mauch: Die Zusammenarbeit mit der Universität Zürich ist bei diesem Projekt zentral. Die UZH hat massgeblich zur Qualität des Zürcher Auftritts in London beigetragen. Gleichzeitig stärkt das internationale Engagement der Universität den Bildungsstandort Zürich und trägt dazu bei, dass wir im Ausland vermehrt als Wissens- und Bildungsstadt wahrgenommen werden.
16 Uhr
Die wissenschaftlichen Veranstaltungen von «Zürich meets London» stehen heute ganz im Zeichen der Neurowissenschaften. Das ist kein Zufall, wenn man die Liste der Kooperationen zwischen UZH und Londoner Hochschulen betrachtet. Die enge Zusammenarbeit von UZH und University College London (UCL) sticht dabei ins Auge. Zwischen 2012 und 2015 haben Angehörige der UZH rund 500 Co-Publikationen mit Forschenden der UCL realisiert. Zwei Beispiele einer solchen Zusammenarbeit werde ich heute kennenlernen.
Als erstes besuche ich den Workshop «Advances in computational neuroimaging». UZH-Psychiater Dominik Bach hat ihn gemeinsam mit UCL-Neuropsychiater Raymond J. Dolan organisiert. Es geht um die Frage: Wie können bildgebende Verfahren in den Neurowissenschaften sinnvoll mit mathematischen Modellen ausgewertet werden? Dominik Bach und weitere Wissenschaftler der UZH arbeiten dabei mit dem Wellcome Trust Centre for Neuroimaging und dem Max Planck UCL Center for Computational Psychiatry and Ageing Research zusammen – beide sind dem UCL angegliedert.
Das Beispiel von Dominik Bach ist interessant, weil es veranschaulicht, wie Kooperationen zwischen Universitäten entstehen können. Dominik Bach verbrachte drei Jahre als Postdoktorand am UCL. Heute ist er sowohl Professor an der UZH wie auch Honorary Research Fellow am Wellcome Trust Centre for Neuroimaging. «Ich bin längst nicht der einzige an der UZH mit dieser doppelten Erfahrung. Wie haben in Zürich mehrere Forschende, die zuvor am UCL tätig waren. Umgekehrt wechseln immer wieder Neurowissenschaftler von Zürich nach London. Dass man vor diesem Erfahrungshintergrund auch zukünftig weiter zusammenarbeitet, liegt auf der Hand.» Dass gerade die UCL zu einem so wichtigen Kooperationspartner geworden ist, sei kein Zufall. «London ist weltweit einer der besten Standorte für Neurowissenschaften», sagt Bach.
18 Uhr
Was die Zusammenarbeit zwischen UZH und UCL anbelangt, ist Klaas Enno Stephan einer der Pioniere. Er ist Professor am Institut für Biomedizinische Technik von UZH und ETH Zürich und leitet dort die Translational Neuromodeling Unit (TNU). Er hält in London einen öffentlichen Vortrag am UCL Institut of Child Health. Sein Thema: Novel Approaches to Understanding the Mechanisms of Mental Health and Illness.
In seinem engagierten Referat spricht er über die Möglichkeit, psychiatrische Diagnosen dank mathematischer Modelle genauer und die Behandlung damit wirkungsvoller zu machen. Er erläutert dies am Beispiel der Schizophrenie. Diese umfasst Symptome, denen ein ganzes Spektrum von neuronalen Mechanismen zugrunde liegt. Mathematische Modelle sollen helfen, die entsprechenden Muster der Hirnaktivität zu verstehen. Das Ziel ist, mit diesen Modellen vorauszusagen, ob Patienten auf eine bestimmte medikamentöse Therapie ansprechen. Eine entsprechende Studie hat die Forschungsgruppe von Klaas Enno Stephan soeben gestartet. Dass die bisherige Arbeit in grossen Teilen der Zusammenarbeit zwischen Zürich und dem UCL zu verdanken ist, wurde in seinem Referat deutlich.