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Land ist eine unserer existenziellen Ressourcen. Im Kontext der Globalisierung werden Böden und ihre Vegetation so schnell und tiefgreifend verändert wie nie zuvor. In der «Agenda für eine nachhaltige Entwicklung bis 2030» deklarieren die Vereinten Nationen denn auch die Zerstörung von Land als eines der grössten Umweltprobleme. Jedes Jahr gehen 12 Millionen Hektaren fruchtbares Land durch Abholzung, Übernutzung oder Überdüngung verloren. Das entspricht etwa der Hälfte der Fläche Grossbritanniens. Die weltweiten Kosten dieser sogenannten Degradierung von natürlichen Ressourcen belaufen sich auf geschätzte 490 Milliarden US-Dollar.
Die UN-Konvention zum Stopp der Wüstenbildung (United Nations Convention to Combat Desertification, UNCCD) möchte diesen Trend stoppen und wenn möglich umkehren. Zu diesem Zweck hat sie den Land Degradation Neutrality (LDN) Fund lanciert, der jährlich zwei Milliarden US-Dollar an staatlichen und privaten Geldern bereitstellen soll. Bis ins Jahr 2030 sollen damit jedes Jahr 12 Millionen Hektaren Boden rekultiviert, aufgeforstet und nachhaltig aufgewertet werden.
Den Einsatz von Entwicklungshilfegelder gegen die weltweite Wüstenbildung haben Philippe Saner, Postdoc am Institut für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften der UZH, und Matthias Haeni von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, im Auftrag der Vereinten Nationen erstmals umfassend quantifiziert. Allein in den Jahren 2012/2013 flossen rund 133 Milliarden US-Dollar in knapp 4000 globale Aktivitäten zur Umsetzung der Strategie der UNCCD.
Besonders an dieser Auswertung ist nicht nur die Trendanalyse der Finanzflüsse. Die Forscher gewichteten zudem für jede der 4000 Aktivitäten, welcher Anteil tatsächlich gegen die Degradierung eingesetzt wurde und welcher Teil für Projekte im Rahmen anderer UN-Konventionen verwendet wurde, zum Beispiel im Kampf gegen den Klimawandel. So zeigten sie auf, dass 2012/2013 zwar insgesamt etwa gleich viel Geld in die Projekte floss wie in der Zweijahresperiode zuvor. Die spezifisch auf Land-Degradierungsprojekte gerichteten Gelder nahmen aber um rund einen Drittel ab.
Eine weitere Erkenntnis aus der Analyse war, dass private Investoren eine entscheidende Rolle spielen im Kampf gegen die weltweite Landdegradierung. Die Vereinten Nationen wollen deshalb künftig auch private Investoren aus dem Finanzsektor über «Impact Investments» für solche Projekte gewinnen. Damit wird das Engagement von Investoren in nachhaltige Projekte bezeichnet. Denn diese Art der Investition bringt neben Rendite und Risiko eine dritte Variable ins Spiel: den ökologisch-ökonomischen Nutzen. Wie dieser genau gemessen werden kann, ist immer noch eine grosse Lücke in der Forschung, da es sich kaum bestimmen lässt, wie viel Erosion z.B. Hecken verhindern oder wie viele Leben durch den Bau eines Brunnens gerettet werden.
Tony Reyhanloo vom Institut für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften der UZH geht in einer aktuellen, transdisziplinären Studie deshalb der Frage nach, weshalb bestimmte Akteure in eine nachhaltige Zukunft investieren und welche Motive dieses Verhalten prägen. Die Erkenntnisse aus der Studie sollen helfen, innovative Lösungen zu entwickeln, die Investitionen in nachhaltige Landnutzung und Entwicklung künftig erhöhen.