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Von der Macht der Algorithmen

Google und Facebook wissen mehr über unser Nutzerverhalten, als uns lieb ist. Werden wir durch Algorithmen manipuliert? An der UZH findet am 22. November eine Expertendiskussion zu diesem Thema statt. Publizistik-Professor Michael Latzer beantwortet vorweg einige Fragen.
Interview: Marita Fuchs
Michael Latzer
Sind Algorithmen nur Werkzeuge oder auch Akteure? Über diese Frage wird Publizistik-Professor Michael Latzer mit Expertinnen und Experten diskutieren.

Michael Latzer, intransparente Algorithmen, mit denen Plattformen wie Facebook oder Google ihre Suchergebnisse sortieren und die Nachrichten zusammenstellen, beeinflussen uns. Weiss man, nach welchen Kriterien sie vorgehen?

Michael Latzer: Nicht im Detail, maximal in groben Zügen – ausser man hat, wie Professor Thomas Hofmann, einer unserer Referenten, lange bei Google gearbeitet. Eine Gegenfrage: Wissen Sie, nach welchen Kriterien traditionelle Medien de-facto selektieren?

Und doch muss man bei algorithmisch sortierten Medieninhalten hinterfragen, wo die Individualisierung der Nachricht endet und wo die Manipulation durch Information beginnt.

Michael Latzer: Bei algorithmisch selektierten politischen Nachrichten würde ich eher von einer verschwommenen Grenzlinie zwischen Individualisierung und Verzerrung, also einem Bias, sprechen. Problematisch erachte ich vielmehr die individualisierte, automatisierte Manipulation durch algorithmisch gesetzte Werbung und die rasche Zunahme von Meinungsrobotern im Netz, also Social Bots, die sich als Menschen ausgeben und automatisiert bestimmte Inhalte massenhaft verbreiten.

Man spricht heute von Filterblasen und Echokammern. Beide Schlagwörter beschreiben das Phänomen, dass viele Nutzer aufgrund der Algorithmen-Auswahl nur noch Inhalte zu sehen bekommen, die ihrer eigenen Haltung entsprechen. Was bedeutet das für die mündige Bürgerin, den mündigen Bürger?

Michael Latzer: Die Filterblasen-Diskussion hat sich selbst zu einer Blase entwickelt. Zu den vermuteten negativen Wirkungen ist da wenig empirisch belegt. Gerade für mündige Bürgerinnen und Bürger sehe ich auch keine grossen Probleme, da dies kein Gefängnis, sondern vielmehr ein vielfach gewünschtes Angebot darstellt. Die Türen zu vielfältigen Angeboten stehen offen. Problematisch kann es aber für jene werden, denen es an Wissen um diese Mechanismen und Fähigkeiten im Umgang mit dem Internet fehlt.

Sollten die Internetfirmen ihre Algorithmen offenlegen?

Michael Latzer: Das erachte ich aufgrund des Transparenzdilemmas, aber auch aus innovationsökonomischer Sicht nicht für sinnvoll. Denn die detaillierte Transparenz würde gleichzeitig die Basis für vergrösserte Manipulationsmöglichkeiten sein und auch die Innovationsanreize senken. Diese Thematik wird an der kommenden Veranstaltung sicherlich kontrovers diskutiert werden.

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