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Nord-Süd-Kooperation

Medizin unterm Äquatorhimmel

Im Rahmen der Nord-Süd-Kooperation suchen Forschende der UZH und der Makerere Universität in Uganda gemeinsam nach besseren Behandlungsmöglichkeiten etwa für Tuberkulose. An einem Symposium in Zürich werden die Beteiligten am 24./25. August ihre Zusammenarbeit vorstellen. Ein Team reiste zur Vorbereitung der Veranstaltung in die ugandische Hauptstadt Kampala. Mit dabei war der Journalist Ruedi Küng, der für UZH News über seine Eindrücke berichtet.
Ruedi Küng
Aufstrebende Metropole: In Kampala herrscht reges Treiben. (Bild: Wikimedia/Bernard Dupont)

Kampala 2015. Die ugandische Hauptstadt boomt, hat man den Eindruck. Der Verkehr ist in den Stosszeiten so intensiv, dass er zur Plage werden kann. Und allenthalben wird gebaut, eine Schnellstrasse wird die Stadt und den Flughafen verbinden, Hochhäuser wachsen in den Äquatorhimmel.

Der Kontrast zum Jahr 1981 könnte kaum grösser sein. Damals befand sich das Land nach dem Sturz von Präsident Idi Amin im Bürgerkrieg, Kampala war nur noch die leere Hülle einer Stadt. 1981 war das Jahr, als in Uganda  eine sogenannte «slim disease», die sehr schnell zum Tode führte, von sich reden machte. Es handelte sich um AIDS, das sich in den Ländern Subsahara-Afrikas zu einer tödlichen Epidemie ausbreitete. Davon wurde ich Zeuge, als ich 1999 ein Patientenbetreuungsteam in Kampala von Wohnstätte zu Wohnstätte, von Hütte zu Hütte begleitete und die schrecklich leidenden Menschen - und manchmal ihren Tod - mit eigenen Augen sah.

Drei Pillen gegen HIV

Zu dieser Zeit verzeichnete das medizinische Fachpersonal in Kampalas Mulago-Spital erste Erfolge mit dem Medikament «Nevirapine», das die Übertragung des HI-Virus von der Mutter auf das Kind verhindern kann. Doch das Medikament war sehr teuer und nur für eine Minderheit der Bedürftigen erschwinglich. «Heute ist die Situation ganz anders. Im städtischen Raum kann in der Mehrheit der Fälle die Übertragung des HI-Virus von der Mutter auf das Kind mit drei Pillen verhindert werden», sagt Philippa Musoke, Pädiatrie-Professorin der Makerere Universität (MAK) in Kampala.

Die Behandlungsmethode ist das Resultat von Forschungen, die in internationaler Zusammenarbeit durchgeführt wurden, und ist von der ugandischen Regierung zur Standardbehandlung deklariert worden. «Wissenschaftliche Forschungsresultate zu produzieren, die dazu beitragen, Patienten besser zu behandeln, das ist der Wesenskern der Zusammenarbeit», sagt Andrew Kambugu, Forschungsleiter des Infectious Diseases Institute (IDI) der Makerere Universität.

Das Institut ist eine der Partner-Institutionen der UZH im Rahmen ihrer Nord-Süd-Kooperation. Andrew Kambugu ist dabei Ansprechpartner von Jan Fehr, Oberarzt an der Abteilung für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene des Universitätsspitals Zürich.

Gemeinsam forschen (von links): Andrew Kambugu (Forschungsleiter des Infectious Diseases Institute/IDI), USZ-Ärztin Amrei von Braun, IDI-Doktorandin Christine Sekaggya und USZ-Oberarzt Jan Fehr. (Bild: Adrian Ritter)

Vom Abkommen zur Partnerschaft

Die gemeinsame medizinische Forschungstätigkeit begann 2010 auf der Basis eines Memorandum of Understanding mit der Makerere Universität und nach der Gründung der Nord-Süd-Kooperation zur Unterstützung von gemeinsamer Forschung und Lehre mit afrikanischen Universitäten. Hinzu kam ein Memorandum of Understanding der Medizinischen Fakultät der UZH mit dem Mulago Universitätsspital in Kampala und dem College of Health Sciences der MAK.

Abkommen machen noch keine Partnerschaft, aber sie können ein Fundament dafür bilden. Denn so wichtig Persönlichkeiten für Partnerschaften sind, so wichtig ist auch der institutionelle Rahmen, denn dieser begründet ihre Nachhaltigkeit. Das trifft insbesondere auch auf wissenschaftliche Nord-Süd-Partnerschaften zu, also auf die Zusammenarbeit von Universitäten industrialisierter Länder mit solchen in Entwicklungsländern, bei denen kulturell unterschiedliche Personen und Institutionen beteiligt sind.

Dass es bei Nord-Süd-Partnerschaften aber nicht etwa bloss um einen Wissenstransfer vom Norden in den Süden gehe, davon ist der Mediziner Alex Coutinho überzeugt. «Es gibt heute Krankheiten im Norden, die nicht ohne Forschung in Afrika besiegt werden könnten», sagt er. Coutinho ist seit diesem Jahr Ehrendoktor der UZH. Als Direktor des Infectious Diseases Institute hat er die medizinische Partnerschaft zwischen der MAK und der UZH wesentlich mitgeprägt. Seine Vision ist die Schaffung eines Global Health Institute an der UZH.

Therapie verbessern

Tuberkulose ist eine der Krankheiten, für die im Süden wie im Norden noch keine gute Lösung vorliegt. Weltweit ist Tuberkulose vor allem bei HIV-infizierten Menschen noch immer eine Haupttodesursache. Die Tuberkulose-Therapie besteht aus vielen Pillen, hat viele Nebenwirkungen und dauert lange. Das führt immer wieder zu Therapieversagen. Die Forscher der UZH und des IDI haben sich zum Ziel gesetzt, die Therapiesituation zu verbessern. Dazu führen sie in Kampala eine gross angelegte Studie (SOUTH) durch. Erste Erkenntnisse liegen vor, die für neue Therapieansätze und Strategien genutzt werden können.

Ein zentrales Element der Partnerschaft ist das ‚capacity building’. Es soll gewährleisten, dass die aufgebauten Strukturen und die Projekte nachhaltig aufrechterhalten und sogar ausgebaut werden können. So wird etwa der jungen ugandischen Ärztin Christine Sekaggya ein PhD-Studium im Rahmen der SOUTH-Studie ermöglicht. Allan Buzibye, der für diese Studie die wichtigsten Labor-Messungen macht, wird demnächst sein Masterstudium beginnen.

Stressvolle Renovation

Entsprechend findet auch eine Förderung auf Schweizer Seite statt. Die USZ-Ärztin Amrei von Braun hat für anderthalb Jahre ihren Zürcher Berufsalltag verlassen können und begleitet als research fellow das SOUTH-Projekt in Uganda. Mit einem eigenen Forschungsprojekt untersucht sie Resistenzen des HI-Virus und legt damit die Grundlage für ihre wissenschaftliche Karriere.

Kampala 2015. Das Mulago-Universitätsspital wird zurzeit renoviert, was einen enormen zusätzlichen Stress für die Kranken, aber auch für die Ärzte und die Pflegenden mit sich bringt. Dass eine Renovation des Spitals nicht nur wünschenswert, sondern nötig ist, sieht auch der Laie auf einem kurzen Rundgang. Angesichts dieser Kranken aber ist mir die Wichtigkeit der UZH-MAK-Partnerschaft unmittelbar einsichtig: denn diese dient einer besseren medizinischen Versorgung.