Navigation auf uzh.ch
Der neue Balgrist Campus schliesst seeseitig an das Areal der Universitätsklinik Balgrist an. Der erste Eindruck: Alles ist licht, hell und offen. Der Architekt Daniel Wentzlaff hat konsequent darauf geachtet, dass keine störenden Wände oder Abschrankungen den Kommunikationsfluss zwischen den einzelnen Arbeitsgruppen behindern – so gibt es selbst an den Laborplätzen keine Regale, die den Sichtkontakt stören könnten. Geräte und Schränke sind jeweils an den Aussenwänden angebracht.
Die Stockwerke sind im sogenannten Split-Level-Prinzip angeordnet, das heisst: Das Gebäude ist in zwei Hälften geteilt, die jeweils um ein halbes Stockwerk gegeneinander versetzt sind. Der Effekt: Es entstehen Durchblicke durch das gesamte Haus, Sichtkontakt ist immer gegeben. Das bedeutet auch: Kein Arbeiten mehr im stillen Kämmerlein. Das dynamische Zusammenwirken unterschiedlicher Expertinnen und Experten soll die muskuloskelettale Forschung und Entwicklung vorantreiben.
Und das ist auch nötig; sind doch gerade Erkrankungen am Bewegungsapparat besonders häufig. So lag im Jahr 2013 die Zahl der Hospitalisierungen, die in der Schweiz durch Schäden am Bewegungsapparat verursacht wurden, bei 13,2 Prozent, noch vor den Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die mit 10,9 Prozent zu Buche schlugen.
«Wir wollen für unsere Patientinnen und Patienten forschen, der Praxisbezug ist immer gegeben», sagte Christian Gerber, UZH-Professor und Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik Balgrist, gestern bei einer Gebäudeführung für die Medien. Er zeigte sich überzeugt, dass das neue Gebäude dazu beitragen kann, das hohe Vertrauen und die Zufriedenheit der Bevölkerung in das Schweizer Gesundheitswesen noch zu verstärken.
Dazu sei es aber notwendig, neues Wissen zu generieren. Möglich werde das durch die enge Zusammenarbeit verschiedener Forschungsgruppen der UZH und der ETH Zürich mit industriellen Partnern. «Im neuen Gebäude können die Forschenden eng und interdisziplinär zusammenspannen, Kommunikation ist dabei entscheidend», sagte Gerber. «Zehn Prozent der Räume haben wir für Gastprofessorinnen und -professoren reserviert.» Dadurch werde gewährleistet, dass ganz neue Ideen die laufenden Forschungsprojekte inspirieren und voranbringen können.
Der Bau hat eine Nettogeschossfläche von zirka 7600 Quadratmetern. Er wird im Januar in Betrieb genommen. Im Moment testet die Forschungsgruppe von Jess Snedeker, Extraordinarius für orthopädische Biomechanik an der UZH und an der ETHZ, die Infrastruktur. «Es ist fantastisch», sagt Snedeker zufrieden. «Wir haben Platz und können uns jederzeit austauschen. Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können mich sehen und ansprechen. Vorher, als ich in meinem Büro sass, kam das nicht so häufig vor.»
Anfang Januar bekommt die Gruppe von Jess Snedeker Gesellschaft. Forschungsgruppen der UZH und ETHZ aus den Bereichen Biomechanik, Robotik, mobile Gesundheitssysteme, Tumore, Muskeln, Paraplegie sowie Klinische Orthopädie werden einziehen. Etwa die Hälfte der Räume wird dann gemeinschaftlich genutzt. So können mehrere Forschungsgruppen von den teuren Laborgeräten profitieren.
Eigentümerin des neuen Gebäudes ist die gemeinnützige Balgrist Campus AG, die ihrerseits zu 60 Prozent der ResOrtho-Stiftung und zu 40 Prozent dem Schweizerischen Verein Balgrist gehört. Die Baukosten für das neue Forschungs- und Entwicklungsgebäude beliefen sich auf 64 Millionen Franken und wurden ohne Steuergelder finanziert. Hauptspender des Balgrist Campus ist Dr. Hansjörg Wyss, Gründer und ehemaliger Inhaber der Synthes AG, der das Vorhaben mit insgesamt 14 Millionen Franken unterstützt. Dr. Hansjörg Wyss wird heute zusammen mit Bundesrat Johann Schneider-Ammann den Balgrist Campus feierlich eröffnen.