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Die Verzweiflung war gross bei Christian Wyss, als seine Tochter 1999 mit einem Herzfehler zur Welt kam. Sie hatte nur eine Herzkammer und musste in der Folge mehrfach operiert werden. Weil Christian Wyss die Worte fehlten, griff der professionelle Fotograf zur Kamera und dokumentierte in den folgenden Jahren das Leben seiner Tochter. Daraus entstand unter anderem die Fotoausstellung «Halbes Herz – ganzes Leben», die am Mittwoch anlässlich einer Veranstaltung der UZH Foundation gezeigt wurde. Ziel war es, Donatorinnen und Donatoren für das Forschungsprojekt «Halbes Herz» zu finden. Damit wollen die UZH, das Kinderspital Zürich und die ETH Zürich die Behandlungsmöglichkeiten von Kindern mit nur einer Herzkammer verbessern.
In ihren Referaten zeigten UZH-Rektor Michael Hengartner, Felix Sennhauser als ärztlicher Direktor des Kinderspitals und Michael Hübler als Chefarzt Kinderherzchirurgie am Kinderspital die Bedeutung von privaten Mitteln für die Universität, die Arbeit des Kinderspitals und die Behandlung von herzkranken Kindern auf.
Rund 4000 Kinder kommen in Europa jährlich mit nur einer voll ausgebildeten Herzkammer zur Welt – etwa 60 sind es in der Schweiz. Unbehandelt sterben die Säuglinge oft innerhalb des ersten Monats. Mit der Fontan-Operation werden das Herz und die Blutgefässe der Kinder so umgebaut, dass der Druck im venösen System ausreicht, um den Blutkreislauf aufrechtzuerhalten. So behandelt, können die Kinder bis zu 20 Jahre ein nahezu normales Leben führen – so auch die heute 16-jährige Tochter von Christian Wyss.
Im zweiten Lebensjahrzehnt bildet sich allerdings oft eine schwere Herzschwäche. Dann hilft nur noch eine Herztransplantation oder der Ersatz der fehlenden Herzkammer durch eine mechanische Pumpe – ein Kunstherz. Während für Erwachsene bereits Kunstherzen der dritten Generation existieren, sind für Kinder nur solche der ersten Generation mit vielen Nachteilen zugelassen. In Bezug auf eine Transplantation besteht auch bei Herzen ein gravierender Mangel an Spenderorganen.
«Es besteht ein dringender Bedarf, die Behandlung der betroffenen Kinder zu verbessern», sagte Kinderherzchirurge Michael Hübler an der Veranstaltung der UZH Foundation am Kinderspital Zürich. 17 Forschungsgruppen der UZH, der universitären Spitäler Zürichs, der ETH Zürich sowie des Deutschen Herzzentrums Berlin beteiligen sich am Forschungsprojekt «Zurich Heart», das unter dem Dach der Initiative «Hochschulmedizin Zürich» beheimatet ist. «Halbes Herz» ist ein Teilprojekt davon.
Die Forschenden wollen sowohl die Fontan-Operation verbessern wie auch neuartige Blutpumpen und Kunstherzen entwickeln. «Das therapeutische Potenzial der vorhandenen Ideen ist sehr gross. Ziel ist es, die Lebenserwartung und Lebensqualität der betroffenen Kinder deutlich zu verbessern und derjenigen von nicht-herzkranken Menschen anzunähern», sagte Michael Hübler.
Das Forschungsprojekt «Halbes Herz» startet Anfang 2016. Die Forschenden rechnen für die nächsten fünf Jahre mit einem Finanzbedarf von fünf Millionen Franken. Damit sollen Stellen für Doktorierende und Postdoktorierende geschaffen und die klinische Umsetzung der neuen Behandlungsmöglichkeiten finanziert werden.