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Universitärer Geriatrie-Verbund Zürich

Gemeinsam für das Alter

Die Universität Zürich, das Universitätsspital, das Stadtspital Waid und die Pflegezentren der Stadt Zürich arbeiten zukünftig im Bereich Geriatrie zusammen. Der «Universitäre Geriatrie-Verbund Zürich» soll die Forschung stärken und deren Erkenntnisse schneller in die Altersbetreuung einfliessen lassen. Daniel Wyler, bis Ende Januar Prorektor Medizin und Naturwissenschaften der UZH, äussert sich im Interview zu den Hintergründen.
Adrian Ritter
«Der neue Verbund erlaubt es, Forschung und Lehre im Bereich Geriatrie massgeblich zu stärken»:  Daniel Wyler, bis Ende Januar Prorektor Medizin und Naturwissenschaften der UZH. (Bild: Adrian Ritter) 

Der neue «Universitäre Geriatrie-Verbund Zürich» umfasst die Klinik für Geriatrie am Universitätsspital Zürich, die Klinik für Akutgeriatrie am Stadtspital Waid, das Zentrum für Alter und Mobilität (ZAM) von UZH und Stadtspital Waid sowie die Pflegezentren der Stadt Zürich. Akademisch geleitet wird der Verbund von Heike Bischoff-Ferrari, Leiterin des Lehrstuhls für Geriatrie und Altersforschung an der UZH. Treibende Kraft hinter der neuen Kooperation war unter anderem Daniel Wyler, bis Ende Januar Prorektor Medizin und Naturwissenschaften der UZH.

Herr Wyler, inwiefern ist der Geriatrie-Verbund für die UZH interessant?

Daniel Wyler: Der Verbund erlaubt es, Forschung und Lehre im Bereich Geriatrie massgeblich zu stärken. Durch die Zusammenarbeit können unter anderem Forschungsprojekte im grösseren Stil, also mit mehr Teilnehmenden, durchgeführt werden. Zudem erlaubt der Verbund angehenden Geriaterinnen und Geriatern, mehr klinische Erfahrung zu sammeln, was die Ausbildung attraktiver macht. Für die älteren Menschen besonders wichtig: Die Forschungsergebnisse fliessen dank der Kooperation schneller in die Praxis der Betreuung und Pflege zurück.

Welche Bedeutung haben solche Kooperationen in der heutigen Medizin?

Daniel Wyler: Solche Kooperationen werden zunehmen. In den USA arbeiten Spitäler schon seit langem zusammen. Weil sie alleine zu klein sind, um jedes Fachgebiet abzudecken, Forschung zu betreiben und den Ärzten genügend Erfahrung in der Behandlung zu bieten. Wir tun dies jetzt in Zürich im Bereich Geriatrie, der gesellschaftlich noch stark an Bedeutung gewinnen wird. Aufgrund der höheren Lebenserwartung müssen wir die medizinische, pflegerische und psychologische Betreuung älterer Menschen und die entsprechende Forschung dringend stärken. Zum Wohle der Menschen, aber auch im Hinblick auf die Pflegekosten.

Die Akutgeriatrie am Stadtspital Waid wird durch den Verbund zu einer universitären Klinik. Ist das nicht eine Konkurrenz für das Universitätsspital?

Daniel Wyler: Im Gegenteil, durch die Verbindung mit dem Stadtspital Waid kann das Universitätsspital auch im Bereich Geriatrie massgeblich universitär tätig werden. Es ist in Zürich schon heute so, dass wir nicht nur ein einziges universitäres Spital kennen. Neben dem Universitätsspital gibt es das Kinderspital, die Uniklinik Balgrist, die Psychiatrische Universitätsklinik und den Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst. All dies sind Kliniken auf universitärem Niveau, die sich einem spezifischen Fachbereich widmen. Jetzt erweitern wir dieses Konzept auf die Altersmedizin – unter Einbindung des Universitätsspitals.

Der neue Verbund ist eine einmalige Chance, die Ressourcen der Akutklinik für Geriatrie am Stadtspital Waid einzubeziehen. Mit 72 Betten ist sie die grösste akutgeriatrische Klinik im Kanton Zürich. Ein vergleichbares Angebot am USZ aufzubauen, würde Jahre dauern und wäre aufgrund des Platzmangels ohnehin kaum möglich. Ausserdem wäre es auch nicht sinnvoll, wenn ein entsprechendes Angebot in Zürich schon besteht.

Beim Einbezug des Stadtspitals Waid in den Verbund konnten wir im Übrigen auf die bisherige Zusammenarbeit aufbauen. Professorin Heike Bischoff-Ferrari ist bereits seit 2008 Leiterin des Zentrums für Alter und Mobilität, einer gemeinsamen Einrichtung von UZH und Stadtspital Waid.

Welche Forschungsschwerpunkte wird der neue Verbund haben?

Daniel Wyler: Grundsätzlich geht es um die Frage: Unter welchen Bedingungen können Menschen länger gesund leben? Der Verbund wird es erlauben, die Forschungsschwerpunkte von Heike Bischoff-Ferrari im grösseren Stil zu beforschen. Dabei geht es beispielsweise um die Bedeutung von Bewegung und Ernährung für ein gesundes Altern. Ziel des Verbundes ist es, neue diagnostische und therapeutische Konzepte zu entwickeln, die rasch in die Praxis einfliessen können.

In den Verbund sind auch die Pflegezentren der Stadt Zürich involviert. Mit welcher Überlegung?

Daniel Wyler: Die Zusammenarbeit zwischen universitären Kliniken und Pflegezentren ist meines Wissens bisher europaweit einzigartig – aber für den Verbund sehr wichtig. Wir können so zusätzliche Themen beforschen, die sich aus der praktischen geriatrischen Arbeit ergeben: Wie kann man dem Muskelabbau im Alter entgegenwirken? Wie sieht eine humane Palliative Geriatrie aus?

Sie haben die psychologische Betreuung älterer Menschen angesprochen. Das würde dafür sprechen, den Fachbereich Gerontologie an der UZH ebenfalls in den Verbund einzubeziehen.

Daniel Wyler: Ja, meines Erachtens macht es längerfristig Sinn, die an der UZH vertretenen Fachbereiche rund um das Thema «Alter» in einen Verbund zu bringen – also die Demenzforschung an der Psychiatrischen Universitätsklinik, die Gerontologie am Psychologischen Institut und die Geriatrie im jetzt etablierten Verbund. Entsprechende Überlegungen werden bereits gemacht.

Der Universitäre Geriatrie-Verbund Zürich ist auch eine neue Form der Zusammenarbeit zwischen Universität und Stadt Zürich. Sehen Sie diesbezüglich noch mehr Potenzial?

Daniel Wyler: Ja, ich würde mir eine noch stärkere Zusammenarbeit sehr wünschen. Ich hoffe, der Geriatrie-Verbund ist ein Schritt in diese Richtung. Mit der Ringvorlesung «Wachstumsschmerzen» zum Thema Stadtentwicklung, der Veranstaltung «Zurich meets New York» und der bevorstehenden Ausstellung zu den Zürcher Nobelpreisträgern hat in den letzten Jahren schon eine Intensivierung der Kontakte zwischen Stadt und Universität stattgefunden.

Weitere Möglichkeiten für die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Universität sehe ich zusätzlich etwa bei kulturellen Veranstaltungen oder dem Einbezug der UZH in Projekte an den städtischen Schulen.