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Podium an der UZH

Was es braucht, um den Klimawandel zu bremsen

Der Klimawandel findet bereits statt und wird sich in Zukunft verstärken. Von der Politik fordert der Weltklimarat IPCC im neusten Bericht rasches und konsequentes Handeln, um die Folgen zu minimieren. Diesen Mittwoch diskutieren zwei hochkarätig besetzte Podien in der Aula der Universität Zürich die Herausforderung.
Stefan Stöcklin
«Die Schweiz spielt international eine wichtige Rolle»: Politikwissenschafter Axel Michaelowa von der UZH.

Das Thema ist brisant: Mit dem Bericht «Verminderung des Klimawandels» der dritten Arbeitsgruppe hat der Weltklimarat IPCC am Sonntag die politischen Folgerungen präsentiert, die sich aus dem Klimawandel ergeben. Das Uno-Gremium plädiert für einen raschen Wechsel der Energiesysteme und für die Abkehr von der Kohle, denn nur so lasse sich eine gefährliche Erwärmung verhindern. Das Dokument behandelt dazu die politischen Instrumente, die auf nationaler und internationaler Ebene nötig sind, um Treibhausgasemissionen effizient zu reduzieren.

Die Zeit drängt. Nach dem Ausstieg vieler Staaten aus dem Kyoto-Protokoll ringen die Länder um ein neues Vertragswerk, das die ganze Staatengemeinschaft einbindet. Diese Verhandlungen im Rahmen der Vereinten Nationen sind überaus schwierig und geprägt von gegensätzlichen Positionen der Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer.

Keine Alternative zur UNO

«Obwohl diese Uno-Verhandlungen nicht einfach sind, gibt es keine Alternative», sagt der UZH-Politikwissenschaftler Axel Michaelowa, der am Klimapodium vom kommenden Mittwoch teilnehmen wird. Nur in dieser Institution seien alle Länder beteiligt und könnten miteinander verbindliche Abkommen schliessen. Michaelowa ist Leitautor des Kapitels «Internationale Politikinstrumente» des neusten IPCC-Berichts, der in Berlin verabschiedet wurde.

Das IPCC mache keine Vorgaben an die Politik, sondern bewerte die vorhandenen politischen Instrumente.  So schneiden zum Beispiel die oft kritisierten Lenkungsabgaben und Verschmutzungsrechte, die im Rahmen des Kyoto-Protokolls eingeführt wurden, besser ab als erwartet.

Axel Michaelowa wird auf dem Podium die Ergebnisse des neusten Berichts zusammen mit dem Umweltsystemwissenschaftler Anthony Patt von der ETH Zürich präsentieren. Gleichzeitig nehmen politische Akteure und Interessenvertreter aus der Schweiz Stellung zur hiesigen Klimapolitik. Bemerkenswert ist dazu Michaelowas Feststellung zur Bedeutung der kleinen Schweiz in der internationalen Klimapolitik: «Das Land spielt international eine wichtige Rolle und hat sich deutlich stärker eingebracht als es seiner Grösse entspricht.»

Deutliche Zeichen der Erwärmung sind sichtbar: Christian Huggel.

Deutliche Spuren der Erwärmung

Ein weiteres Podiumsgespräch widmet sich am gleichen Abend dem Ende März 2014 publizierten IPCC-Bericht der zweiten Arbeitsgruppe über «Auswirkungen, Anpassung und Verwundbarkeiten». Von Forschungsseite nehmen UZH-Geograph Christian Huggel und Andreas Fischlin, Professor für Systemökologie an der ETH Zürich Stellung. Huggel ist Leitautor eines Kapitels, in dem analysiert wird, inwieweit beobachtete Veränderungen in der Natur und Umwelt auf den Klimawandel zurückzuführen sind. Der Rückgang der Gletscher, auftauender Permafrost oder ausgebleichte Korallenriffe sind Stichworte dazu.

«Der Klimawandel findet statt», sagt der UZH-Forscher, «die Erkenntnisse der letzten Jahre belegen dies immer deutlicher.» Gleichzeitig sei es schwierig, die Auswirkungen der Klimaveränderung der Zukunft exakt zu prognostizieren, sagt Huggel. Aber es sei wahrscheinlich, dass steigende Temperaturen zu extremen Situationen wie Hochwassern und Dürren führen. Ganze Ökosysteme seien bedroht und mit weltweiten Ertragsverlusten in der Landwirtschaft sei zu rechnen.

Der IPCC-Bericht der zweiten Arbeitsgruppe beantwortet die Frage, welcher Mix aus Massnahmen diese Bedrohungen am besten reduzieren könnte. Neben der Reduktion von Treibhausgasemissionen empfehlen die Autoren Strategien zur Anpassung, wie sie teilweise bereits umgesetzt werden. In den Alpen zum Beispiel errichten bedrohte Gemeinden Mauern zum Schutz vor Fluten aus neu gebildeten Gletscherseen. An den Küsten schützen sich Grossstädte vor dem steigenden Meeresspiegel. Und anderswo züchten Forscher hitzeresistentes Saatgut.

Anpassung allein reicht nicht

Der Bericht der zweiten Arbeitsgruppe macht eine Auslegeordnung unterschiedlicher Risiken in verschiedenen Weltgegenden und empfiehlt Schutzmassnahmen dort voran zu treiben, wo das Schadensausmass am höchsten ist, zum Beispiel in dicht besiedelten Küstengegenden oder von Dürre bedrohten Gebieten. Gleichzeitig halten die IPCC-Autoren fest, dass der Anpassung Grenzen gesetzt und viele Länder schlecht vorbereitet seien. Umso wichtiger ist es deshalb aus Sicht der Klimawissenschaft, die Erwärmung nicht über das bedrohliche Mass von zwei Grad ansteigen zu lassen, ansonsten würden die Auswirkungen unkontrollierbar.

An einer raschen und massiven Reduktion der Treibhausgase kommt die Welt laut IPCC-Bericht somit trotz Anpassungsanstrengungen nicht vorbei. Dazu müssen die CO2-Emmissionen bis Mitte des Jahrhunderts weltweit um 40 bis 70 Prozent unter den Stand von 2010 fallen – eine riesige Herausforderung.