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Als Emily Raubach etwa sechs Jahre als war, wurde ihre Nachbarin gehörlos. Damit ihre Familie und die Kinder der Umgebung trotzdem weiterhin mit ihr kommunizieren konnten, organisierte die Mutter von Emily einen Gebärdensprachkurs.
Die Faszination für Sprachen ist Emily Raubach geblieben. Nach dem Bachelorabschluss in theoretischer Linguistik machte sie sich diesen Sommer auf die Suche nach einem Masterstudium. Computerlinguistik schien ihr spannend. Die Frage interessiert sie, warum es so schwierig ist, einem Computer Sprachkenntnisse beizubringen – was Übersetzungsprogramme im Internet immer noch zu oft auf amüsante Weise belegen.
Die Stipendiums-Ausschreibung «ThinkSwiss» der Schweizer Botschaft in Washington kam gerade zur rechten Zeit. ThinkSwiss will mithelfen, die Stärken der Schweizer Bildungs- und Forschungslandschaft in den USA und in Kanada bekannter zu machen. Ein Stipendium ermöglicht es Studierenden aus den USA und Kanada, bis zu drei Monaten an einer Schweizer Hochschule mitzuforschen. Danach sollen die Nachwuchskräfte an ihrer Heimatuniversität zu Botschaftern für die Qualität der Schweizer Hochschulen und die weitere Zusammenarbeit mit Forschenden in der Schweiz werden (vgl. Kasten).
ThinkSwiss richtet sich an motivierte und hochqualifizierte Studierende und setzt auf Eigeninitiative. Emily Raubach hat es weder an der Qualifikation noch an der Motivation gefehlt. Forschen in der Schweiz? Ein Traum. Schon während der High-School-Zeit hatte sie ein Austauschjahr im Kanton Glarus verbracht und das Land und die deutsche und schweizerdeutsche Sprache schätzen gelernt.
Ihre Suche nach einer Gastuniversität im Rahmen von ThinkSwiss führte sie bald ans Institut für Computerlinguistik der Universität Zürich. Sie bewarb sich, um beim Projekt «Trainslate» am Lehrstuhl von Professor Martin Volk mitzuforschen. «Trainslate» – eine Wortmischung aus «Train» + «Translate» – hat zum Ziel, Gehörlosen die Orientierung in Bahnhöfen zu erleichtern. Eine App auf dem Smartphone übersetzt dazu die Lautsprecherdurchsagen automatisch in Gebärdensprache – dargestellt von einem Avatar.
Mit einem Motivationsbrief und einem Empfehlungsschreiben von Martin Volk bewarb sich Raubach bei der Botschaft in Washington und erhielt als eine von rund 70 Bewerberinnen und Bewerbern eines der 22 Stipendien.
So konnte sie von August bis Oktober 2014 im Projekt «Trainslate» die Doktorandin Sarah Ebling unterstützen. Emily Raubach hatte die Aufgabe, die Mundbewegungen des Avatars zu verbessern.
Der Aufenthalt in Zürich war für beide Seiten ein Gewinn. Doktorandin Sarah Ebling kam schneller im Forschungsprojekt voran. Emily Raubach konnte Forschungserfahrung sammeln und gewann Einblick in die Computerlinguistik. Sie hat Freunde in den USA denn auch dazu ermuntert, sich ebenfalls um ein ThinkSwiss-Stipendium zu bewerben.