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HIV gehört in Afrika zu den häufigsten Infektionskrankheiten. In Uganda sind schätzungsweise sieben Prozent der Bevölkerung mit dem Virus infiziert. Bisweilen leiden sie aufgrund des geschwächten Immunsystems an weiteren Krankheiten, etwa an Tuberkulose. Genau diesen Patienten mit HIV und Tuberkulose will die Studie SOUTH(Study on Outcome related Tuberculose-HIV-drug-concentration) helfen.
Die UZH und das Universitätsspital Zürich arbeiten dabei mit dem Infectious Disease Institute (IDI) der Makerere University in der ugandischen Hauptstadt Kampala zusammen. Das IDI ist eines der führenden afrikanischen Forschungsinstitute zu Infektionskrankheiten und gleichzeitig Zentrum für die Behandlung von HIV-Patienten.
140 Patientinnen und Patienten, die gleichzeitig an HIV und Tuberkulose leiden, nehmen derzeit an der SOUTH-Studie teil. Sie erhalten zur Therapie beider Krankheiten Medikamente und erscheinen im Rahmen der Studie regelmässig zur Blutprobe.
Die Studie untersucht, inwiefern der Therapieerfolg und die Konzentration der Tuberkulosemedikamente im Blut korrelieren. Ein verlässlicher Grenzwert der Konzentration würde eine effizientere und nebenwirkungsfreiere Behandlung ermöglichen.
Von ersten Resultaten der Studie hat Jan Fehr, Oberarzt an der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene am Universitätsspital Zürich (USZ) und Leiter der Studie, anlässlich des Symposiums an der Makerere University (vgl. Kasten) berichtet. Die Ergebnisse zeigen, dass bisher verwendete Grenzwerte nicht verlässlich sind und – wie von einigen Experten bereits vermutet – neu definiert werden müssen.
«Eine solche Studie wäre in der Schweiz mit der geringen Zahl an Erkrankten nicht möglich. Die Resultate werden weltweit von Interesse sein», ist Fehr überzeugt.
Das im April 2013 gestartete Projekt findet im Rahmen der Nord-Süd-Kooperation der Universität Zürich statt. Damit wird seit 2008 der Wissensaustausch und der interkulturelle Dialog mit wissenschaftlichen Institutionen in Afrika gefördert. Unterstützt werden Projekte in Forschung und Lehre sowie im Aufbau von institutionellen Kapazitäten.
Ins Projekt SOUTH sind auch Biostatistiker der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene sowie die Klinik für klinische Pharmakologie und das Institut für klinische Chemie des USZ involviert.
Die Studie will mehr sein als nur Forschungsprojekt. Ziel ist es auch, die Diagnose- und Behandlungskapazitäten am IDI zu stärken. So umfasst die Zusammenarbeit auch Ausbildungsmodule für Ärzte und Pflegepersonal und den Aufbau eines PhD-Programms. Eine erste ugandische Ärztin macht derzeit im Rahmen von SOUTH ihr Doktorat. Ein Laborant des IDI wurde am USZ ausgebildet, um mit einem in Kampala bereits vorhandenen Analysegerät neu auch Tuberkulose- und andere Medikamente im Blut zu messen.
Der Wissenstransfer findet aber nicht nur von Süd nach Nord, sondern auch in umgekehrter Richtung statt. Der Arzt Lars Henning aus dem Team von Jan Fehr hat in den vergangenen eineinhalb Jahren die Studie in Kampala aufgebaut und begleitet. Jetzt ist mit Amrei von Braun eine weitere USZ-Ärztin vor Ort, um dort ein weiteres Kooperationsprojekt zu starten.
In diesem Projekt soll erforscht werden, wie sinnvoll das von der WHO propagierte ‚Monitoring‘ von HIV-Patienten ist. Dieses besagt, dass der Gesundheitszustand allein aufgrund der so genannten Immunlage der Patienten, gemessen anhand der T-Helferzellen, beurteilt werden kann. Amrei von Braun wird untersuchen, wieviele Patientinnen und Patienten gemäss diesen Richtlinien nicht optimal behandelt werden. Im Falle eines Therapieversagens sollen Viren zudem auf Resistenzen getestet werden.
Die Ergebnisse könnten gemäss Jan Fehr vor allem für ressourcenschwache Länder, welche gemäss den WHO-Richtlinien arbeiten, entscheidende neue Erkenntnisse liefern. Gleichzeitig sind neue Erkenntnisse zu Resistenzen auch für ressourcenreiche Länder wie die Schweiz von Interesse.