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Orang-Utans können sehr gewitzt sein. Das Publikum des «Talk im Turm» zum Thema Intelligenz staunte nicht schlecht, als der Philosoph Hans-Johann Glock von einer Versuchsanordnung mit einem Affen erzählte und das Experiment grad selber nachspielte: Vor dem Orang-Utan war eine Glasröhre fest auf dem Tisch verankert. Unten im Rohr lag eine Erdnuss. Für den Affen ein seltener Leckerbissen. Nur, wie an die Nuss kommen? Mit der Hand hinein angeln, ging nicht, die Finger sind zu kurz. Die Röhre schütteln, war nicht möglich. Was tun? Der Primat überlegte nicht lange, hüpfte in einen Raum nebenan, wo sich ein Wasserhahn befand, nahm eine Mundvoll mit Wasser, ging zurück zur Röhre, spuckte das Wasser hinein und – die Nuss schwamm mit dem Wasser nach oben und landete in seinem Mund.
«Eine hochabstrakte Leistung», meinte Glock, Professor für Philosophie an der Universität Zürich. Seine Gesprächspartnerin, Judith Burkart, Senior Lecturer am Anthropologischen Institut der Universität Zürich, bestätigte, dass Affen raffiniert mit Werkzeugen umgehen können, vor allem dann, wenn sie auf dem Boden leben.
Auf die Frage der Moderatoren, ob die beiden Forscher sich selbst für intelligent halten, musste Judith Burkart lachen, sie meinte, wer ein Studium durchstehe, der würde im Allgemeinen für intelligent gehalten. Glock schob eine Definition für Intelligenz nach: Intelligent sei, wer zu interagieren verstehe, sich flexibel verhalten könne, die Fähigkeit zu lernen und ein gutes Gedächtnis habe.
Warum der Mensch nun klüger wurde als die Tiere, dafür lieferten die Forschenden einige Gründe. Judith Burkart betonte, dass es ein sehr langer Prozess gewesen sei, bis der Mensch so ein grosses und damit auch intelligentes Gehirn entwickelt habe.
Wichtige Punkte auf diesem Weg waren der aufrechte Gang, das Leben am Boden anstatt in den Bäumen, wodurch die Hände frei wurden, die Entwicklung eines Kommunikationssystems, das es ermöglichte, Informationen auszutauschen und zu kooperieren. Und last but not least die soziale Familienstruktur. Lebewesen mit einem grossen Gehirn benötigen mehr Zeit zum Erwachsenwerden als solche mit kleinem. So kam der Mensch auf das «Cooperative Breeding», eine Sozialstruktur, in der sich nicht nur die Eltern, sondern auch die Geschwister, Tanten, Onkel und Grosseltern um die Kleinsten kümmern. «Das soziale Lernen ist ein Fundament unserer Kultur», bilanzierte Glock.