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Anorganische Chemie

Winzige Alleskönner

Ab Sonntag treffen sich über 500 Forscherinnen und Forscher aus 46 Ländern auf dem Irchel-Campus der UZH zum fünftägigen Kongress «EuroBIC 12». An der Schnittstelle zwischen Life-Sciences und Chemie befassen sich die Wissenschaftler mit einer wenig bekannten Klasse von Molekülen, die für das Leben umso wichtiger sind. Eva Freisinger, Dozentin für Chemie und Co-Organisatorin des Kongresses, erklärt ihre Bedeutung.
Stefan Stöcklin

Mitorganisatorin eines grossen Kongresses über bioanorganische Verbindungen: UZH-Chemikerin Eva Freisinger.

UZH News: Frau Freisinger, Sie sind Mitorganisatorin der EuroBic 12 (12th European Biological Inorganic Chemistry Conference) in Zürich, einem grossen Chemiekongress über bioanorganische Verbindungen. Was sind das für Substanzen?

Eva Freisinger: Es geht um verschiedene, meist biologische Verbindungen, die ein Metallion im Zentrum haben. Ein allgemein bekanntes Beispiel ist das Hämoglobin, der rote Blutfarbstoff, der Sauerstoff bindet. Es gibt unzählige solcher Verbindungen in der belebten Natur, die sehr spezifische Eigenschaften und Aufgaben haben, zum Beispiel Enzyme. Mit diesen und weiteren Verbindungen beschäftigt sich unser Fachgebiet.

Welche Eigenschaften haben diese Verbindungen zum Beispiel?

Wenn Enzyme in unserem Körper biochemische Reaktionen katalysieren, sind meistens Metallionen involviert. Praktisch alle Auf- und Abbaureaktionen von Nährstoffen funktionieren über solche bioanorganische Moleküle. Auch der Elektronentransport bei der Atmung. Wir wollen die Wirkungsweise dieser Verbindungen und ihre Rolle im Körper besser verstehen. Dadurch können wir Modellstoffe für Anwendungen in der Medizin konzipieren, zum Beispiel zur Bekämpfung von Krebszellen.

Die medizinische Forschung im Bereich der Entwicklung solcher neuer bio-anorganischer Medikamente sowie Diagnose- und Therapiemöglichkeiten sind an der Universität Zürich stark vertreten.

auch wegen des UZH-Forschungsschwerpunkts «Sonnenlicht/Chemische Energie» in Zürich statt?

Nein, er findet nicht deswegen in Zürich statt. Aber es ist ein glücklicher Zufall. Der Forschungsschwerpunkt ist Teil der bioanorganischen Forschung am Institut und damit auch eines der Themen an der Konferenz. Ein weiteres Beispiel für Forschung zu bioanorganischen Verbindungen, in der die UZH stark ist, sind die Wechselwirkungen von Erbgutmolekülen wie DNA und RNA mit Metallionen.

Welche Ziele verfolgt die Forschung zu diesem Thema?

Es geht zum Beispiel um Untersuchungen, wie Metallionen die Struktur und Funktion von Nukleinsäuren beeinflussen können. Der Co-Organisator des Kongresses, UZH-Chemieprofessor Roland Sigel, arbeitet mit grossen, katalytisch aktiven RNA-Molekülen. Diese Ribozyme nehmen im Körper dank den Metallionen wichtige Aufgaben wahr.

Andere Forschungsgruppen befassen sich mit Krebstherapien, die darauf basieren, dass sie Metallverbindungen an die DNA binden. Das kann das Krebswachstum stoppen. Schliesslich gibt es an den DNA-Enden sogenannte Telomere, die im Zellwachstum und das heisst bei besonders schnell wachsenden Krebszellen eine Rolle spielen.

Sie selbst forschen über Metallothionine. Wieso sind diese Substanzen wichtig?

Diese Verbindungen transportieren und speichern im Körper Metallionen wie Kupfer oder Zink. Auch bei der Entgiftung des Körpers von Substanzen wie Cadmium oder Quecksilber sind sie involviert. Wir nehmen dauernd kleine Mengen dieser Giftstoffe durch die Nahrung auf. Die Metallothionine sorgen dafür, dass sie gebunden und damit unschädlich gemacht werden, sie werden zum grossen Teil in der Niere gespeichert.

Die Nieren sind eine Deponie für Giftstoffe?

Das kann man so sagen. Die mit Giftstoffen beladenen Metallothionine lagern sich über mehrere Jahrzehnte in der Niere ab.

Die EuroBIC findet regelmässig seit 1992 statt. Wer kommt nach Zürich zum Zug?

Der nächste Kongress wird in Ungarn stattfinden. Jetzt freuen wir uns aber erst mal auf die zwölfte Konferenz hier in Zürich.

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