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Wissenschaftsforschung

Die Hochschule als Forschungsobjekt

Die Universität Zürich hat mit CHESS ein neues Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung. Das Center for Higher Education and Science Studies soll die Selbstreflexion der Universitäten stärken und einen Beitrag zur optimalen Positionierung der UZH und anderer Hochschulen leisten.
Stefan Stöcklin

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Wie muss sich die UZH im nationalen und internationalen Wettbewerb optimal positionieren? Das neue Zentrum CHESS soll Antworten liefern. (Bild: Manfred Richter)

Es ist kein Zufall, dass der Anstoss für die Hochschul- und Wissenschaftsforschung von Andrea Schenker-Wicki kommt. Während der vergangenen zwei Jahre hat die Professorin für Betriebswirtschaftslehre als Prorektorin und Unileitungsmitglied unmittelbar erlebt, welche Anforderungen an die Universität Zürich von aussen und innen gestellt werden. Als Betriebswirtin hat sie zudem Know-how zum Thema Wettbewerbsfähigkeit.

«Natürlich ist eine Universität keine Firma», sagt Schenker-Wicki. «Aber wir müssen unbedingt mehr darüber wissen, wie sich eine Hochschule in unserer Wissensgesellschaft am besten entwickelt und positioniert.» Das beginnt beim effizienten Einsatz von Forschungsgeldern, geht weiter über interne Leitungsstrukturen und Qualitätsansprüche und hört bei der Kommunikation nach aussen noch lange nicht auf.

Erstaunlich ist eigentlich nur, dass weder die UZH noch eine andere Schweizer Universität diese Fragen bisher systematisch angegangen sind. Forschung zu Lehre und Studium, Hochschulmanagement, Wissenschaftsforschung und –Politik findet hierzulande kaum statt. Der wissenschaftliche und analytische Blick auf die eigenen Institutionen ist entsprechend unscharf. Dieses Manko ist umso gravierender, als mit dem Hochschulförderungs- und koordinationsgesetz HFKG eine neue Steuerungsquelle von aussen auf die Hochschulen zukommt und der internationale Wettbewerb zunimmt.

Zentrum schliesst Lücke

Um diese Lücken zu schliessen, hat Andrea Schenker-Wicki zusammen mit dem Wissenschaftssoziologen Bernhard Nievergelt das Projekt CHESS angeschoben. Die einprägsame Abkürzung steht für Center for Higher Education and Science Studies und befasst sich kurz gesagt mit dem Thema Wissenschafts- und Hochschulmanagment.

«Das Zentrum ist eine institutionelle Reaktion auf die neuen Anforderungen an die Governance der Wissenschaft in den zunehmend autonomen Hochschulen», sagt Nievergelt. Nachdem die Unileitung das Projekt genehmigt und das Geld für die Geschäftsleitungsstelle gesprochen hat, versammelten sich die 14 Gründungsmitglieder anfangs November ein erstes Mal. Ende Jahr wird die Homepage aufgeschaltet.

Wie Bernhard Nievergelt erläutert, sollen die Mitarbeitenden von CHESS künftig in vier Bereichen forschen: «Lehre und Studium», «Forschung und Nachwuchsförderung», «Hochschule als Organisation» und «Hochschul- und Wissenschaftspolitik». In der Anfangsphase beteiligt sind Forschungsgruppenleiterinnen und -leiter aus der Philosophischen und der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Ihre Arbeiten zu CHESS sind einerseits Teil der laufenden Forschung, andererseits sollen künftig massgeschneiderte Projekte für das Forschungszentrum in Angriff genommen werden.

Sind Bologna-Studierende kompetenter?

Auf die Frage nach konkreten Vorhaben greift Andrea Schenker-Wicki die Bologna-Reform auf: «Obwohl die Reform vor über zehn Jahren gestartet ist, wissen wir nur ansatzweise, was sie hinsichtlich Kompetenzen bei den Abgängern gebracht hat. Quantitative Untersuchungen fehlen.»

Ein anderer Bereich betrifft die Steuerung von Forschungsgeldern, ein weiterer die Verbundforschung. Wie effizient kann zum Beispiel in grossen Programmen geforscht werden? Wie ergiebig sind internationale Forschungsprogramme überhaupt? Motivieren sie die Teilnehmenden zu radikalen Innovationen oder sind sie eher ‚bürokratiebeladen‘ und fördern den Mainstream?

«Interessenten aus allen Fakultäten sind hoch willkommen»: Andrea Schenker-Wicki. (Bild: Frank Brüderli)

Andrea Schenker Wicki redet sich in Fahrt, man spürt ihr grosses Engagement für die Hochschule.  «Es gibt soviele drängende und spannende Fragen», sagt sie. Nicht zu vergessen die Kommunikation. Im verstärkten Wettbewerb brauchen Universitäten effektive Kommunikations-Kanäle, um die wichtigen Zielgruppen anzusprechen. Hier öffnet sich ein weites Feld für die Kommunikationsforscher, die am Zentrum beteiligt sind.

Workshop in Vorbereitung

Einen Monat nach dem Start liegen verständlicherweise noch keine Antworten zu den vielen Themen und Fragen von CHESS auf dem Tisch. Bernhard Nievergelt ist mit dem Aufbau der Geschäftsstelle und dem nächsten Workshop beschäftigt, der im März 2015 stattfinden wird. An diesem Event werden Projektskizzen diskutiert und begutachtet.

Wichtig ist die Transdisziplinarität. «Es geht um verschiedene Blickwinkel auf unsere Themen», sagt Nievergelt. In der Anfangsphase kommen sie aufgrund der Herkunft der Initiantinnen und Initianten, aber auch aufgrund des für die Themen des CHESS notwendigen theoretischen und methodischen Rüstzeugs, vor allem von den Sozial-, Geistes- und Wirtschaftswissenschaftlern. «Interessenten aus allen Fakultäten sind aber hoch willkommen», sagt Andrea Schenker-Wicki.

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