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Sein erster Kontakt mit Zürich? Professor Kentaro Shimizu sitzt in seinem Büro auf dem Irchelcampus und lacht. «Ich war etwa zwanzig Jahre alt, Biologie-Student an der Kyoto University und gerade mit einem Interrail-Bahnticket in Europa unterwegs. In Zürich habe ich mich prompt in der Stadt verirrt. Zum Glück waren die Zürcher sehr hilfsbereit.»
Beim nächsten Kontakt mit Zürich im Jahre 2006 stand für Shimizu noch mehr auf dem Spiel, als nur den Weg zum Bahnhof wieder zu finden. Er hatte inzwischen seinen Postdoc in Kyoto abgeschlossen und war als Forscher in den USA tätig. Eines Tages wies ihn UZH-Professor Ueli Grossniklaus, als Pflanzenbiologe in einem ähnlichen Forschungsfeld wie Shimizu tätig, auf ein Stelleninserat der UZH hin.
So bewarb er sich als Assistenzprofessor am Institut für Pflanzenwissenschaft und sagte, mehrere Stellenangebote abwägend, auch zu: «Die UZH bot mir die besten Forschungsbedingungen.»
Shimizu blieb in Zürich und ist seit 2011 ausserordentlicher Professor am Institut für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften. Sein Hauptinteresse gilt der Frage, wie sich der Klimawandel auf die genetische Struktur von Pflanzen auswirkt und welche Möglichkeiten es gibt, Pflanzen an den Klimawandel anzupassen.
Mit seiner Forschung ist Shimizu an der Schnittstelle von zwei der neu lancierten Forschungsschwerpunkte (UFSP) der Universität Zürich tätig – «Evolution in Aktion: vom Genom zum Ökosystem» und «Globaler Wandel und Biodiversität».
Dass er in seiner Forschung an der UZH den Kontakt mit der Heimatuniversität in Kyoto weiter pflegen würde, lag für Shimizu auf der Hand: «Die beiden Hochschulen zeichnen sich in der Pflanzenforschung durch eine weltweit seltene Gemeinsamkeit aus. Beide verbinden experimentelle mikrobiologische Forschung im Labor mit praktischen Feldversuchen.»
In den gemeinsamen Projekten besteht gleichwohl eine Arbeitsteilung. Während die Forschenden in Kyoto vor allem ökologische Experimente durchführen und etwa die Wachstumsbedingungen von Pflanzen untersuchen, beschäftigt sich die Gruppe um Shimizu in Zürich in erster Linie mit der Genomik. Sie gehen der Frage nach, aufgrund welcher genetischen Eigenschaften Pflanzen in unterschiedlichen Umgebungen überleben können.
So können beide Hochschulen ihre Stärken am besten ausspielen: Einerseits hat die Kyoto-University – nicht erst seit dem gleichnamigen Klimaabkommen von 1997 – stark in ökologische Forschung investiert und ist darin weltweit führend. Mit dem Functional Genomics Center von UZH und ETHZ verfügt Zürich andererseits über hervorragende molekularbiologische Forschungseinrichtungen.
Gemeinsame Forschung betreiben die japanischen und schweizerischen Pflanzenwissenschaftler etwa auf einer von der Kyoto University errichteten Forschungsstation auf der indonesischen Insel Borneo. Sie untersuchen die Auswirkungendes Klimawandels auf tropische Pflanzen.
In einem weiteren Kooperationsprojekt nutzen die beiden Hochschulen die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen in ihren Ländern und pflanzen auf dem Universitätsgelände dieselbe Pflanzenart an. Die Forscher wollen herausfinden, welche genetischen Eigenschaften Pflanzen aufweisen, die sich besonders gut an unterschiedliche klimatische Bedingungen anpassen können.
Als Modell dient ihnen dabei eine erst vor rund 30 Jahren entdeckte neue Art des Schaumkrautes (Cardamina insueta). Die so genannte Hybridpflanze entstand aus einer natürlichen Kreuzung von «Bach-Wiesen-Schaumkraut» und «Bitterem Schaumkraut». Die Forschung soll zeigen, ob andere Pflanzen mit gezielter Einkreuzung ebenfalls an eine grössere Bandbreite von klimatischen Bedingungen angepasst werden können.
Die Kooperation zwischen UZH und Kyoto University ist vielfältig, wie das Beispiel von Kentaro Shimizu zeigt. Sie reicht von der Nutzung und geteilten Finanzierung von Forschungseinrichtungen über gemeinsame Publikationen bis zum personellen Austausch. Vier der 25 Mitarbeitenden in Shimizus Gruppe haben in Kyoto studiert oder dort ihren PhD gemacht.
«Die UZH hat sich in den vergangenen Jahren verstärkt international ausgerichtet», so Shimizu mit Blick etwa auf den vermehrten Unterricht in englischer Sprache. Die japanischen Universitäten verfolgten derzeit eine ähnliche Strategie: «Der Zeitpunkt für wissenschaftliche Kooperationen zwischen der Schweiz und Japan ist daher besonders günstig», so Shimizu.
Das Swiss Kyoto Symposium, das heute und morgen in Zürich stattfindet, bietet Gelegenheit, die bereits bestehende Zusammenarbeit sichtbar zu machen. Forschende von UZH, ETH Zürich und ETH Lausanne präsentieren mit Kollegen aus Kyoto ihre gemeinsamen Forschungsprojekte. UZH-Wissenschaftler sind in den Workshops mit Beispielen aus Pflanzenforschung, Anthropologie, Finance, Chemie und Japanologie vertreten.
Das Symposium soll andere Fachrichtungen anregen, die Fühler ebenfalls auszustrecken ins Land der Kirschblüten. Die UZH wird ihr Interesse an einer vertieften Zusammenarbeit mit der Kyoto University an der Veranstaltung mit der Unterzeichnung eines entsprechenden «Memorandum of Understanding» unterstreichen.