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Das Studienfach Psychologie gehört zu den am stärksten nachgefragten Studiengängen in der Schweiz – die Einschätzung, ob dieses Studium tatsächlich zu den eigenen Interesses und Fähigkeiten passt, fällt den meisten Studieninteressierten jedoch schwer. Das belegen die Zahlen: Im Herbstsemester 2012 hatten 404 Personen an der UZH ein Psychologiestudium begonnen, doch lediglich 240 bestanden das Assessmentjahr. Dies entspricht einer Abbruchrate von 41 Prozent.
«Unsere Studieninformationstage», sagt Martin Kleinmann, Direktor des Psychologischen Instituts, «zeigen, dass viele junge Leute falsche Vorstellungen mitbringen.» So erwarteten über 90 Prozent der Interessierten, die Psychoanalyse spiele im Psychologiestudium eine wichtige Rolle. Fast jeder zweite glaubt, unmittelbar nach dem Studium selbständig Therapien durchführen zu können, und rund jeder Dritte meint, die Psychologie befasse sich auch mit Traumdeutung, Graphologie und Hypnose.
Dagegen wird häufig unterschätzt, dass zur wissenschaftlichen Analyse und Auswertung psychologischer Untersuchungen mathematische und statistische Grundkonzepte verstanden und angewendet werden müssen. Mathematik sollte also nicht das Horrorfach eines angehenden Psychologen sein.
Nachdem die Studierendenzahlen weiter stark ansteigen, ein Numerus clausus jedoch politisch nicht gewünscht ist, sei das Institut auf die Idee gekommen, ein Online-Self-Assessment einzuführen: Interessierte sollen bereits vor dem Studienentscheid testen können, wie gut ihre Interessen und Erwartungen zu den realen Studieninhalten passen, welche Beschäftigungsmöglichkeiten es gibt und wo man sich weiter beraten lassen kann. «Der Test», so Organisationspsychologe Kleinmann, «kostet eine Stunde Zeit und erspart möglicherweise ein verlorenes Studienjahr.»
Das Self-Assessment-Tool Psychologie verfügt derzeit über drei Module: Erwartungen an das Studium, Interesse an den Studieninhalten und den beruflichen Tätigkeitsfeldern. Ab Herbstsemester 2013 wird das Online-Self-Assesment-Tool als Informationsinstrument systematisch eingesetzt. Es befindet sich auf der Homepage des Psychologischen Instituts. Auch alle Berufsberatungsstellen der Schweiz sind über den Selbsttest informiert und bei den Studieninformationstagen der UZH werden Studieninteressierte auf den Selbsttest hingewiesen.
Da die Fachhochschule Nordwestschweiz ähnliche Intentionen hat und bereits über die nötige Testerfahrung verfügt, entwickelten UZH und FHNW das neue Tool gemeinsam. Damit erhalten die Testteilnehmer auch Informationen über Berufsfelder in der Angewandten Psychologie.
Die Universitätsleitung unterstützt das Vorhaben. Für die UZH, sagt Thomas Hildbrand, Leiter des Bereiches Lehre, sei es wichtig, dass das neue Assessment auf die Selbstaufklärung der Studieninteressierten setzt.
Aufgrund von Anregungen von Studierenden werden neben den drei bestehenden Modulen ab 2014 auch studienrelevante Fähigkeiten geprüft: den Studierenden werden Studienfächer aufgezeigt, die besonders gut zu ihnen passen: «Eine Art Online-Studienberatung, wie Martin Kleinmann es ausdrückt.
In Baden-Württemberg hat man bereits Erfahrungen mit Self-Assessments: Seit dem Wintersemester 2011/12 müssen dort Studienanwärter aller Fachrichtungen einen Online-Selbsttest zur Studienorientierung absolvieren. Er zeigt ihnen dann innert Sekunden eine Liste mit passenden Studiengängen. Das Teilnahmezertifikat, welches indes die Testergebnisse nicht anzeigt, ist Voraussetzung, um sich für einen Studienplatz zu bewerben.
Die UZH versteht das Online-Self-Assessment als Pilotprojekt mit Vorbildcharaker für andere Fachrichtungen. Im Vordergrund stehen dabei laut Thomas Hildbrand stark nachgefragte Fachrichtungen und Ausbildungsgänge, die sowohl an Fachhochschulen wie auch an Universitäten mit unterschiedlichen Profilen angeboten werden. «Unser Ziel ist, dass sich die Studierenden gut informiert für ein Studium entscheiden», sagt Hildbrand. «Das senkt die Abbruchquoten und sorgt dafür, dass die richtigen Studierenden rechtzeitig zum optimalen Studium finden.»