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Die Vielfalt der Disziplinen, der Reichtum an Perspektiven, die Fülle an Gegensätzen – darin liegt die Faszination einer grossen Volluniversität wie der UZH. Manchmal bedarf es besonderer Anlässe, um sich diesen Reiz vor Augen zu führen. Die Auftaktveranstaltung zu den neuen Universitären Forschungsschwerpunkten (UFSP), die letzte Woche in der Aula stattfand, war ein solcher Anlass.
Sämtliche der acht neuen UFSP, welche die UZH dieses Jahr lanciert hat, wurden an diesem Abend präsentiert. Evolutionsbiologie trat so neben Dialektologie, Altersforschung neben Marktforschung, Wirtschaftsrecht neben Onkologie. Lebhaftere Kontraste kann man sich kaum vorstellen.
«Wir hoffen, dass sich die neuen UFSP zu Leuchttürmen mit internationaler Ausstrahlung entwickeln und dazu beitragen, dass die UZH zu einem noch attraktiveren Wissensstandort wird», sagte Rektor Andreas Fischer in seiner Eröffnungsrede.
Die UFSP seien ein wichtiges Steuerungselement der strategischen Entwicklungsplanung der UZH. Sie stärkten das Forschungsprofil und damit auch die Position der UZH im globalen Wettbewerb der Wissenschaft. Zudem, so der Rektor, förderten die UFSP die interdisziplinäre Vernetzung an der UZH und dienten der Nachwuchsförderung.
Laut Fischer investiert die UZH jährlich im Durchschnitt fünfzehn Millionen Franken in die UFSP, dieses Jahr sogar 16 Millionen. Dies sei mehr als die Hälfte des Gesamtbetrags, welcher der UZH für die strategische Forschungsförderung zur Verfügung stehe.
Die UFSP werden in Vierjahresperioden gefördert, maximal beträgt ihre Laufzeit zwölf Jahre. Die erste Generation Universitärer Forschungsschwerpunkte wurde 2005 beziehungsweise 2006 lanciert. Von den sechs UFSP wurden zwei verstetigt ( Finance und Financial Markets sowie Grundlagen menschlichen Sozialverhaltens: Altruismus-Egoismus ), die restlichen vier ( Ethik , Integrative Humanphysiologie , Systembiologie sowie Asien und Europa) treten dieses beziehungsweise nächstes Jahr in ihre letzte vierjährige Förderphase ein.
Fischer zog eine durchwegs positive Bilanz der ersten UFSP-Generation: «Die UFSP haben sich als sehr erfolgreiches und nachhaltiges Fördergefäss erwiesen», sagte er.
Auch Urs Oberholzer, Vizepräsident des Universitätsrates, war voll des Lobes. Er würdigte in seinem Grusswort vor allem die herausragende Forschungskompetenz und das ausserordentliche Engagement jener Personen, die hinter den UFSP stehen. «Sie leisten einen wesentlichen Beitrag zum Ansehen und zur Sichtbarkeit der Universität Zürich in der nationalen und internationalen Hochschullandschaft», sagte er.
Daniel Wyler, Prorektor Medizin und Naturwissenschaften der UZH, ging in seinem Referat auf die Frage ein, was nach Ende der Laufzeit mit den UFSP geschieht. Vieles, was im Rahmen eines UFSP geschaffen worden sei, könne der UZH auch langfristig von Nutzen sein. Als Beispiel nannte er zentrale Technologieplattformen wie das «Funktional Genomics Center» des UFSP Systembiologie. Es handelt sich dabei um eine Sammlung verschiedenster Geräte, die von diversen Instituten genutzt werden. «Wir sind nun daran, uns über die dauerhafte Finanzierung solcher und ähnlicher Plattformen Gedanken zu machen», sagte Wyler.
Für Daniel Wyler besteht ein wichtiges Ziel der UFSP darin, junge Forschende für neue Wege in der Forschung zu begeistern. Die thematische Attraktivität der acht neuen Universitären Forschungsschwerpunkte dürfte erheblich dazu beitragen, dass dieses Ziel erreicht werden kann.
Im Hauptteil der Auftaktveranstaltung wurden die in diesem Jahr lancierten UFSP der zweiten Generation vorgestellt. Ueli Grossniklaus, Professor für Entwicklungsbiologie der Pflanzen, präsentierte den UFSP Evolution in Aktion: Vom Genom zum Ökosystem. Der Forschungsschwerpunkt will die zahlreichen fragmentierten Forschungsrichtungen in Biologie und Medizin zusammenführen, die sich an der UZH mit Fragen der Entstehung und Veränderung von Organismen beschäftigen.
Auf die Herausforderung des demographischen Wandels reagiert der UFSP Dynamik des gesunden Alterns. Laut Lutz Jäncke, Professor für Neuropsychologie, soll in dem UFSP untersucht werden, wie die psychische Gesundheit und Lebensqualität bis ins höchste Alter stabilisiert werden können.
Die gegenwärtig in der Öffentlichkeit so vehement geforderten gesetzlichen Vorkehrungen zur Zähmung der Finanzmärkte sind Gegenstand des UFSP Regulierung von Finanzmärkten. Der UFSP analysiert nationale und internationale Regulierungsvorhaben im Hinblick auf ihre Effizienz, wie Hans Caspar von der Crone, Professor für Privat- und Wirtschaftsrecht, ausführte.
Und der UFSP Sprache und Raum, den Elvira Glaser, Professorin für Germanische Philologie, vorstellte, untersucht mit dialektologischen, sprachtypologischen und interaktionslinguistischen Methoden, wie geographische und soziale Räume die Art und Weise mitprägen, wie wir sprechen.
Der von Konrad Basler, Professor für Molekularbiologie, geleitete UFSP Translationale Krebsforschung will zur Entwicklung neuer Therapien zur Krebsbekämpfung Brücken zwischen den Grundlagenwissenschaften an der UZH und der klinische Forschung am Universitätsspital Zürich schlagen.
Roger Alberto, Professor für Anorganische Chemie an der UZH, will mit dem UFSP Von Sonnenlicht zu chemischer Energie zur Lösung drängender Energieprobleme beitragen. Ziel ist ein Verfahren zur künstlichen Photosynthese, das es erlaubt, Sonnenlicht direkt als Wasserstoff zu speichern.
Den Gesetzmässigkeiten komplexer sozialer Interaktions- und Beziehungssysteme, welche unterschwellig unsere gesellschaftliche Wirklichkeit formen, ist der UFSP Soziale Netzwerke auf der Spur. Er wird von René Algesheimer, Professor für Marketing und Marktforschung, geleitet.
Der UFSP Globaler Wandel und Biodiversität schliesslich erforscht mit unterschiedlichen Methoden, welche Folgen das rasant voranschreitende Artensterben hat, wie Michael Schaepman, Professor für Fernerkundung am Geographischen Institut, ausführte.
Das letzte Wort in der Auftaktveranstaltung hatte Max Gassman, der als Leiter des 2005 lancierten Schwerpunktes Integrative Humanphysiologie auf langjährige Erfahrungen innerhalb eines UFSP zurückblicken kann. Ihm war es vorbehalten, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der neuen Forschungsschwerpunkte einige Ratschläge mit auf den Weg zu geben. Unter anderem ermutigte er sie dazu, Risiken einzugehen: «Seien Sie unkonventionell und innovativ», empfahl er, und: «wagen Sie auch einmal etwas Queres, Schräges, Dreistes!»