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Robotik in der Neurorehabilitation

Die sensiblen Helfer

Roboter helfen bei der Therapie von Schlaganfallpatienten oder Querschnittsgelähmten. Damit diese dienstbaren Geister optimal entwickelt und eingesetzt werden können, arbeiten Ingenieure, Informatiker, Neurologen und Therapeuten eng zusammen. An einem Symposium in Zürich treffen sie sich diese Woche, um die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Neurorehabilitation zu diskutieren. 
Marita Fuchs
Den Ball treffen: Mit dem Armroboter «ArmeoPower» kann die Patientin selbständig üben.

Multiple Sklerose ist die häufigste neurologische Ursache für eine Behinderung im frühen Erwachsenenalter, ein Hirnschlag dagegen führt häufig im späteren Lebensalter zu einer Behinderung. In beiden Fällen sind – trotz der Fortschritte in der medikamentösen Behandlung – die Auswirkungen gravierend. Nach einem Hirnschlag sind Patienten oftmals halbseitig gelähmt. In vielen Fällen gelingt es jedoch, einen Teil der Bewegungsfähigkeit durch Ergo- und Physiotherapie wieder zurückzuerlangen. In den letzten Jahren kommen als nützliche Helfer in der Therapie zunehmend Roboter zum Einsatz.

Bereits vor einigen Jahren haben Forschende der Universität Zürich und der ETH Zürich einen Laufroboter, den «Lokomat», entwickelt. Er entlastet nicht nur die Therapeuten, sondern hilft den Patienten Bewegungen länger und präziser durchzuführen. Ähnliche Vorteile versprechen sich die Forscher auch von neuen Armrobotern, die beispielsweise die Bewegungen von Schulter und der Ellbogen unterstützen.

«Die Roboter sollen und können die Therapeuten nicht ersetzen, sondern unterstützen die Therapie» sagt Armin Curt, Professor für Paraplegiologie an der Universität Zürich. Der Armroboter «Armeo» zum Beispiel kann den Patienten helfen, Übungen längere Zeit alleine durchzuführen. Dank der Sensoren und einer speziell entwickelten Software messen die Roboter die Muskelaktivierung und Bewegungskoordination der Kranken und unterstützten sie gezielt. Gleichzeitig liefert die Software Daten, aus denen Therapeuten und Ärzte herauslesen können, wo genau die Bewegungsmuster noch nicht harmonieren.

Individuell gehen

Die neueste Version eines Arm-Roboters, der «Armeo Power», wurde Anfang 2013 erstmals an der Universitätsklinik Balgrist eingesetzt und ermöglicht neu Therapien für Menschen, die noch gar kein Bewegungsgefühl im Arm haben.

In Zukunft wolle man die Roboter vermehrt individuell auf den einzelnen Patienten ausrichten, sagt Curt. Künftige Laufroboter sollen zum Beispiel erkennen, welche Gangart der Patient hat – schliesslich hat jeder Mensch einen anderen Gang – und ihn darin bei der Therapie unterstützen.

Um solche Roboter zu entwickeln, müssen Ingenieure, Mediziner, Biologen und Therapeuten über alle Disziplinen hinweg zusammenarbeiten. Zürich sei dazu ein idealer Standort, weil die UZH, die ETHZ, das Universitätsspital und die Klinik Balgrist räumlich eng beieinander liegen und zusammen arbeiten, sagt Armin Curt. Jetzt haben diese Forschungseinrichtungen Spezialistinnen und Spezialisten aus aller Welt nach Zürich zum fünften Symposium zur Neurorehabilitation eingeladen, das vom 11. bis 13. September in Zürich stattfindet. Curt selbst wird einen Workshop leiten, in dem es um die Frage geht, wie man die Daten der Roboter am besten auswerten kann.

Interessant sei das Zusammentreffen so vieler renommierter Forscher auch deshalb, weil verschiedene Blickrichtungen auf ein Problem zu grösserem Erkenntnisgewinn führe, meint Curt.