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Alleen mit Palmen und Granatapfelbäumen säumen die symmetrisch angelegten Wege, die zu einem Teich mit blühenden Seerosen und Fischen führen. Der Teich ist umrandet von Beeten mit Gemüse, Blumen und Heilpflanzen. «Die ägyptischen Gärten waren die ersten Gärten der Menschheit. Sie existierten lange vor den Hängenden Gärten von Babylon, von denen wir nicht sicher wissen, in welcher Form es sie wirklich gab», erklärt Archäobotanikerin Christiane Jacquat vom Institut für Pflanzenbiologie der UZH. «Auch bei den ersten ägyptischen Pyramiden waren Gärten angelegt, da war nicht nur Wüste», sagt Jacquat.
Die rund 3000 Jahre alten ägyptischen Gärten sind im Gegensatz zu den babylonischen Gärten durch Grabmalereien, Schriftrollen und kleine Gartenmodelle in den Grabkammern der Pharaonen belegt. Die antiken Gartenanlagen beherbergten Nutz-, Zier- und Heilpflanzen sowie Pflanzen wie etwa Weihrauch, die für religiöse Zeremonien benutzt wurden. Zu Beginn waren die Gärten nur den herrschenden und wohlhabenden Schichten zugänglich. Erst später wurden sie für das gemeine Volk geöffnet.
Welche Pflanzenarten in diesen Gärten zu finden waren, war bisher nur teilweise bekannt. Im 19. Jahrhundert entdeckte Opfergaben in Grabkammern hatten erste Hinweise geliefert. Gefunden wurden damals unter anderem Blumengirlanden. Ein Teil davon blieb in Kairo, andere Exemplare wurden auf Institute und Museen in Berlin, London, Leiden, Paris und Zürich verteilt.
Den wertvollen Schatz in Zürich entdeckte Christiane Jacquat 2010 anlässlich einer Zügelaktion im Keller des Instituts für Systematische Botanik – UZH News hat darüber berichtet.
In der Zwischenzeit hat die Archäobotanikerin die Pflanzen untersucht und konnte dadurch ein genaueres Bild der ägyptischen Gärten und der symbolischen und religiösen Bedeutung der Pflanzen zeichnen.
«Die Gärten waren für die Ägypter ein Abbild der perfekten Weltordnung», so Jacquat. Zentrales Element der Gartenanlagen war deren Symmetrie. Der Teich symbolisierte den Ur-Ozean, aus dem alles Leben entstanden ist. Die häufig vorkommenden Sumpfpflanzen – etwa Seerosen – waren mit den Göttern assoziiert. Als Grabbeigabe sollten sie den Verstorbenen im Jenseits ein ewiges Leben ohne Mangel an Nahrung und Vergnügen sichern.
Die für Jacquat erstmalige Zusammenarbeit zwischen Archäobotanik und Ägyptologie erwies sich als sehr sinnvoll, indem neue Hypothesen zur Bedeutung altägyptischer Symbole entstanden. Diesen vertieft nachzugehen würde sich gemäss Jacquat lohnen, bedürfte allerdings erst noch einer Finanzierung.
Für die prachtvollen Gartenanlagen im alten Ägypten wurde kein Aufwand gescheut. Seltene Pflanzen wurden aus Syrien und sonstigen Gegenden des östlichen Mittelmeerraums importiert. Eine Tradition, die auch zur Zeit der Griechen und Römer weiter gepflegt wurde. Für gewisse importierte sowie selber gezogene Bäume entstanden eigentliche «Baumschulen» am Nil. Waren die Pflanzen genügend gross, wurden sie von dort aus in die Gärten transportiert und eingepflanzt.
Zu bestaunen sind Exponate und Zeichnungen von ägyptischen Gärten bis am 2. März 2014 in der Ausstellung «Fleurs des pharaons» im archäologischen Museum «Laténium» in Neuenburg. Die Ausstellung ist ein gemeinsames Projekt von Laténium und der Universität Zürich. Christiane Jacquat wird am 7. Juli und 1. September (jeweils 10.30 bis 12.00 Uhr) durch die Ausstellung führen und die Besucher dabei anleiten, selber Blumengirlanden herzustellen (jeweils 20 Personen, Anmeldung beim Museum unter Tel. 032 889 69 17).