Navigation auf uzh.ch
Herr Caflisch, Martin Karplus, der heute mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet wurde, ist für die Universität Zürich kein Unbekannter. Er wurde 2006 Ehrendoktor der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät der UZH und Sie waren sein Postdoktorand. Freuen Sie sich über die Auszeichnung Ihres Postdoc-Mentors?
Amedeo Caflisch: Ja, sehr. Die MNF hat – sieben Jahren vor dem Nobelpreiskommitee – die wissenschaftlichen Beiträge von Martin Karplus mit dem Ehrendoktorat der UZH geehrt. Jetzt hat er den Nobelpreis bekommen. Ich war während 1992 bis 1994 Postdoktorand im Labor von Karplus an der Harvard University. Auch heute noch habe ich diverse Kollaborationen mit Martin Karplus. Zusammen haben wir 12 Papers publiziert und in diesem Jahr eine Publikation über Proteinfaltungsimulationen veröffentlicht.
Haben Sie im Labor von Karplus auch an den Methoden mitgewirkt, für die er heute ausgezeichnet wurde?
Amedeo Caflisch: Die Methoden hatte er schon vor meiner Zeit als Postdoc entwickelt. Er entdeckte sie bereits in den 70er Jahren. Aber ich habe die Methoden der computergestützten Biochemie in seinem Labor kennengelernt und intensiv damit gearbeitet.
Was ist so besonders an der Methode von Karplus?
Amedeo Caflisch: Er hat die Grundlage für die Computerprogramme gelegt, mit denen chemische Prozesse verstanden und vorhergesagt werden können. Zum Beispiel bei der Computersimulation von Proteinen. Dabei werden Verfahren der klassischen Physik im Computer simuliert – man kann nachvollziehen, wie die Proteine sich bewegen und in welche Wechselwirkung sie mit bestimmten Medikamenten treten. Diese Methode ist seit Jahren für die Entwicklung von Arzneimitteln sehr wichtig.
Heute schon benutzen viele pharmazeutische Firmen Methoden der computergestützten Chemie, die von Karplus entwickelt worden sind. Ganz abgesehen davon ist Karplus einer der meistzitierten und bekanntesten Chemiker der Welt. Er hat mehr als 100'000 Zitierungen und mehr als 1'000 Paper veröffentlicht. Er hat auch eine Gleichung erfunden, die sogenannte Karplusequation, die wichtig für die NMR-Spektroskopie ist.
Wie war Ihre Zusammarbeit mit Karplus?
Amedeo Caflisch: Wir arbeiten bis heute prima zusammen und kennen uns gut. Karplus ist ein extrem angenehmer und bescheidener Mensch. Besonders schätze ich auch seine Kochkünste. Hinter dem Herd ist er – wie in der Forschung – ein Perfektionist.
Seine Fischgerichte sind bis ins letzte Detail geplant und wirklich köstlich. Ausserdem fotografiert er seht gut.
Sie sind heute selbst Professor, was haben Sie von Ihrem Lehrer gelernt?
Amedeo Caflisch: Ich habe gelernt, dass man sich nicht auf Lorbeeren ausruhen soll, sondern geleitet von wissenschaftlicher Neugier immer neue wissenschaftliche Gebiete erforschen soll.
Haben Sie Herr Karplus bereits gratuliert?
Amedeo Caflisch: Ja sicher. Ich freue mich, bald mit ihm auf die tolle Nachricht anzustossen.