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Insomnie

Schlaflos in Zürich

Wenn Nächte zum Albtraum werden, weil der Schlaf sich nicht einstellen will, liegen schnell einmal die Nerven blank. Die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Zürich ist eine Anlaufstelle für Menschen, die nicht schlafen können. – UZH News hat für unsere Leser Expertentipps für einen guten Schlaf zusammengestellt.  
Marita Fuchs
Wenn die Nacht zum Horror wird: Albträume gehören zu den nichtorganischen Schlafstörungen.

Bis zu 20 Prozent der Schweizer Bevölkerung leiden an Schlafstörungen. Konkret bedeutet das, dass sich Nacht für Nacht allein in Zürich 65 000 Schlafsuchende im Bett wälzen und auf den erlösenden Moment des Einschlafens warten.

Die Wissenschaft weiss noch immer verblüffend wenig über den Schlaf, diesen Zustand, in dem der Mensch fast ein Drittel seines Lebens zubringt. Eines aber ist sicher: Wir müssen schlafen, um zu überleben und nicht krank zu werden. Das Schlafbedürfnis ist individuell unterschiedlich: Einige kommen mit vier Stunden pro Nacht aus, andere benötigen zehn.

Dick, dumm und krank

Schlafforscherin Steffi Weidt von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und Dozentin an der UZH hilft schlaflosen Patienten, ihr Leiden in den Griff zu bekommen. Am vergangen Montag erläuterte sie in einem Kolloquiums-Vortrag an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, wodurch Schlafstörungen verursacht werden können.

Insomnie diagnostizieren Ärzte, wenn mehrere Kriterien erfüllt sind: Der Patient schläft mindestens drei Mal in der Woche schlecht und dieser Zustand dauert bereits seit mehr als einem Monat an.

Heute weiss man, dass Schlafstörungen die Plastizität des Gehirns reduzieren, sprich: sie beeinträchtigen Gedächtnisleistungen. Und noch ein unangenehmer Nebeneffekt stellt sich ein: Man wird dicker. Nicht selten gehen Schlaflose nachts zum Kühlschrank, mit der Zeit stellt sich ihr Körper darauf ein, und sie wachen immer wieder auf, weil das Gehirn Hunger meldet.

«Zu wenig Schlaf macht dick, dumm und krank» – so lautet eine Formel des bekannten deutschen Schlafforschers Jürgen Zulley. Besonders gefährdet seien Schichtarbeiter, führte Weidt aus, weil sie häufig fehlenden Schlaf tagsüber nicht nachholen können.

Erstellt genaue Protokolle der Ruhe- und der Aktivphasen: Schlafforscherin Steffi Weidt.

Um die Forschung, Lehre und klinische Versorgung bei Schlaflosigkeit weiter zu verbessern, fördert die Universität Zürich eine interdisziplinäre Gruppe aus Klinikern und Wissenschaftlern im Rahmen eines klinischen Forschungsschwerpunktprojekts (KFSP) «Schlaf und Gesundheit».

Breit abgestützte Abklärung

Menschen, die unter Schlafstörungen leiden, werden in der interdisziplinären Sprechstunde der USZ-Kliniken für Neurologie, Pneumologie, und Psychiatrie und Psychotherapie, in der Steffi Weidt als Oberärztin tätig ist, genau nach ihren Schlafgewohnheiten und ihrem Schlafrhythmus befragt.

Zu Beginn der Abklärung tragen die Patienten eine so genannte aktimetrische Uhr, die tags und nachts Aktivitätsmuster aufzeichnet. So entstehen genaue Protokolle der Ruhe- und der Aktivphasen. Im Schlaflabor kommen weitere Messwerte hinzu: Herzfrequenz, Blutdruck, Körperlage, Atembewegungen und Sauerstoffsättigung während des Schlafs.

Vor dem Griff zur Schlaftablette, den Ursachen auf den Grund gehen

Die Erfassung des Hormonstatus, kann ebenfalls zur Abklärung gehören. Wie man heute weiss, hat der Melatonin- und Kortisolspiegel grossen Einfluss auf den Schlaf. «Schläft jemand zu wenig, nehmen die natürlichen Killerzellen ab, die Immunabwehr ist gehemmt», erklärte Weidt. «Das wird durch den Anstieg des Kortisolspiegels mitverursacht.»

Zusätzlich zu diesen Untersuchungen prüfen die Schlafforscher per EEG die Gehirnströme. Alles zusammen gibt Auskunft über die Schlafkontinuität. Auch der REM-Schlaf, der sich durch intensive Augenbewegungen bemerkbar macht und der sogenannte «Slow-wave-Sleep», dessen Merkmal tiefe Schlafphasen sind, werden aufgezeichnet.

Aus den Untersuchungen kann Steffi Weidt Rückschlüsse auf die Ursachen der Schlafstörung ziehen. So empfiehlt Weidt zum Beispiel bei Patienten, die während der Schlafphasen nicht genügend Sauerstoff aufnehmen, eine auf den Patienten individuell angepasste Schlafmaske, die dafür sorgt, dass genügend Sauerstoff von der Lunge ins Blut gelangt.

Bevor man zur Schlaftablette greife, solle man besser nach den Ursachen für die Schlaflosigkeit suchen, meint Weidt. Die Abklärungen seien auch deshalb wertvoll, weil dann unter Umständen bestimmte Krankheitssymptome ausgeschlossen werden könnten. In diesem Fall müsste man sich überlegen, so Weidt, ob nicht doch psychische Ursachen, wie eine Depression oder Angstzustände vorliegen.

Die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie bietet neu Gruppentherapien zum Umgang mit Insomnie an. Es sind noch Plätze frei.

Lesen Sie hier die Tipps der Expertin für einen guten Schlaf.