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Wer kennt es nicht, das Völlegefühl nach dem spätabendlichen Fondue-Essen? Hätte man doch etwas mehr Kirsch als Digestiv trinken sollen? «Nein», meint UZH-Professor Michael Fried. «Wenn Sie Probleme mit der Verdauung von fettreichen Speisen haben, dann sollten Sie alkoholische Getränke zum Fondue meiden und besser bei Tee bleiben», empfiehlt Fried. «Ansonsten geniessen Sie ruhig ein gutes Glas Weisswein zum Käse, so wie ich das tue».
Michael Fried, Direktor der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie des Universitätsspitals Zürich, hat letztes Jahr in einer renommierten Fachzeitschrift eine Studie über das richtige Getränk zur schweizerischen Käsespeise veröffentlicht. Sie beinhaltete unter anderem Atemluftanalysen mittels radioaktivem Karbon (13C) und die Untersuchung mit Computertomographie. Die Studie erregte internationales Aufsehen. Um sie zu dokumentieren, schickte die britische BBC eigens eine Fernsehcrew ins Universitätsspital. Der Beitrag findet sich inzwischen auch auf youtube.
Die mit Abstand häufigsten Magenkrankheiten sind Reizmagen und –darm sowie das Sodbrennen. Hinzu kommen das Magengeschwür und der oft zu spät erkannte Darmkrebs.
Die Symptome des Reizmagens, der sogenannten «funktionellen Dyspepsie», reichen von Völle- bis hin zum Sättigungsgefühl. Die Krankheit beruht auf einer komplexen Veränderung der Schmerzempfindung und ist alles andere als eingebildet. Der Reizmagen wird durch Stress, Übergewicht oder Entzündungen verursacht und ist manchmal mit einer Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori assoziiert. Beim gesunden Menschen entspannt sich der Magen während einer Mahlzeit und macht Platz für die eingenommene Nahrung. Beim Reizmagen ist eben diese Funktion gestört: Der Magen entspannt sich nur ungenügend, entsprechend stellt sich das Völlegefühl sehr schnell ein.
Die Therapie ist abhängig von der Ursache: Stress lässt sich erst dann bekämpfen, wenn er auch erkannt wird. «Wir empfehlen unseren Patienten deshalb, ein Tagebuch zu führen», erläutert Fried. Daraus könne man ersehen, welches wiederkehrende Ereignis Magenschmerzen verursacht. «Bei einem Patienten haben wir beispielsweise eine starke Korrelation zwischen Bauchschmerzen und dem Besuch der Schwiegermama festgestellt.»
Der Reflux, im Volksmund als Sodbrennen oder saures Aufstossen bekannt, ist ein Prozess, bei welchem ein Teil der Magensäure aufgrund einer defekten Schliessfunktion in die Speiseröhre zurückfliesst. Heute stehen mehrere Therapieansätze zur Verfügung:
Medikamentös erfolgt die Behandlung dank Säureblocker wie zum Beispiel kurzwirkende Säurebinder oder aber längerwirkende H2-Blocker und noch länger und stärker wirkende Protonenpumpeninhibitoren (PPI). Will man nicht ein Leben lang Medikamente schlucken, kann allenfalls mit einem operativen Eingriff ein neuer, künstlicher Verschluss angebracht werden. Dabei wird ein Teil des Magens über die Speiseröhre gestülpt und anschliessend angenäht. Dies ist aber nur in ganz seltenen Fällen wirklich angezeigt.
Wie sieht es mit der Prophylaxe gegen den Reflux aus? Vorbeugend wirkt die Einhaltung des Normalgewichts, ein niedriger Alkoholkonsum und der Verzicht auf Rauchen und fettige Speisen. In einer eigenen Studie hat Prof. Fried festgestellt, dass die Süssigkeit After Eight selbst bei einigen gesunden Probanden zu Sodbrennen führt. «Der gleichzeitige Konsum von Schokolade und Pfefferminze entspannt merklich den Schliessmuskel am Übergang von Speiseröhre zum Magen», berichtet Fried.
Ein Magengeschwür ist sehr schmerzhaft und kann im schlimmsten Fall zu Magenkrebs führen. Besteht Verdacht auf ein Magengeschwür, sind Magenspiegelung mit allfälliger Biopsieentnahme sowie ein Labortest auf Helicobacter pylori angezeigt. Dieser Keim begünstigt das unkontrollierte Zellwachstum von tumorösen Entartungen des Magens. Der Verzicht auf das Rauchen und auf Rheumamittel kann den Zustand des Patienten erheblich verbessern, zudem werden Protonenpumpenhemmer verabreicht, was zu einer raschen Heilung des Magengeschwürs führt. Veränderungen der Diät oder Alkoholverzicht zeigen hier jedoch keine Wirkung. Hingegen kann der Helicobacter durch eine Unterdrückung der Säureproduktion, kombiniert mit einer Antibiotikatherapie, gut bekämpft werden.
Seltener, aber viel gefährlicher als die drei oben genannten Erkrankungen ist der Darmkrebs. Aus einem pilzförmigen Polyp auf der Darmschleimhaut entwickelt sich zunächst ein gutartiges Geschwulst, das im Laufe der Jahre zum bösartigen Darmkrebs degenerieren kann. Präventiv werden deshalb Polypen mittels Endoskopie aufgespürt und entfernt. Dieser Erkrankung kann jedoch vorgebeugt werden. Prof. Fried empfiehlt: «Bei familiärer Vorbelastung oder aber spätestens ab dem 50. Lebensjahr sollte alle 5 bis 10 Jahre eine Darmspiegelung vorgenommen werden.»