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Hochschulmedizin Zürich

Einmaliges Potenzial nutzen

Die Universität, die ETH und das Universitätsspital lancierten gestern mit einem Kick-off Event die «Hochschulmedizin Zürich». Unter diesem Label vernetzen sich die drei Institutionen im Bereich der biomedizinischen und medizinaltechnischen Forschung.  
Marita Fuchs
In aufgeräumter Stimmung: Teilnehmer am Kick-off Event der Hochschulmedizin Zürich: Wolfgang Langhans, Vorsteher des Departements Gesundheitswissenschaften und Technologie an der ETH Zürich, Otfried Jarren, Prorektor Geistes- und Sozialwissenschaften UZH, Andrea Schenker-Wicki, Prorektorin Rechts- und Wirtschaftswissenschaften UZH, und Rektor Andreas Fischer, UZH (erste Reihe von rechts)

Zürich hat als Forschungsplatz viel zu bieten: Zwei ausgezeichnete Hochschulen und ein grosses Universitätsspital, die räumlich eng beieinander liegen. Jetzt rücken die drei Institutionen im Bereich der Medizin noch näher zusammen und schliessen mit der Gründung der «Hochschulmedizin Zürich» einen Pakt für Forschung und Innovation.  

An der gestrigen Informationsveranstaltung in der Aula der Universität Zürich (UZH) sagte Daniel Wyler, Prorektor Medizin und Naturwissenschaft der UZH, dass die Universität Zürich mit der schweizweit grössten Medizinischen Fakultät, mit der Vetsuisse-Fakultät und fünf universitären Spitälern gemeinsam mit der ETH Zürich ein einmaliges Potenzial besitze.

Roland Siegwart, Vizepräsident für Forschung und Wirtschaftsbeziehungen der ETH Zürich, betonte, dass für die ETH Zürich die Medizin an der Schnittstelle zu den Ingenieur- und Naturwissenschaften zunehmend an Wichtigkeit gewinne. Und auch Gregor Zünd, Direktor Forschung und Lehre am Universitätsspital, hob den Nutzen für seine Institution hervor: «Der schnelle Wissenstransfer von der Grundlagenforschung in die Klinik ist für das Universitätsspital von grosser Bedeutung.»

Gegen Übergewicht und für das Herz

Die Aufgaben und Ziele der neuen Kooperation umriss Professor Wolfgang Langhans, Vorsteher des Departements Gesundheitswissenschaften und Technologie an der ETH Zürich: Neben dem Aufbau von interdisziplinären Forschungsprojekten und der Einrichtung gemeinsamer Kompetenzzentren und Netzwerke sei die «Hochschulmedizin Zürich» auch Ansprechpartner für die Medien, für Sponsoren und interessierte Forschende. Später sollen auch Ausbildungsprojekte folgen.

Langhans stellte zwei Projekte vor, die in Planung sind: Eines befasst sich mit den Folgen und Ursachen des Übergewichts, ein weiteres mit der Entwicklung einer neuen Generation von Kunstherzen. Die Zukunft der Herzunterstützungssysteme liege in der Konstruktion voll implantierbarer Systeme, die die Patienten über mehrere Jahre tragen können. Das sei angesichts des Organmangels von besonderer Bedeutung, sagte Langhans.

Holger Moch, Professor für Pathologie an der UZH, erläuterte anhand der Krebsforschung, wie die künftige Zusammenarbeit der beteiligten Institutionen aussieht.

Schwerpunkt personalisierte Medizin

Zunächst gründet die «Hochschulmedizin Zürich» zwei Kompetenzzentren. Holger Moch, Professor für Pathologie an der UZH, stellte das erste Zentrum «Personalisierte Medizin» vor. In Zukunft möchte man in diesem Bereich individuell massgeschneiderte Medikamentierungen auf der Basis von Erbgut-Analysen ermöglichen. Unter dem Dach der «Hochschulmedizin Zürich» soll ein international renommiertes Zentrum für personalisierte Medizin geschaffen werden, in dem Genetiker, Biologen, Pharmakologen, Pathologen, Informatiker und andere Forschende zusammenarbeiten.

Krebs bekämpfen

Anhand eines Beispiels aus der Krebsforschung zeigte Moch, wie die künftige Zusammenarbeit der beteiligten Institutionen aussehen kann. Bei der Behandlung eines Prostatakarzinoms beispielsweise gebe es verschiedene Verlaufsvarianten. Einige Karzinome sind sehr aggressiv, andere wachsen nur langsam, und der Patient kann lange damit leben. Trotz Gewebeuntersuchungen wissen Mediziner heute nicht, welcher Tumor eine aggressive Behandlung verlangt und welcher nicht.

Untersuchen Grundlagenforscher nun die genetischen Varianten von Mäusen mit einem Prostatakarzinom, erheben sie damit enorm viele Daten, die wiederum von Bioinformatikern an der ETH Zürich mit neuester Technologie ausgewertet werden. Diese Befunde können nun von der Maus quasi auf den Menschen übertragen werden: Denn auf dieser Basis können Pathologen am Universitätsspital einen Serumtest entwickeln, mit dem man den Verlauf eines Prostatakarzinoms besser vorhersagen kann als mit dem heute normalerweise angewandten PSA-Test.  

«Die präzise Übersetzung von Bildinformationen in biologische Informationen ist nach wie vor eine Herausforderung», Markus Rudin, Professor für Molecular Imaging an der UZH und ETH Zürich.

Schwerpunkt bildgebende Verfahren

Markus Rudin, Professor für Molecular Imaging an der UZH und ETH Zürich, stellte das zweite Kompetenzzentrum der «Hochschulmedizin Zürich» vor: Das Zentrum für biomedizinische Bildgebung. Auf dem Gebiet der Bildgebung verfügt Zürich traditionsgemäss über sehr starke Forschungsgruppen, etwa im Bereich Magnetresonanztomographie. Eine Herausforderung für diesen Wissenschaftsbereich sei es, eine noch präzisere Übersetzung von Bildinformationen in biologische Informationen zu ermöglichen. Wenn der Arzt einen weissen Fleck auf einem Bild sehe, werde er in Zukunft erkennen können, welche molekularen Prozesse dahinter stecken.   

Simon Hoerstrup, Professor für Experimentelle Chirurgie, verglich am Ende der Veranstaltung den Forschungsplatz Zürich mit dem renommierten MIT und der Harvard University in Boston. Im Hinblick auf die Grundlagenforschung, die Auswertung von klinischen Studien und die Entwicklung von Produkten zum Beispiel durch Spin-off-Firmen stehe Zürich auf derselben Stufe wie die das MIT und Harvard. Einzig bei der klinischen Translation, der Übertragung von Forschungsergebnissen in die Klinik, bestehe noch Verbesserungspotenzial. Die klinische Translation könne mit der «Hochschulmedizin Zürich» aber rasch verbessert werden.

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