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Arterienverkalkung

Wenn die Gefässe eng werden

Die Universität Zürich ist neu Leading House eines transatlantischen Forschungsprojekts zur Bekämpfung von Herzkrankheiten. Sechs Millionen US-Dollar hat die Fondation Leducq im Juni für den Aufbau eines Experten-Netzwerks gesprochen. Die Herzspezialisten Thomas F. Lüscher und Ulf Landmesser haben nun fünf Jahre Zeit, zusammen mit ihren Partnern in Europa und den USA die Wirkung des HDL-Cholesterins auf die Herzkranzgefässe zu untersuchen. 
Marita Fuchs

Cholesterin ist eine fettähnliche Substanz und ein Bestandteil der Zellwände. Wird zu viel Cholesterin produziert oder durch die Nahrung aufgenommen, lagert es sich in den Gefässen ab. Im schlimmsten Fall kommt es zur Arterienverkalkung, der so genannten Arteriosklerose, mit all ihren schwerwiegenden Auswirkungen wie Angina pectoris, Herzinfarkt oder Hirnschlag.

Ansicht einer Arterie, an deren Wand sich so genannte Plaques abgelagert haben. Durch die entstandene Verengung kann das Blut nicht richtig fliessen. Diese Krankheit heisst Arteriosklerose.

Die Wissenschaftler unterscheiden zwei Cholesterine: Das HDL-Cholesterin – im Gegensatz zum LDL-Cholesterin – galt lange als gefässschützend. Es wurde im Volksmund als «gutes Cholesterin» bezeichnet, weil es vor der Arteriosklerose der Herzkranzgefässe schützt. Dies ergab sich insbesondere aus epidemiologischen Beobachtungen: Ein niedriger HDL-Cholesterin-Spiegel ging mit einem erhöhten Herzinfarktrisiko einher.

«Gutes Cholesterin» ist nicht immer gut

Am Universitätsspital Zürich wurde in einem Team rund um die Kardiologen Ulf Landmesser und Thomas Lüscher intensiv untersucht, ob ein therapeutisches Anheben des «guten» HDL-Cholesterin-Spiegels auch bei bereits erkrankten Patienten vor Herzinfarkt schützt. Aktuell zeigte sich jedoch, dass das HDL-Cholesterin dann schädlich ist, wenn ein Patient schon am Herzen erkrankt ist oder Diabetes hat. Besonders bei Herzinfarktpatienten sei das HDL verändert, und entsprechend könne sich ein hoher HDL-Spiegel im Blut nicht positiv, sondern sogar negativ auswirken, erläutert Thomas Lüscher.

«Bei Menschen, deren Herzkranzgefässe bereits krankhaft verändert waren, enthielt das HDL-Cholesterin besonders viele schädliche Eiweisse», sagt Lüscher. Am Beispiel dieser Patienten konnten die Forscher zeigen, dass so genannte freie Radikale die Proteine im HDL angegriffen hatten. Solche Veränderungen in der Eiweisszusammensetzung des HDL könnten die Entstehung von Herzerkrankungen beeinflussen, vermuten die Forscher.

UZH-Kardiologe Thomas Lüscher: Sechs Millionen US-Dollar von der Fondation Leducq für die internationale Herzforschung.

Gefährdete Herzpatienten

Bislang hatte man gehofft, Medikamente, die die HDL-Spiegel im Blut erhöhen, könnten vor Arteriosklerose und Herzinfarkten schützen. Doch in einer ersten Studie erwies sich dies sogar als gefährlich: Die «ILLUMINATE-Studie» aus dem Jahr 2006, in der mit einem neuem Wirkstoff (einem so genannten CETP-Hemmer) das HDL angehoben wurde, musste das Pharma-Unternehmen Pfizer abbrechen, da das Medikament Torcetrapib die Sterblichkeit erhöht hatte. An der Torcetrapib-Studie nahmen 15'000 Patienten teil. Es waren 82 Patienten gestorben. Jetzt ist klar, weshalb: «Es reicht nicht aus, einfach nur die HDL-Spiegel zu erhöhen», sagt Lüscher. Zukünftige Behandlungen müssten auf die richtigen HDL-Bestandteile abzielen. Doch dafür seien weitere Forschungen nötig.

Für diese Aufgabe erhielten Landmesser und Lüscher mit weiteren internationalen Kooperationspartnern von der französischen «Leducq Stiftung» sechs Millionen US-Dollar zur Erforschung der Arteriosklerose. Damit ist ein Transatlantic Network of Excellence for Dysfunction of High-Density Lipoproteins entstanden. «Für uns eine besondere Auszeichnung, da die Universität Zürich die Federführung übernommen hat und diese Förderung unsere Spitzenstellung in der Herzforschung stärkt», sagt Thomas Lüscher.

Auf europäischer Seite sind Experten von den Universitäten in Amsterdam, London und Lille beteiligt. Auf amerikanischer Seite arbeiten Wissenschaftler der Columbia University New York, der University of California Los Angeles und der Cleveland Clinic mit an dem Projekt.