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Die Schweizer Reisebranche geht davon aus, dass über die Hälfte aller Ferien in einem Reisebüro gebucht werden. Doch die Zahl ist rückläufig. Für viele führt der erste Weg in die Ferien über den heimischen Computer, denn Hotelketten oder Reiseveranstalter überbieten sich mit günstigen Online-Angeboten. Dazu kommt: Online-Buchungen sind heute in der Regel ebenso sicher wie das Buchen im Reisebüro.
Zwischen pauschal und individuell
Die Stärke des Internets ist aber auch seine Schwäche: Die Informationsfülle ist immens, Informationen sind weit verstreut, und Laien können oft nur schwer einschätzen, wie vertrauenswürdig die einzelnen Angebote sind. Zudem benötigt die Recherche viel Zeit, vor allem wenn eine längere Tour geplant wird. Also doch lieber ins Reisebüro gehen, auch wenn dort der Berater die Fäden in der Hand hält und am liebsten ganze Pakete verkaufen möchte, die man selbst so nicht ausgewählt hätte?
Das Dilemma hat ein Ende. Die Lösung heisst «Smart Travel», eine Software für Reisebüros, welche die Transparenz des Internets mit dem Fachwissen der Agenturen verbindet. «<Smart Travel> ist die ideale Lösung für alle, die ihre Ferien zwar individuell planen, aber trotzdem nicht auf die Erfahrung und den Service eines Reisebüros verzichten möchten», sagt Susanne Schmidt-Rauch, Projektleiterin und Assistentin am Institut für Informatik der Universität Zürich.
Entwickelt hat das Computerprogramm ein Forschungsteam in einer Arbeitsgruppe von Gerhard Schwabe, Professor für Informationsmanagement an der Universität Zürich. Projektsponsor ist die KTI, die Kommission für Technologie und Innovation des Bundes.
Ansteckende Vorfreude
Üblicherweise sitzt der Kunde der Reiseberaterin gegenüber, die mit flinken Fingern die Personendaten erfasst und nach kurzer Zeit eine fixfertige Ferienreise aus dem Drucker zieht. Ganz anders bei «Smart Travel»: Urlauber und Kundenberaterin sitzen nebeneinander vor einem 25 Zoll grossen Bildschirm, der wie bei modernen Smartphones durch Fingerberührungen, so genannten Touchscreens, gesteuert wird. Der Kunde selbst navigiert auf dem Bildschirm und beteiligt sich aktiv an der Planung seiner Reise.
Zu Beginn des Beratungsgesprächs erscheint auf dem Bildschirm eine Ansicht der Erde aus dem Weltall. Am unteren Rand leuchten Symbole, die für grundlegende Reisebedürfnisse stehen: In die Sonne kommen, entspannen, mit der Familie zusammen sein. Dann folgen Transportart, die Temperatur im Feriendomizil, Kosten oder – für Umweltbewusste – Angaben darüber, wie nachhaltig man unterwegs ist.
Die Attribute, die der Kunde für den Urlaub wünscht, zieht er mit seinem Finger auf die «Erde», unerwünschte ins «All». Will jemand zum Beispiel lange Flüge vermeiden oder hat nur ein schmales Budget zur Verfügung, werden diese Vorgaben ebenfalls angezeigt. So werden die Ferien mit dem Kunden Schritt für Schritt geplant. «Bei manchen ist die Vorfreude auf die Reise regelrecht ansteckend», sagt Susanne Schmidt-Rauch.
In einem nächsten Schritt gelangen Kunde und Beraterin auf eine Weltkarte. Die Reiseziele werden herangezoomt. Auf Wunsch wird auch eine Wetterkarte mit den Prognosen für die Urlaubswochen angezeigt. Steht die Reisedestination fest, können die Einzelheiten angegangen werden. Welches Hotel soll für wie lange gebucht werden? Gibt es einen Tennisplatz oder ein Zusatzbett für den Kleinsten? Reist man mit dem Schiff, Bus oder Zug weiter?
Schnell und einfach zusammengestellt
Mit einem Kostenzähler, der während der Planung mitläuft, bleibt die Gesamtsumme stets im Blick. «<Smart Travel> ist auch deshalb interessant, weil selbst komplizierte Reisen recht schnell zusammengestellt werden können», sagt Susanne Schmidt-Rauch. Wer zum Beispiel in sechs Wochen möglichst viel von der Landschaft und Kultur Südamerikas sehen will, hat mit «Smart Travel» in kurzer Zeit alle Informationen zusammen.
Noch gibt es «Smart Travel» nur als Prototyp. Bis Ende Oktober 2011 läuft in ausgewählten Filialen der STA-Reisegruppe die Pilotphase. Danach wird sich zeigen, ob die Ferienplanung mit dem Touchbildschirm Zukunft hat.