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Das grosse Anliegen des Lehrbeauftragten und Privatdozenten Eberhard Wolff vom Medizinhistorischen Institut und Museum der Universität Zürich ist es, Gegenwart und Vergangenheit miteinander in Bezug zu bringen. «Im Modul Medizingeschichte tasten sich Studierende an medizinische Themen unter historischer Perspektive heran», sagt Wolff. Dazu haben sie im zweiten bis vierten Studienjahr ansonsten wenig Gelegenheit, denn während des Medizinstudiums muss aktueller Stoff gebüffelt werden.
Die Kursteilnehmer wählen das Modul im Rahmen ihres Mantelstudiums unter etwa zwanzig Kursen aus. «Uns geht es darum, den Studierenden die eigene Historizität nahezubringen», sagt Wolff, der zusammen mit Iris Ritzmann und Michael Geiges vom Medizinhistorischen Institut den Kurs durchführt.
Und was sind mögliche Themen? Ein Beispiel ist das «Versehen» in der Medizin, sagt Wolff. Bis in die Neuzeit glaubten die Menschen, eine Missbildung beim Säugling würde durch ein schlimmes Ereignis – ein Versehen – während der Schwangerschaft verursacht. Oder dann stellte man sich als Erklärung für Feuermale beim Kind vor, die Mutter hätte ein grosses Feuer gesehen und sich geängstigt.
In der Moderne, so Wolff, wurden ähnliche Phänomene jeweils mit den Leitdeutungen ihrer Zeit erklärt, etwa «Reizen» oder «Hormonen», die dann später nicht selten altertümlich oder kurios wirken.
Ein Höhepunkt des Moduls ist jeweils die Verleihung des Posterpreises. Dieses Jahr ging der erste Preis an Claudia Lamanna für ihre Darstellung zum Thema «Kindbettfieber». Lamanna wollte unter dem Titel «Abgeschrieben?» herausfinden, wer 1843 als erster die Gefahr und die Entstehung des Kindbettfiebers beschrieben hatte. War es der Amerikaner Oliver Wendell Holmes oder der Ungar Ignaz Philipp Semmelweis? Oder schrieb der eine vom anderen ab und «vergass» auf die Quelle hinzuweisen?
Weder noch, wie Claudia Lamanna herausfand. Vielmehr wusste keiner von der Arbeit des anderen und doch hatten beide zum gleichen Zeitpunkt dieselbe Idee. Auch das kann es geben.
Mit Posterdarstellungen sollen die Studierenden dazu angeleitet werden, «ein medizinhistorisches Thema in aller Kürze auf den Punkt zu bringen», bilanziert Wolff. Und nicht zuletzt soll die kreative Arbeit mit Text und Bild auch Spass machen.