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Herr Gasser, herzliche Gratulation zur SNF-Förderungsprofessur. Warum hat sich der Schweizerische Nationalfond für Sie entschieden?
Das grösste Potential meiner Forschung liegt in der Entwicklung neuer Methoden zur Krebsbehandlung. Wir hoffen den Grundstein einer neuen Generation von Krebsmedikamenten zu legen. Diese sollen weniger Nebenwirkungen haben, indem sie selektiv nur Krebszellen angreifen und das gesunde Gewebe schonen. Die heutzutage gebräuchlichen Krebsmedikamente können leider nur schlecht oder gar nicht zwischen einer gesunden Zelle und einer Krebszelle unterscheiden.
Welchen Ansatz verfolgen Sie?
Die Forschung meiner Gruppe fokussiert sich auf die sogenannte photodynamische Therapie. Bei dieser Behandlung wird dem Krebspatienten ein Medikament verabreicht, das mit Licht aktiviert werden kann. Dieser Mechanismus macht die Therapie sehr kontrollierbar. Die Inhaltsstoffe des Medikamentes entfalten ihre Wirkung nämlich erst, wenn sie mit Licht einer ganz bestimmten Farbe bestrahlt werden. Ohne Lichtbestrahlung ist das Medikament inaktiv und harmlos für den Körper.
Wird nun ganz gezielt der Tumor mit Licht bestrahlt, beginnt das Medikament zu wirken und zerstört die Krebszellen. In den gesunden, nicht bestrahlten Zellen bleibt das Medikament inaktiv. Die photodynamische Therapie erlaubt also eine sehr selektive Behandlung des Tumors. Die Nebenwirkungen bleiben praktisch aus.
Die photodynamische Therapie kommt bereits heute zum Einsatz. Die heute verfügbaren Substanzen haben aber entscheidende Nachteile. Das aktivierende Licht kann leider nur wenige Millimeter in den Körper eindringen. Deshalb ist diese Therapie nur für oberflächliche Krebsarten geeignet. Hautkrebs gehört beispielsweise dazu. Liegt der Tumor tiefer, ist diese Art von Therapie mit einer Operation verbunden. Zudem sind die Medikamente nicht nebenwirkungsfrei.
Unser Ziel ist es, eine neue Substanzklasse für die photodynamische Therapie zu entwickeln, die diese beiden Nachteile nicht mehr aufweist. Sie sollen auf eine Vielzahl von Tumoren angewendet werden können und ohne Nebenwirkungen sein.
Und worin sollen sich Ihre Substanzen von den herkömmlichen unterscheiden?
Der Unterschied unserer Substanzen zu jenen für die gebräuchliche Phototherapie besteht in der verwendeten Wellenlänge des eingestrahlten Lichts. Je nach Wellenlänge hat Licht eine andere Farbe und kann unterschiedlich tief ins Gewebe eindringen. Unsere Substanzen sind so aufgebaut, dass sie gezielter zum Tumor vordringen können. Am Zielort werden sie mit den bereits erwähnten Methoden der photodynamischen Therapie aktiviert.
Das besondere an unserer Forschung ist, dass wir so genannte Metallkomplexe als aktive Substanzen verwenden, um die Krebszellen zu töten. Wir sind überzeugt, dass das Potenzial von solchen Substanzen bis jetzt unterschätzt worden ist und dass sie noch eine viel grössere Rolle spielen werden in der zukünftigen Krebsbehandlung.
Wo stehen Sie mit Ihrer Forschung in zehn Jahren?
Wir hoffen, dass unsere Substanzen dann bereits Teil einer klinischen Studie sind. Schon bald werden wir unsere Metallkomplexe an Zellkulturen testen. Laufen diese Experimente erfolgreich, werden wir in Zusammenarbeit mit anderen Forschungsgruppen der Universität Zürich erste Versuche mit Modellorganismen machen. Die Möglichkeiten, mit Forschern anderer Fachrichtungen gemeinsame Projekte durchzuführen, sind hier in Zürich grossartig.