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Jahr der Chemie 2011

Kulturleistung Chemie

Die Uno hat das Jahr 2011 zum Internationalen Jahr der Chemie erklärt. In der Schweiz fällt der Startschuss für geladene Gäste heute Dienstag in Bern. Die Universität Zürich führt im Juni unter dem Motto «Kulturleistung Chemie» (siehe auch Video) diverse öffentliche Veranstaltungen durch. 
Brigitte Blöchlinger

Die Chemie hat es nicht leicht. Sie ist zwar allgegenwärtig in unserem Alltag und steuert die wichtigsten Prozesse unseres Körpers. Doch wehe, ein Chemiekonzern verursacht einen Unfall oder eine chemische Substanz gerät in Verruf und schädigt unseren Organismus. Dann wünschen sich viele die Chemie ins Pfefferland.

Doch im Pfefferland kann sie nicht bleiben. Ein Leben ohne Chemie ist unmöglich. «Wir hatten mal die Idee, einen Film zu drehen, wie unser Alltag ohne die Leistungen der Chemie aussehen würde», erzählt Chemieprofessor Roger Alberto von der Universität Zürich. Er und sein Team mussten die Idee begraben, zu aufwändig wäre die Eliminierung der Chemie aus dem Alltag gewesen – und das Set hätte ausgesehen wie in der Steinzeit. (Im Video können Sie nun sehen, wie der Alltag mit Chemie aussieht.)

Jahr der Chemie 2011

Chemie als Teil der Alltagskultur

Farben, Duftstoffe, Kunststoffe, Medikamente – nur schon diese kurze Liste chemisch hergestellter Produkte zeigt, dass die Chemie in unserer Alltagskultur einen festen Platz eingenommen hat. Doch sind synthetisch hergestellte Stoffe nicht etwa eine neuere «Erfindung». Schon die alten Ägypter, die Griechen und Römer, die Mayas und Inkas stellten mit einfachen chemischen Verfahren beispielsweise Farbstoffe her. Alle vergangenen wichtigen Hochkulturen bedienten sich der Chemie. Sie ist eine eigentliche Kulturleistung der Menschheit.

Vom Kochen zur Polymerisation

Früher wurde mit einfachen chemischen Methoden wie Kochen, Gären oder Gerben gearbeitet. Später kamen Destillieren, Filtrieren, Glasieren, Vulkanisieren, Gefriertrocknen, Synthetisieren u.a. dazu. Heute sind die Methoden wie zum Beispiel die Polymerisation (zur Herstellung von Kunststoffen) raffinierter und aufwändiger und manchmal auch riskanter geworden.

Günstige Produkte für alle

Da chemisch hergestellte Produkte oft im grossen Stil produziert werden, sind sie jedoch auch günstiger geworden. Dank der Chemie sind etwa die ganzen Duft- und Farbstoffe, aber auch Medikamente, Materialien und vieles mehr «demokratisiert» worden, das heisst, die breite Masse kann sie sich (im Normalfall) leisten; bis ins Mittelalter waren viele dieser chemisch hergestellten Güter Luxus und den reichen Gesellschaftsschichten vorbehalten.

Feuerwerk ist Chemie von ihrer schönsten Seite – am 18. Juni kann man es an der UZH selbst herstellen.

Feuerwerk selber herstellen

Zum Internationalen Jahr der Chemie haben sich die chemischen Institute der Universität Zürich wie erwähnt das Motto «Kulturleistung Chemie» gegeben.

Geplant sind auf den 18. Juni öffentliche Laborrundgänge auf dem Irchel-Campus, ein rekonstruiertes historisches Labor und ein Kids Corner; ausserdem Stände im Lichthof sowie Vorträge zu den Themen Duftstoffe, Kunststoffe und Farbstoffe in Geschichte, Kunst und Ökonomie. Auch werden die Besucherinnen und Besucher unter kundiger Anleitung ihr eigenes Feuerwerk herstellen können, gefolgt von einem Vortrag zur Geschichte des Feuerwerks. Ein Barbecue im Irchel-Park, wo man mit Professorinnen und Professoren ins Gespräch kommen kann, und ein grosses Feuerwerk runden den Tag der Chemie ab.

Speziell für Schulkinder (der 3. bis 6. Klasse) findet am 28./29. Juni eine Spezialausgabe der Kinder-Universität Zürich zu chemischen Fragen statt.

Und wer Glück hat, kann sich auf den 23. Juni einen Platz auf dem Zürichsee-Schiff ergattern, wo Wissenschaftler der UZH und ETH mit geladenen Gästen aus Wirtschaft und Wissenschaft über die Chancen und Risiken von Nanomaterialien, über die Kulturleistung Chemie und die Energieformen der Zukunft diskutieren werden.