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UZH News: Herr Berneis, Sie halten am Samstag, 2. April, im Rahmen eines wissenschaftlichen Kongresses einen öffentlichen Vortrag darüber, wie sich über 60-Jährige ernähren sollen. Worauf müssen sie besonders achten?
Kaspar Berneis: Im Alter nimmt der Energiebedarf ab, denn die Magermasse des Körpers wird weniger. Dafür nimmt die Fettmasse zu. Dieser Veränderung sollten ältere Menschen mit ihrer Ernährung Rechnung tragen: Sie benötigen weniger Fette und Kohlenhydrate, aber umso mehr Vitamine und Mineralstoffe.
Sollten sie zu Vitamintabletten und Mineralstoffen aus Drogerie und Apotheke greifen?
Nein, die benötigten Stoffe können ganz natürlich durch die Nahrung zugeführt werden. Das Problem dabei ist, dass viele gar nicht wissen, in welchen Lebensmitteln die jeweiligen Vitamine und Mineralstoffe enthalten sind. Ich erkläre in meinen Vorträgen deshalb auch immer wieder, welche Mengen von Vitamin D, Kalzium, Eisen oder Vitamin A in welchen Lebensmitteln enthalten sind und welche lebensnotwendigen Funktionen diese Mikronährstoffe unterstützen.
Wie ist es mit Vitamin D? In der Regel wird älteren Personen empfohlen, es als Zusatztropfen einzunehmen.
Meiner Ansicht nach gibt es einen Hype um Vitamin D. Die Gefahr ist, dass Einzelne zuviel des Guten einnehmen. Das kann ungünstige Auswirkungen haben. Denn anders als Vitamin C, das bei einem Zuviel mit dem Urin ausgeschieden wird, lagert sich Vitamin D im Körper ein. Bei zu hoher Einnahme von Vitamin D und Kalzium sind die Risiken nicht ausreichend geklärt.
Eine amerikanische Studie konnte zeigen, dass die Anzahl kleiner Verletzungen, so genannter Läsionen, im Gehirn bei älteren Personen assoziiert war mit höherem Konsum von Vitamin D und Kalzium. Doch korrekt dosiert können Vitamin-D-Zusatzeinnahmen sicher von Nutzen sein.
Wenn man sich gut ernähren will, muss man dann nicht sehr aufwendig kochen?
Doch, aber das ist auch ein Stück unserer Kultur. Wir sollten marktfrische Produkte verarbeiten und das Essen – am besten in Gemeinschaft – geniessen. Sich Zeit nehmen und gut kauen. Alles, was schmeckt, ist gut, jedoch nicht in übermässigen Mengen. Das gilt nicht nur für ältere Menschen, sondern auch für Jugendliche.
Sie haben kürzlich eine Studie über Softdrinks durchgeführt, die vor allem bei Kindern und Jugendlichen beliebt sind. Was waren die Resultate?
In einer klinisch relevanten Studie am Universitätsspital in Zürich, die wir demnächst hoffen veröffentlichen zu können, konnten wir zeigen, dass schon kleine Mengen Softdrinks, täglich genossen, deutliche Veränderungen des Stoffwechsels verursachen.
Wir haben die Untersuchung bei jungen, gesunden Männern durchgeführt. Schon nach drei Wochen konnten wir nachweisen, dass auch bei denjenigen Jugendlichen, die täglich «nur» 40 Gramm Zucker in Form von Softdrinks getrunken hatten, die Nüchtern-Blutzuckerwerte angestiegen waren. Doch nicht nur das. Es zeigten sich ebenfalls schlechtere Cholesterinwerte und höhere Entzündungswerte im Blut. Das sind deutliche Veränderungen, die alarmierend sind.