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Was hat der Engadiner Steinfresser mit Ausserirdischen zu tun? Der Steinfresser, ein Mikroorganismus, der unter extremen Bedingungen lebt – quasi vom Stein –, hat eine besondere Fähigkeit: Er könnte auch in extraterrestrischer Umgebung überleben. Könnten also Mikroorganismen wie der Steinfresser, der mit seinen 3500 Millionen Jahren zugleich zu den ältesten bekannten Lebewesen gehört, zu so genannten «grünen Männchen» werden?
Schiffe für die Himmelsluft
Die Sonderausstellung verknüpft unter dem Titel «Keine grünen Männchen! – Astrophysik und Biologie suchen nach Leben im All» verschiedene wissenschaftliche Disziplinen: Evolutionsbiologie, Umweltwissenschaften und Astrophysik. Auch die historische Dimension kommt nicht zu kurz, denn die Vorstellung von Leben ausserhalb der Erde ist schon alt. So schrieb der deutsche Naturphilosoph Johannes Kepler bereits 1610: «Man schaffe Schiffe und Segel, die sich für die Himmelluft eignen. Dann werden sich auch Menschen finden, die vor der öden Weite des Raumes nicht zurückschrecken.»
Von Zurückschrecken kann nicht mehr die Rede sein, denn der Ausstellung gelingt es, den Besucher auf einen Ausflug ins All zu schicken. Die Reise ins Zentrum des Universums geht von den Lebensbedingungen auf der Erde aus. Treffen wir «grüne Männchen» auf dem Mars? Dazu müssten wir Wasser finden. Eins ist jedoch klar: Die Venus kommt nicht in Frage. Sie ist viel zu heiss.
Spielerisch wird der Besucher in die aktuellen Forschungsmethoden der Astrophysik eingewiesen. An verschiedenen Stationen, die aussehen wie Satelliten, kann er Umlaufbahntypen beim Geschicklichkeitsspiel kennenlernen. Computeranimationen visualisieren die Entstehung von Leben. Manche Stationen sind etwas textlastig. Zeit zum Lesen sollten die Besucher mitbringen. Sämtliche Animationen wurden von Forschern der Universität Zürich eigens für die Ausstellung programmiert.
SMS aus dem All
Wenn intelligente Ausserirdische tatsächlich quer durch die Galaxie miteinander kommunizieren, welche Signale würden sie dazu wohl benutzen? Wahrscheinlich würden sie in einem Frequenzbereich senden, der wenig Störungsgeräusche hervorbringt und in dem das Hintergrundrauschen natürlicher Radiowellenquellen gering ist, was bei 1500 MHz der Fall ist. Diesen Frequenzbereich nennen die Forscher auch «Wasserloch». Der verstorbene amerikanische Wissenschaftler Barney Oliver beschrieb diese Tatsache sehr treffend: «Wo werden wir unsere Nachbarn treffen? Am Wasserloch, wo sich die Arten schon immer versammelten.»
Das Leben bevorzugt «Händigkeiten»
In einem weiteren Schwerpunkt geht es um die Frage nach der Entstehung des Lebens. Leben braucht Nahrung und Energie. Es benötigt bestimmte Umweltbedingungen und – das ist überraschend – bevorzugt «Händigkeiten», wobei darunter nicht die Bevorzugung einer Hand gemeint ist, sondern schlicht das Auftreten in Paaren, oft als Bild und Spiegelbild. Zum Beispiel Hände, Füsse, Nieren, Augen, Ohren, Lungen. Diese Art Händigkeit weisen auch viele Moleküle auf. Biologische Prozesse bevorzugen diesen Typ. Aber gilt das auch für extraterrestrisches Leben?
Wem angesichts der vielen Fragen der Kopf schwirrt, kann sich in der «Romantik-Lounge», begleitet von Sphärenklängen, entspannt durchs All treiben lassen.