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Gesundheitsforschung braucht Partner. Wenn Regierungen, Universitäten, Hochschulen, Spitäler und die Wirtschaft am selben Strick ziehen, schaffen sie ein Umfeld, in dem marktfähige Innovationen gedeihen können. Das weiss auch die Europäische Union. Sie hat deshalb für die nächsten drei Jahre zwei Millionen Euro bewilligt.
Unter dem Namen «Health, Technological Innovation and Economic Success», kurz: HealthTIES schlossen sich Ende 2010 fünf europäische Regionen zu einem Konsortium zusammen. Beteiligt ist der Grossraum Zürich mit Life Science Zurich von Universität und ETH Zürich, das Oxford & Thames Valley aus Grossbritannien, das Projekt Medical Delta der holländischen Universitäten Leiden, Delft und Rotterdam, Biocat aus Katalonien und die Universität Debrecen aus Ungarn.
Die hauptsächlichen Ziele von HealthTIES: Synergien der Partnerregionen im Bereich der Gesundheitswissenschaften auszuloten und die Ergebnisse in ein länderübergreifendes Gesundheitszentrum zu überführen. Im Mittelpunkt steht dabei der Kampf gegen Herz- und Kreislauferkrankungen, neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson, Krebs und Infektionskrankheiten.
Letzte Woche trafen sich die Vertreter der Regionen an der Universität Zürich, um HealthTIES in der Agglomeration des bevölkerungsreichsten Kantons der Schweiz bekannt zu machen und über das weitere Vorgehen zu debattieren.
Gefordert sind sowohl Naturwissenschaftler als auch Mediziner. Ein Punkt, der unter anderem auch in der Ausbildung zu berücksichtigen ist, wie sich während der Diskussionen ergab. Und zum Beispiel an der Universität Leiden dazu geführt hat, dass Doppelabschlüsse nicht nur auf Masterstufe erwünscht und möglich sind, sondern bereits auf Stufe Bachelor.
Für Pancras Hogendoorn, Professor für Pathologie, Universität Leiden und Mitglied im Exekutivkomitee von HealthTIES, ein idealer Weg, Studierende schon früh für die verschiedenartigen Zugänge in der Gesundheitsforschung zu sensibilisieren.
Doch das ist nicht alles. Für Ernst Hafen, Professor für Molekulare Entwicklungsbiologie an der Universität Zürich und an der ETH Zürich, liegt der Schlüssel des ganzen Projekts bei der praktischen Umsetzung von Forschungsresultaten: «Wir wollen nicht nur voneinander lernen, sondern auch voneinander profitieren. Wie wird aus Grundlagenforschung ein Produkt und was braucht es, damit es auf den Markt kommt und erst noch erfolgreich ist?»
Unitectra ist ein gemeinsames Projekt der Universitäten Zürich und Bern, das sich seit der Gründung 1999 genau mit solchen Fragen auseinandersetzt. Seit kurzem ist auch die Universität Basel dabei.
Geschäftsführer Herbert Reutimann betonte in seinem Referat vor allem den langen Schnauf, den Forscher und potentielle Investoren mitbringen müssen. Und dass es sinnvoll sei, möglichst früh den Kontakt zu potentiellen Geldgebern zu suchen. Wichtig auch: Sich in Firmen einen persönlichen «Götti» zu organisieren.
Harry Welten, Finanzchef des Zürcher Biotechunternehmens Cytos, plädierte für mehr Bescheidenheit, in der sich Investoren und Forscher üben sollten. «Wer aktuell mit Biotech das rasche, grosse Geld machen möchte, liegt falsch.» Börsengänge seien selten geworden. Und Venture Capitalists seien häufig nur am schnellen Return interessiert. Einen Ausweg böte der Verkauf von Lizenzen und Patenten. Es müssten ja nicht gleich fixfertige Produkte sein.
Um international mithalten zu können, sieht Michael Hengartner, Molekularbiologe und Dekan der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich, vier grundsätzliche Bedingungen, die erfüllt sein müssen: genügend Geld, räumliche Nähe der beteiligten Akteure, geeignete Partner und eine gemeinsame Sprache.
Bei Life Science Zurich sind diese Vorgaben erfüllt. Doch im Vergleich mit ähnlichen amerikanischen Institutionen sind die Möglichkeiten von ETH und Universität Zürich beschränkt. So unterstützt allein das US-amerikanische «National Institutes of Health» die biomedizinische Grundlagenforschung einer Handvoll von Universitäten über einen Zeitraum von fünf Jahren mit 255 Millionen Dollar.
Umso wichtiger ist es, sagt Biologe Hafen, «wenn auch europäische Institutionen die Brücke zwischen Grundlagenforschung und Markt ausbauen, die Effizienz im Wissens- und Technologietransfer steigern und damit Innovationen im Gesundheitswesen beschleunigen.» HealthTIES ist ein Schritt in diese Richtung.