Navigation auf uzh.ch
«Ein School Ambassador muss in der Forschung verankert sein und gleichzeitig ein Flair für das Unterrichten von Jugendlichen haben», beschreibt Peter Jann, Leiter des «Life Science Zurich – Learning Center» der UZH und ETH und Initiator des School Ambassadors, den idealen Schulbotschafter. Seit einem halben Jahr ist der Postdoktorand Alex Butschi je zu fünfzig Stellenprozenten in dieser Doppelfunktion als Forscher und Vermittler tätig.
Butschi ist 32 Jahre alt und macht seinen Postdoc in Molekularbiologie bei Professor Michael Hengartner, der auch Dekan der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät ist. Hengartner steht voll hinter seinem Teilzeit-Postdoc: «Etwas Abstand ist im Prozess des Forschens immer wieder gut. Zum Beispiel zu Beginn, wenn man einen Antrag stellt. Viele ‹Hundertprozentler› nehmen sich dann eine Auszeit und gehen in die Berge, um das Projekt mit etwas Distanz neu zu beurteilen.»
Alex Butschi hat diese Distanz durch seine Doppelfunktion in den beruflichen Alltag integriert. Und muss er einmal unbedingt im Labor etwas erledigen, ist aber gerade für ein Praktikum eingeschrieben, dann hilft ihm jemand aus dem Forschungsteam, meist springt seine Doktorandin ein.
Alex Butschi hat bereits seine Doktorarbeit bei Hengartner geschrieben und ist damals aufgefallen durch sein überdurchschnittliches Engagement in den Praktika. «Alex Butschi hat von sich aus die Praktika weiterentwickelt; er hat einen guten Draht zu den Jugendlichen», erzählt Jann.
So beginnt Butschi das eintägige Laborpraktikum wie eine Fahndungsgeschichte, in der die Schülerinnen und Schüler die Ermittler sind. Dazu überträgt er Elemente der beliebten US-amerikanischen Fernsehserie «CSI – Crime Scene Investigation» auf die jeweils anwesende Klasse und deren Lehrer. Nach diesem überraschenden Einstieg müssen die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten zum Beispiel herausfinden, wer die wertvolle Boa eines Lehrers entführt hat. Dazu werden DNA-Proben, welche am Tatort «gefunden» wurden, mit jenen von «Verdächtigen» mittels eines genetischen Fingerabdrucks verglichen. «Verdächtigt» werden dabei vier Schülerinnen und Schüler. Am Ende des Praktikums weiss die Klasse, wer der Schlangendieb war – was hier natürlich nicht verraten wird.
Die Life Sciences bieten sich für eine Botschafterfunktion an, sie sind komplex und vielfältig. Einerseits gibt es in diesem Bereich weltweit eine rege Forschungstätigkeit, so dass sich die Life Sciences schnell weiterentwickeln und was heute gilt, morgen schon überholt sein kann. Andererseits bewegen sich die Life Sciences an einer spannungsvollen Schnittstelle zu Chemie, Physik, Bioinformatik, Medizin und zu den Materialwissenschaften. Dieses fächerübergreifende Wissen an die Mittelschulen zu bringen, ist die schöne und anspruchsvolle Aufgabe des School Ambassadors. «Erklären muss heute jeder Forscher können; wenn Alex Butschi sich darin als School Ambassador übt, wird ihm das für seine weitere Karriere auch als Vollzeitforscher nur nützlich sein», sagt Butschis Forschungschef, Michael Hengartner.
«Die Rückmeldungen der Lehrpersonen auf den School Ambassador sind sehr gut», bilanziert Peter Jann nach dem ersten halben Jahr, «und es fällt auf, dass die Schülerinnen und Schüler sehr aktiv in den Praktika mitmachen.» Es gibt auch immer wieder Anfragen von Mittelschulen und Biologielehrerinnen und -lehrer, die gerne vom School Ambassador über die aktuellsten Entwicklungen in den Life Sciences informiert werden möchten.
Für den Herbst ist ein Forschungspraktikum für Maturandinnen und Maturanden geplant, die sich für ein Studium in den Life Sciences interessieren. Konkret geht es dieses Mal um den Unterschied zwischen Laborforschung und Feldforschung und natürlich auch um Grundsätzliches zum Studium an der Universität Zürich und an der ETH. Damit hoffen die Hochschulen schon möglichst früh die engagiertesten und begabtesten Nachwuchskräfte für die Life Sciences zu gewinnen.