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Internetportal «Starmind»

Wissens-Sterne pflücken

Wie vermarkte ich bequeme High Heels? Welche Themen sind tabu in der Spitzenmedizin? Wer an manchen Fragen schier verzweifelt, holt sich Rat auf dem Wissensportal «Starmind» – einer Entwicklung des «Artificial Intelligence Lab» der Universität Zürich. 
Marita Fuchs
Weiss auf alle Fragen eine Antwort: Starmind-Schnelldenker Don Berry.

Haben Sie auch schon Stunden damit zugebracht, auf Google nach der Antwort auf eine Frage zu suchen und dem Ergebnis schliesslich misstraut? Dann sind Sie vielleicht ein Kandidat für eine zeitsparende und zuverlässigere Variante: Starmind.com

Know-How aus zuverlässiger Quelle

«Wir bringen auf dem Internetportal das Wissen der klügsten Köpfe der Welt zusammen», erklärt Pascal Kaufmann, CEO des Startup-Unternehmens, das an der Universität Zürich entwickelt wurde. Kaufmann arbeitet als Doktorand bei Informatik-Professor Rolf Pfeifer im «Artificial Intelligence Laboratory» und gründete dort das Wissensportal «Starmind».

Um dieses Wissens-Netzwerk aufzubauen, hat er einen gut bezahlten Job bei einer Zürcher Bank aufgegeben. «Mich faszinieren das technische und wissenschaftliche Potenzial, das hinter Starmind steckt», erklärt Kaufmann. «Heute muss man sich nicht mehr alles selbst erarbeiten». Klüger sei es, das Wissen ausgewiesener Experten zu nutzen und damit Zeit zu sparen.

Das Starmind-Portal funktioniert denkbar einfach: Man stellt eine Frage und schreibt für die Antwort eine Prämie aus, die der Fragenlöser im Erfolgsfall erhält. Die Prämien bewegen sich von wenigen bis einigen Dutzend Euro pro Frage. Starmind wurde im April 2008 erstmals aufgeschaltet. Seither wurden etwa 1 500 Lösungen gekauft. «Über 95 Prozent aller Lösungen wurden von Fragestellern mit excellent bewertet», freut sich Kaufmann.

Facebook der Wissenschaften

Neu an Starmind sind die speziellen Bedingungen unter denen das Frage- und Antwortsystem läuft. Es steht in Kooperationen mit führenden Universitäten und Talentnetzwerken und grenzt sich dabei gegen andere Webseiten ab, die ebenfalls ähnliche Dienste anbieten. «Anders als bei kostenlosen Wissensportalen wie ‚Yahoo-Answers’ oder dem sehr teuren ‚Innocentive’ liegen die Kosten bei Starmind im bezahlbaren Mittelfeld», sagt Kaufmann.

Damit sei die Hemmschwelle, überhaupt eine Frage zu stellen, weniger hoch und doch erhalte der Beantworter eine Prämie. Anders bei Yahoo: Neugierige fragen hier die Nutzer, wie es ihnen gerade in den Sinn kommt und erhalten ebenso unbedarfte Antworten, ohne dafür eine Prämie zu überweisen. Die Qualität der Lösungen ist entsprechend tief.

Pascal Kaufmann, CEO des Startup-Unternehmens Starmind: «Unsere Experten geben auf konkrete Fragen ebensolche Antworten.»

Was Starmind ebenfalls von Konkurrenzangeboten abhebt, ist sein Charakter als Soziales Netzwerk, das ähnlich wie bei Facebook funktioniert. «Nur, dass es nicht um Partys und Events, sondern um Wissensnetzwerke und Know-How geht», erläutert Kaufmann.

Ein am Institut für Informatik der Universität Zürich entwickeltes künstliches Neuronales Netzwerk bewertet die Experten nach strengen Kriterien und sichert so die Qualität der Antworten. Ausserdem könne jeder Experte an seinem Profil als kreativer Beantworter feilen, die Anerkennung der Community sei ihm gewiss.

Smarte Antworten eines genialen Cambridge-Studenten

Einer dieser Wissensjongleure ist der 22-jährige Don Berry. Der Student der Universität Cambridge ist Mitglied mehrerer High-IQ Gesellschaften und Talentnetzwerken. Das Nachdenken über philosophische Fragen ist für Berry ein Kinderspiel. So beantwortete er kürzlich die Frage: «Gibt es eine biologische Begründung für Religiosität?» und erhielt vom Fragesteller für seinen Essay fünfzig Euro. Der Fragensteller war höchst zufrieden, hatte er doch selbst viel Zeit gespart und durch Berry neue Inputs für seine wissenschaftliche Arbeit erhalten.

Rechte gehen an den Fragesteller

Die Rechte an der Antwort gehen bei Starmind auf den Fragesteller über. Bisher übermittelte Don 42 Lösungen auf offene Fragen. Alle Fragesteller bewerteten Don’s Arbeit mit «ausgezeichnet».

Kann nicht auch Missbrauch mit dem Tool getrieben werden? «Unsere Experten geben auf konkrete Fragen ebensolche Antworten. Sie schreiben aber nicht ganze Examensarbeiten, die dann plagiiert werden können», meint Kaufmann.

Kammer des Wissens

Und an der Website wird weiter gearbeitet: Hinter der Frage-Antwort-Oberfläche steckt eine komplexe Architektur, welche Erkenntnisse aus künstlicher Intelligenz und sozialen Netzwerken vereint. So ist das Starmind-System in der Lage, geeigneten Experten potenziell lösbare Fragestellungen automatisch zuzuschicken. Zu diesem Zweck werden unter anderem Angaben zu Interessensgebieten der Mitglieder und deren bisher formulierten Antworten ausgewertet.

Die interessantesten Antworten können bald auch in einem Starmind Store abonniert und heruntergeladen werden. Das funktioniert etwa so wie beim iPhone und dem so genannten App Store. Das ist nicht nur für Wissenschaftler attraktiv, auch Medienfachleute können davon profitieren.