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Aus dem Film «Der Name der Rose» ist es uns vertraut: Das Bild des stummen Mönches, der im halbdunklen Scriptorium über wertvollen Büchern sitzt und sie illustriert.
«Die Vorstellung vom dunklen Mittelalter ist jedoch falsch», erklärt Ulrike Koenen, Gastprofessorin am Kunsthistorischen Institut. «Die Mönche suchten im Gegenteil das Licht, um gut arbeiten zu können, und sie waren eingebunden in einen komplizierten Prozess der Buchherstellung.» Wurde das Pergament doch mit viel Aufwand aus der Haut von Schaf, Kalb oder Ziege präpariert, dann galt es das Format des Buches festzulegen – oft nach den Regeln des goldenen Schnitts.
Die Ausstellung «Werkstätten der Buchkultur – Damals und heute» vollzieht die mittelalterliche Arbeit der Buchherstellung nach und stellt sie modernen Analysemethoden gegenüber. Schritt für Schritt erfahren die Besucherinnen und Besucher, wie ein Buch entstand: Aufbereitung des Pergaments, Gewinnung von Farbpigmenten, Textniederschrift, Illustration und schliesslich die Buchbindung.
Mit Röntgenblick hinter die Illustration schauen
Gezeigt wird auch, wie die mittelalterlichen Bücher heute wissenschaftlich untersucht werden. Besonders eindrücklich belegen das die Röntgen-Aufnahmen der Illustrationen: Mittelalterliche Künstler wichen gern von der Vorzeichnung ab und versuchten – wie die Maler grosser Bilder – die Komposition der Figuren dem Format anzupassen, so dass die Darstellung stimmig wurde. «Diese künstlerischen Anpassungen bieten Raum für kunsthistorische Deutungen», sagt Ulrike Koenen.
Zwanzig Studierende des kunsthistorischen Instituts haben zusammen mit ihrer Gastprofessorin aus Düsseldorf die Ausstellung konzipiert und umgesetzt. «Nicht nur Theorie zu büffeln, sondern Theorie in Praxis umzusetzen hat sehr viel Spass gemacht», sagt die angehende Kunsthistorikerin Christine Burger.