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Das Herz des Menschen: Es schlägt 3000 Millionen mal im Leben, sein Rhythmus ist unsere innere Uhr. Platon vermutete den Sitz der Seele im Herzen. Vielleicht ist deshalb das Organ so symbolträchtig – auch heute noch. So grüssen wir jemanden herzlich und wünschen von Herzen Glück oder nehmen uns etwas zu Herzen. Gerät der grosse Muskel mit seinem «Skelett» aus Bindegewebe in Gefahr, ist unser Leben bedroht.
In der Schweiz leiden etwa 120’000 Menschen an Herzinsuffizienz, einer Schwäche des Herzmuskels. Alarmierend ist, dass jedes Jahr bis zu 26’000 neue Fälle hinzukommen. «Das ist nicht zuletzt mit dem wachsenden Anteil älterer Menschen in unserer Gesellschaft und der steigenden Lebenserwartung zu begründen», sagte UZH-Herzchirurg Sacha P. Salzberg in seiner Antrittsvorlesung zum Thema «Das Herz im Wandel der Zeit».
Am Universitätsspital Zürich (USZ) arbeiten Herzchirurgen intensiv an neuen Möglichkeiten, um vor allem ältere Patienten so schonend wie möglich zu operieren. Der Grund: Die klassische Herz-OP mit vollständiger Öffnung des Thorax ist problematisch gerade für Ältere, etwa im Hinblick auf langwierige Wundheilungsprozesse oder eine postoperative Verschlechterung bereits vorgeschädigter Organe. Eine bessere Möglichkeit ist die Bypass-Chirurgie ohne Herz-Lungen-Maschine, wie sie am Universitätsspital Zürich durchgeführt wird. «Die so genannte Off-Pump-Technik am schlagenden Herzen zeigt erheblich verbesserte Ergebnisse wie die konventionelle Operation mit der Herz-Lungen-Maschine», sagte Salzberg.
Auch für die häufig vorkommende Herzrhythmusstörung, das so genannte «Vorhofflimmern», sind die Mediziner der Klinik für Herz- und Gefässchirurgie auf der Suche nach einer effektiven und sicheren OP-Methode. Aufgrund der unregelmässigen Vorhofbewegungen kann es zu einem verlangsamten Blutfluss im linken Vorhofohr – einem Anhängsel am linken Vorhof – kommen.
Aufgrund des Flimmerns wird das Blut nicht schnell genug durch den Vorhof geleitet. Fliesst das Blut zu langsam durch die Adern, besteht die Gefahr, dass es verklumpt. Je nach Grösse der Klumpen können sie stecken bleiben und zu einer Verstopfung der Adern führen. Erfolgt die Klumpenbildung im Gehirn, kommt es zum Schlaganfall. Durch den so genannten Vorhofohr-Verschluss wird die Gefahr der Klumpenbildung eingedämmt.
Heute wird am USZ bei Patienten, die sich einer solchen Herzoperation unterziehen, das Vorhofsohr entweder von innen zugenäht oder von aussen mit einer Seide zusammengebunden.
Mit dem neuen Herz-Clip wird es jedoch in Zukunft möglich sein, den Blutfluss auf einfachere Weise zu regulieren. Der Clip besteht aus zwei Titanium-Stäben, die durch zwei Nitinol-Gelenke verbunden sind. Das Ganze ist von einer Polyesterhülle umgeben, welche hilft, im Innern des Körpers mit dem Körpergewebe zu verwachsen. «Der Clip wird einfach von aussen über das Herzohr gebracht und klemmt dieses ab. Damit wird die ‚Sackgasse’ abgesperrt und es können sich dort keine Blutgerinnsel mehr bilden», erklärte Salzberg. Der Clip selbst bleibt im Körper.
Von der einfachen Methode versprechen sich die Mediziner einige Vorteile: Das Herz und das Herzohr werden dabei nicht mehr manipuliert. Der Eingriff kann am schlagenden Herzen durchgeführt werden.«In Zukunft wird dieser Clip beim Menschen eine neue Therapie zum Verschluss des Vorhofsohrs darstellen», so Salzberg. Ultimativ könnte dieser Clip dann auch zur Prävention des Hirnschlags ein effektives Werkzeug sein.