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Otto-Naegeli-Preis

Pionier der Eiweissforschung geehrt

Der Systembiologe Ruedi Aebersold erhält mit dem Otto-Naegeli-Preis einen der wichtigsten Schweizer Forschungspreise. Der Doppelprofessor von Universität und ETH Zürich wird für seine herausragenden Beiträge zur Eiweissforschung ausgezeichnet.
Peter Rüegg

Der Otto-Naegeli-Preis ist mit 200'000 Franken der höchst dotierte Forschungspreis der Schweiz. Was bedeutet er für Sie persönlich?

Es ist ein Höhepunkt. Zwar ist jeder Preis eine Anerkennung, aber Preise sind verschieden gelagert. Die einen erhält man von der Peer Group oder von der Fachgesellschaft. Diese sind jeweils nicht so hoch dotiert. Preise wie der Otto-Naegeli-Preis sind extrem wichtig, einerseits von der Dotierung her, andererseits wegen ihrer Reputation über das Fach hinaus.

Der Otto-Naegeli-Preis wird in der Schweiz als einer der wichtigsten Wissenschaftspreise angesehen. Er wurde in der Vergangenheit in einer breiten Palette von Fachgebieten verliehen. Deshalb ist er eine enorme Anerkennung.

Ruedi Aebersold: Ganze Populationen von Eiweissen untersuchen.

Was haben Sie mit dem Preisgeld vor?

Ich möchte es vor allem dafür einsetzen, Doktoranden zu ermöglichen, an Kongressen und Fachtreffen teilzunehmen. Denn es ist sehr schwierig, für Reisen von Studierenden Geld aufzutreiben. Mein Grundgedanke ist, das Preisgeld dazu zu verwenden, Interaktionen zwischen Wissenschaftlern zu fördern.

Haben Sie eine Vision, die Sie mit der Proteomik verfolgen?

Proteine verändern sich im Minutentakt, weil sich eine Zelle stets der Umwelt anpasst. Wir wollen die Proteine gesamtheitlich messen. Wir wollen wissen, wie sich die Proteome und ihre Interaktionen innerhalb der Zelle verändern aufgrund der Bedingungen, in der sich die Zelle befindet. Das ist das Ziel.

Alle Messungen, die wir heute machen, basieren auf einer gesamten Population von Zellen, nie auf einer Einzelzelle. Wir wissen allerdings nur begrenzt, wie Proteine miteinander reagieren. Auch wie sie modifiziert sind, können wir nur ansatzweise messen. Da besteht noch viel Technologiebedarf.

An einem kurzfristigen Ziel aber sind wir nahe daran: dass wir in einer Probe von menschlichen Zellen oder Gewebe jedes darin existierende Protein nachweisen können, und zwar auch quantitativ.

Sie haben sich stark für die Entwicklung von Methoden in der Proteomik eingesetzt. In der Laudatio steht, dass Proteomik immer mehr in die Anwendung geht. Was ist für Sie interessanter?

Für mich sind beide Seiten gleichwertig, aber die Methodik kommt vor der Anwendung. Man kann nichts anwenden, was vorher nicht durch eine entsprechende Technologie entwickelt wurde.

Der Druck von Politik und Geldgebern, für neue Technologien sofort Anwendungen zu finden, ist insbesondere in den USA sehr gross. Dort wird Proteomik als «translational research» beschrieben. Man versucht Technologien sehr früh zum Nutzen der Patienten anzuwenden. Das wollen wir auch, und die Zeit ist jetzt reif für eine klinische Anwendung und Grundlagenarbeiten.