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Die Universität Zürich (UZH) ist eine internationale Organisation. Genauso wie ein Pharma- oder ein Biotechunternehmen, eine Versicherung oder Google. Dazu gehört auch, dass die Mitarbeitenden im Ausland Erfahrungen sammeln oder aus dem Ausland in die Schweiz kommen und sich hier zusätzliches Know-how erwerben.
Ein Paradebeispiel gelebter Internationalität ist die Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät (MNF) der UZH. Nicht zuletzt, was die Nachwuchskräfte betrifft.
2009 besassen 31 Prozent aller Assistierenden der MNF einen Schweizer Pass. 69 Prozent waren ausländischer Nationalität (auf der Basis von Vollzeitstellen). Sie kamen vorwiegend aus Deutschland, Italien, Frankreich, England, Österreich, Indien, China und den USA. Aber auch aus Rumänien, Russland, Ungarn, Brasilien, dem Iran oder den Niederländischen Antillen – insgesamt aus sechzig Ländern.
Spitzennachwuchs trifft sich in Zürich
«Die Lingua franca der Naturwissenschaften ist Englisch», sagt Michael Hengartner, Molekularbiologe und Dekan der MNF, «so können Studierende aus der ganzen Welt ihr Interesse an einem Doktorat bei uns anmelden».
Dazu kommt, dass die MNF in allen Fachbereichen strukturierte Graduate Schools aufgebaut hat. «Das erhöht die Visibilität der UZH und vereinfacht den Anmeldeprozess», sagt Hengartner.
Aber nicht nur die Assistierenden sind eine international zusammengesetzte Truppe, auch auf dem Niveau der Oberassistenzen – der Vorstufe für die Qualifikation für eine Professur – treffen Spitzennachwuchskräfte aus der ganzen Welt an der UZH zusammen.
«Brain Drain» vermeiden
Im Vergleich zu den Assistierenden fällt auf: 2009 kamen 57 Prozent aller Oberassistierenden aus der Schweiz und nur 43 Prozent aus dem Ausland (auf der Basis von Vollzeitstellen). Offenbar verfolgt die MNF eine Nachwuchsförderungsstrategie, die es auch Forschenden aus der Schweiz erlaubt, in einem wettbewerbsträchtigen Umfeld eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen.
Hengartner: «Wir erwarten, dass angehende Forscher in den Naturwissenschaften spätestens nach der Doktorausbildung einen Auslandaufenthalt durchführen. Nach diesem Aufenthalt brauchen sie wieder einen ‚Landeplatz’ in der Schweiz. Nur wenn genügend solche Plätze vorhanden sind, und unsere jungen Forscher eine realistische Chance sehen, eine solche Stelle in einem kompetitiven Verfahren zu erlangen, kann die Nachwuchsförderungstrategie aufgehen.»
Andernfalls, so Hengartner, drohe nach dem gelobten Auslandaufenthalt ein «Brain Drain», ein «Abfluss» der Höchstqualifizierten ins Ausland.
Besonders wenn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch Familie wollen oder haben, ist internationales Agieren nicht einfach, weiss Julian Führer, Historiker und Kopräsident der Vereinigung akademischer Mittelbau der Universität Zürich (VAUZ).
Für Führer ist klar, dass Forschung nicht an Landesgrenzen halt macht. Dennoch könne es Schwierigkeiten geben. «Problematisch wird es, wenn aus der Forderung nach Internationalität eine Zwangsmobilität wird, oder wenn der Gang ins Ausland in einer bestimmten Phase in der wissenschaftlichen Laufbahn vorgeschrieben wird.»
Denn auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seien Menschen, die Partnerschaft, Familie und Beruf miteinander vereinbaren können müssen.
Mobilität allein genügt nicht
Eine Garantie auf einen Job nach einem Auslandaufenthalt gibt es in der MNF nicht, wie Dekan Michael Hengartner betont. Oberassistenten-Stellen oder die auf maximal sechs Jahre befristeten Assistenzprofessuren werden zwar offen ausgeschrieben – aber sie sind um einiges weniger zahlreich vorhanden als Stellen für Doktorierende.
«So kann es vorkommen, dass bei der Rückkehr aus dem Ausland gerade keine Stelle in der Schweiz frei ist», sagt VAUZ-Kopräsident Führer.
Für eine erfolgreiche Karriere genügt Mobilität alleine nicht. Es braucht neben den herausragenden Qualifikationen immer auch das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Und genauso wichtig: Die verschiedenen Fakultäten lassen sich in Sachen Nachwuchsförderung nur schwer über einen Leisten schlagen (siehe dazu auch den Videobeitrag).
Julian Führer: «Ein Gang ins Ausland kann auch heissen, dass sich die Schweizer Netzwerke anders entwickeln, als erwartet. Je höher die Qualifikationsstufe, desto geringer wird die Zahl der zur Verfügung stehenden Stellen. Der Flaschenhals wird immer enger, und wer dann gerade im weit entfernten Ausland ist, kommt unter Umständen nicht zum Zuge.»
Bei der MNF ist eine Mehrzahl der Qualifikationsstellen von Schweizern besetzt. Für den Dekan der MNF, Michael Hengartner, ein «Zeichen, dass die Nachwuchsförderung funktioniert».