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Barbara Budrich ist Geschäftsführerin des gleichnamigen deutschen Verlages. Ihr Ziel: ein sozialwissenschaftliches Veröffentlichungsforum anzubieten, das jungen wie gestandenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Publikationsmöglichkeiten eröffnet.
Auf Einladung der Peer-Gruppe «Qualizüri» und unterstützt von der Abteilung Gleichstellung sprach Budrich an der Universität Zürich über «Tipps, Tricks und Stolpersteine» beim Publizieren in der Geschlechterforschung. Dabei wurde schnell einmal klar: Was für Wissenschaftstexte zur Geschlechterthematik gilt, gilt für alle sozial- und geisteswissenschaftlichen Texte.
Als erstes muss eine Autorin oder ein Autor entscheiden, in welchem Umfeld ein Aufsatz oder ein Buch, etwa die Dissertation, erscheinen soll. Wer eine wissenschaftliche Karriere anstrebt, sollte darauf bedacht sein, bei einem renommierten Verlag unterzukommen. Und bei Online-Publikationen schauen, dass eine Qualitätskontrolle über «peer reviews» stattfindet.
Verlage kalkulieren spitz
Verlage sind keine Wohlfahrtsunternehmen, sondern müssen Geld verdienen. Wissenschaftlichkeit und Wirtschaftlichkeit kommen sich manchmal in die Quere, weiss Barbara Budrich. Etwa wenn der optimale Umfang von gut 240 Druckseiten es unmöglich macht, alle wichtigen Aspekte auszuleuchten, oder wenn der gewünschte günstige Ladenpreis die Kosten einfach nicht zu decken vermag. Budrich kalkuliert spitz.
Tabellen, Grafiken und Farbfotos sind zwar schön, machen ein Buch aber teurer. Bleibt ein Gewinn von fünf Prozent übrig, ist sie zufrieden.
Die Auflagen sozialwissenschaftlicher Bücher sind nicht gewaltig. Je nach Buchgattung lässt sich der Absatz relativ genau abschätzen. Tagungsbände und Festschriften zum Beispiel sind Liebhaberobjekte für diejenigen, die dabei waren. Einführungen, Handbücher oder Nachschlagewerke hingegen interessieren ein grösseres Publikum.
Die übliche Auflage bei Dissertationen beträgt zwischen 300 und 500 Exemplaren. Bei Lehrbüchern sind es jährlich gut 3000. Kein Wunder zitiert Barbara Budrich eine alte Verlagsweisheit: «Man kann mit einem Verlag zwar ein kleines Vermögen machen, aber nur wenn man zuvor ein grosses Vermögen hineingesteckt hat.»
Erster Eindruck ist entscheidend
Den Entscheid, ein Manuskript genauer anzuschauen, fällt Barbara Budrich in wenigen Minuten. «Nur oberflächliche Menschen urteilen nicht nach dem Äussern. Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance», sagt sie. Neben formalen Kriterien und der Einhaltung wissenschaftlicher Standards ebenfalls wichtig ist die Einbettung des Themas ins Verlagsprogramm. Ideal: Manuskripte zu aktuellen Fragen, die für konkrete Zielgruppen interessant sind.
Ist diese Hürde genommen, beginnt die gemeinsame Arbeit am Text. Und nicht selten besteht die Hauptaufgabe für den Autor darin, sich in der Kunst des Weglassens zu üben.
Barbara Budrichs Tipp an potenzielle Schreiberinnen und Schreiber: sich mit dem Verlag nicht zu lange über Details wie Ausstattung oder Fotos streiten, sondern sich auf das gemeinsame Interesse konzentrieren: die möglichst weite Verbreitung des Buches. Dabei kann eine Präsenz auf Facebook, bei Blogs oder bestellte Rezensionen auf amazon.com nicht schaden. Es muss ja nicht gleich ein Film auf youtube sein.
Nicht zu unterschätzen ist die Wahl des Titels. Kurz und treffend soll er sein und – besonders wichtig – suchmaschinentauglich.