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Zahnmedizin

Die Zahnbürste als Waffe

Intensives Zähneputzen kann den Zähnen schaden. Annette Wiegand vom Zentrum für Zahnmedizin der Universität Zürich erforscht die Folgen der so genannten Abrasion, des Zahnhartsubstanzverlusts infolge mechanischer Reibung. UZH News beginnt mit diesem Artikel eine neue Reihe: In loser Folge berichten wir über Antrittsvorlesungen. 
Marita Fuchs

Schön strahlend und weiss soll ein Lächeln daherkommen. Damit das so bleibt, wird gründlich geputzt. Dass zu intensives Putzen den Zähnen jedoch auch schaden kann, ist vielen nicht bewusst.

Vor allem Patienten, die an Zahn-Erosionen leiden – einem Verlust der Zahnhartsubstanz durch direkte Säureeinwirkung – sollten besondere Regeln bei der Pflege beachten. Zu Erosionen kommt es zum Beispiel bei Patienten, deren Magensäure die Speiseröhre aufsteigt und schliesslich in die Mundhöhle gelangt. Das so genannte «saure Aufstossen» ist auch unter dem Namen GERD (Gastroesophageal reflux disease) bekannt und kommt häufig vor.

Zahnpflege: Zweimal am Tag die Zähne putzen reicht.

Gefährliche Säuren

Magensäure ist äussert aggressiv. Sie raut die Zahnoberflächen auf. In der Vergrösserung sieht man, dass die sonst harte Substanz eine raue Oberfläche bekommt. Putzt der Patient unmittelbar nach dem Säureangriff die Zähne, so reibt er die angeraute Fläche ab und trägt damit seine eigene Zahnhartsubstanz ab.

«Besser wäre es, die Zähne vor der Säurezufuhr zu putzen oder mit Wasser oder mit Milch zu spülen», rät Annette Wiegand, Privatdozentin am Zentrum für Zahnmedizin der Universität Zürich. Wiegands Forschungsgebiet sind nicht-kariöse Zahnhartsubstanzdefekte, die chemisch aufgrund von Säureeinwirkung oder infolge mechanischer Reibung auftreten.

Dentale Erosionen in starker Vergrösserung: Bei Säurezufuhr raut sich die Zahnhartsubstanz auf.

Auch Bulimie-Patienten haben dasselbe Problem: Beim Erbrechen gelangt viel Magensäure in den Mund und ätzt die Zähne. Aber auch bestimmte Berufsgruppen sind gefährdet, so etwa Weintester, denn die Säure des Weines ist ebenfalls aggressiv. Oder Berufsschwimmer, wenn der pH-Wert des Wassers im Schwimmbad falsch eingestellt ist. Ein besonders krasser Fall: Bei einer Apfelessig-Diät habe eine Patientin im Teenageralter in einem Zeitraum von etwa eineinhalb Jahren keinen gesunden Zahn mehr gehabt und die Mehrzahl der Zähne verloren. Solche Fälle sind jedoch eher die Ausnahmen.

Defekte in der Zahnhartsubstanz durch Abnutzung durch Fremdstoffe, wie zum Beispiel Zähnebürsten oder Nahrung.

Was häufig vorkomme, so Wiegand, sei eine reduzierte Speichelproduktion bei Patienten, die sich einer Strahlenbehandlung unterziehen oder Medikamente einnehmen müssten, die die Speichelfliessrate reduzieren. «Speichel wirkt protektiv, er spült und schützt den Zahn», sagt die Spezialistin. Sei der Mund sehr trocken, so helfe das intensive Kauen von Kaugummi und das Spülen mit einem Mundwasser.

Vor dem Essen putzen

Doch wie soll die normale Zahnpflege aussehen? Zweimal am Tag putzen reiche durchaus, sagt Wiegand. Wichtig sei, dass die Plaque auf den Zähnen – die Hauptursache für Karies –, soweit es mit der Zahnbürste gehe, entfernt werde. Erosionspatienten, die schon Schäden an der Zahnhartsubstanz haben, sollten vermehrt vor dem Essen die Zähne putzen oder nach dem Essen 30 bis 60 Minuten warten.

Annette Wiegands Forschungsgebiet: Nicht-kariöse Zahnhartsubstanzdefekte.

Ein Risikofaktor sei der mechanische Druck beim Zähneputzen, so Wiegand. Es gebe Fälle, in denen das Zahnfleisch geradezu weggeputzt werde. Horizontales Schrubben sollte vermieden und Weissmacher-Zahnpasten nur ab und zu verwendet werden.

Infektionsrisiko durch Zahnbürsten

Für Kinder bis zu sechs Jahren seien unbedingt Kinderzahnpasten zu nehmen, denn sie enthalten weniger Fluorid und senken somit das Risiko für das Auftreten von Fluorosen beträchtlich. Mit dem Begriff Fluorose bezeichnet man Krankheitsbilder, die durch eine übermässige Zufuhr von Fluor entstehen.

Ob Zahnbürsten auch Krankheiten wie HIV übertragen können, ist bis heute nicht nachgewiesen. Zwar wurden schon verschiedene Viren oder Bakterien auf der Bürste entdeckt, doch die Keimzahl reduziert sich um mehrere Zehnerpotenzen innerhalb weniger Stunden. Erste klinische Studien konnten eine Übertragung von HIV oder Hepatitis C bisher nicht bestätigen.

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