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Kinderfüsse

Wo der Schuh drückt

Kinder tragen oft zu kleine Schuhe. Der Grund dafür sind falsche Grössenangaben der Hersteller. Das haben Fussspezialist Norman Espinosa und sein Team von der Universitätsklinik Balgrist, in einer neuen Studie mit 248 Schweizer Schulkindern herausgefunden.
Marita Fuchs
Oft zu klein: Kinderschuhe auf dem Prüfstein.

Ella darf neue Schuhe auswählen. Ein Modell in Rosa mit Blümchen gefällt ihr sehr. Die Mutter wählt Grösse 32, denn die alten Schuhe mit Grösse 30 haben ausgedient und die neuen Schühchen scheinen auch zu sitzen. Die Verkäuferin nickt zustimmend und in der nächsten Zeit trägt Ella wie jedes zweite Kind im Kanton Zürich klaglos Schuhe, die ihr eine bis zwei Grössen zu klein sind.

Das Tragen zu kleiner Schuhe hat auf Dauer fatale Auswirkungen, da es zur Ausbildung eines Hallux valgus führen kann, einer Zehendeformität, bei der die Grosszehe im Grundgelenk nach aussen abweicht. Im weiteren Verlauf und unbehandelt kann das zu einer schmerzhaften Arthrose (Gelenkverschleiss) im Erwachsenenalter führen. Im schlimmsten Fall wird das Gelenk steif.

Hallux valgus: eine Zehendeformität, bei der die Grosszehe im Grundgelenk nach aussen abweicht.

«Die Schuhhersteller kümmern sich wenig um das Wohlergehen der Kinderfüsse», sagt Studienleiter Norman Espinosa. Er hat zusammen mit Patrick Paulet, Linas Jankauskas, Wieland Kienz und Thomas Boeni von der Universitätsklinik Balgrist eine Studie zur Fussgesundheit von Schulkindern erstellt. Espinosa untersuchte 248 Schweizer Schulkinder im Alter von fünf bis zehn Jahren. Darunter 120 Mädchen und 128 Jungen.

Outdoor-Schuhe und Slipper in 50 Prozent der Fälle zu klein

Gemäss Espinosas Erkenntnissen können sich Eltern beim Schuhkauf für ihre Sprösslinge nicht auf die Herstellerangaben zu den Schuhgrössen verlassen. Mehr als die Hälfte der Schuhe sind zu klein und zwar bis zu zwei Nummern. «Lediglich 33.9 Prozent von den untersuchten Outdoor-Schuhen waren passend, 13.3 Prozent sind zu gross. 50 Prozent der Kinderschuhe sind also Mogelpackungen. Wo Grösse 32 draufsteht, ist meistens nur 30 drin», sagt Espinosa.

Fussspezialist Norman Espinosa und sein Team von der Universitätsklinik Balgrist untersuchten die Füsse von Schweizer Schulkindern.

Bei den untersuchten Hausschuhen, Finken oder Slippers weichen die Grössenangaben noch mehr ab: 28.2 Prozent haben richtige Grössenangaben, 61.1 Prozent sind zu klein und 10.2 Prozent zu gross.

Mehr Kinder mit geschädigtem Vorderfuss als bisher vermutet

Die zu kleinen Schuhe haben Konsequenzen: 3.3 Prozent der Kinder weisen eine krankhafte Verformung des Hallux von über 15 Grad Drehung auf. «Bei einer Verformung von über 15 Grad spricht man von einer krankhaften Deformation», erklärt Espinosa. 20.3 Prozent der untersuchten Kinder hatten einen Wert von unter 5 Grad, 50.3 Prozent wiesen eine Krümmung von fünf bis neun Grad auf und 26.1 Prozent hatten eine Krümmung von 10 bis 15 Grad. «Damit ist gezeigt, dass das Ausmass der Fussverformungen schon im jungen Kindesalter höher liegt, als bisher vermutet», sagt Espinosa.

Wachstum bis zu zwei Millimeter im Monat

Kinder bemerken die Enge im Schuh oft nicht und Eltern sind sich manchmal nicht bewusst, wie schnell Kinderfüsse wachsen können. Nämlich Monat für Monat bis zu zwei Millimeter, was innerhalb eines Jahres etwa drei verschiedene Grössen nötig macht. Der Tipp des Fussspezialisten: «Immer Füsse und Innenlänge der Schuhe messen. Passende Kinderschuhe sollten 10-12 mm länger als die Füsse sein.» Nur wenige der Eltern wissen das.

Weiterführende Informationen

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Universitätsklinik Balgrist