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Dass Rauchen der Gesundheit schadet, ist schon längere Zeit bekannt. In welchem Umfang dies der Fall, wissen wir nicht zuletzt dank seiner Forschung: Sir Richard Peto, Epidemiologe an der Universität von Oxford. Seit 50 Jahren durchkämmt er die Statistiken zu Tabakkonsum und Lebenserwartung nach Zusammenhängen und ist dabei mehr als fündig geworden. «Rauchen ist als Krebsursache bedeutender als alle anderen bekannten Ursachen zusammen», so Peto anlässlich der Preisübergabe am Universitätsspital Zürich.
Gemeinsam mit dem Epidemiologen Sir Richard Doll hat Richard Peto in einer berühmten Studie britische Ärzte über fünf Jahrzehnte untersucht und festgestellt, dass Raucher eine um zehn Jahre verkürzte Lebenserwartung haben. Nicht nur das erhöhte Risiko für Lungenkrebs ist dafür verantwortlich, sondern auch andere, durch das Rauchen verursachte Krebsarten und beispielsweise Kreislauferkrankungen.
Zwei Strategien gelte es daher zu verfolgen: Junge Menschen davon abzuhalten, mit Rauchen zu beginnen, und Raucherinnen und Raucher vom Glimmstängel wegzubringen. Letzteres erweist sich gemäss Peto als sehr effizient, denn das Krebsrisiko kann auch deutlich gesenkt werden, wenn jemand nach Jahrzehnten des Rauchens damit aufhört.
In zahlreichen westlichen Ländern ist der Tabakkonsum und die Anzahl der Todesfälle beziehungsweise verlorenen Lebensjahre aufgrund des Rauchens bereits zurückgegangen. Zurückzuführen ist dies nicht zuletzt auf präventive Anstrengungen und Preiserhöhungen auf Tabak aufgrund der Studien von Sir Richard Peto.
Grund zur Entwarnung ist dies allerdings nicht. Länder wie China und Indien durchlaufen heute mit der Zunahme des Tabakkonsums eine Entwicklung, wie sie in westlichen Ländern vor 40 Jahren zu beobachten war. «Wenn diese Entwicklung nicht gestoppt werden kann, werden wir im 21. Jahrhundert 1000 Millionen Tabaktote zu beklagen haben – im 20. Jahrhundert waren es 100 Millionen», so Richard Peto.
Dass ihre Forschung gesellschaftlich relevant ist, erlebt auch Prof. Nubia Muñoz, Professorin emeritus am Nationalen Krebsinstitut in Bogota: «In der Epidemiologie hat man nicht oft das Privileg, dass die Forschung klare Antworten liefert und konkret für die Prävention genutzt werden kann.»
Ihre Forschung betrifft die im Laufe des 20. Jahrhunderts unterschiedlich beantwortete Frage, welche Ursachen für Gebärmutterhalskrebs verantwortlich sind. «Als ich mit meiner Forschung begann, war die Hypothese aktuell, ein Hepatitis-Virus könnte die Ursache sein», so Muñoz. In den 1970er Jahren verlagerte sich der Verdacht auf die humanen Papillomviren (HPV), unter anderem aufgrund der Forschungsarbeiten des Virologen Prof. Harald zur Hausen, der dafür 1999 mit dem Brupbacher Preis und 2008 mit dem Nobelpreis für Physiologie und Medizin ausgezeichnet wurde.
Zum letztendlichen Beweis des kausalen Zusammenhanges zwischen HPV und Gebärmutterhalskrebs hat auch Nubia Muñoz entscheidend beigetragen. Sie leitete ein internationales Netzwerk von Forschenden, welche insgesamt 2500 betroffene Frauen untersuchte und aufzeigen konnte, welche HPV-Typen welches Krebsrisiko darstellen. Dank ihrer Forschung konnte der HPV-Test verbessert und eine Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs entwickelt werden.
Wie bedeutend dieser Fortschritt ist, zeigt sich wiederum in der Statistik, gemäss welcher Gebärmutterhalskrebs die zweithäufigste Krebsart bei Frauen ist. Rund eine halbe Million Frauen erkranken weltweit jährlich daran, mehr als 80 Prozent davon in Entwicklungsländern. Umso verständlicher ist der Wunsch von Nubia Muñoz, dass die Kosten für den HPV-Test und die Impfung soweit gesenkt werden, dass Frauen in Entwicklungsländern auch wirklich davon profitieren können.