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Fünf Jahre dauerte die Reise von Charles Darwin als unbezahlter Naturforscher auf der «HMS Beagle». Diese Reise durch die südliche Hemisphäre bildete die Grundlage seines bahnbrechenden Werks «Die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl». Weil die Schifffahrt für Darwins Werdegang so wichtig war, wollte das Organisationskomitee des Darwin-Jahrs den 200. Geburtstag des Begründers der Evolutionstheorie auch auf einem Schiff begehen. Als Gäste wurden die Gönner geladen, die das Darwin-Jahr unterstützen, sowie Beteiligte der UZH und der ETHZ und die Medien.
Die geschlossene Gesellschaft begab sich in der Abenddämmerung auf das Schiff. Dort erwartete sie ein abwechslungsreiches und unterhaltsames Programm. Dieses war um einiges angenehmer als das, was Darwin seinerzeit an Bord vorgefunden hatte.
Dem 23-jährigen Darwin ging es nicht sonderlich gut auf der «Beagle», unterrichtete der Ökologe und Zoologe Prof. Heinz-Ulrich Reyer auf unterhaltsame Art und Weise die Gäste. Zwar durfte Darwin seine Kabine mit dem Kapitän teilen, doch war der Raum nur drei mal drei Meter gross und zu niedrig, um aufrecht zu stehen. Als Nahrung nahm Darwin vorwiegend Rosinen zu sich, ausserdem war er die meiste Zeit seekrank. Um wieviel besser erging es da den hiesigen Gästen: Der See war ruhig, es gab einen Apéro riche und die «Kabine», die sie mit dem Rektor teilten, war hoch und geräumig.
Wann immer die echte «Beagle» anlegte, wurden die von Darwin gesammelten Gegenstände verpackt und nach England geschickt. Das konnten mehr als tausend Funde sein, erzählte Reyer weiter: Steine, Fische, Frösche, Schlangen, Eidechsen etc. Nicht immer verstand Darwins Mentor John Stevens Henslow, Botanikprofessor in Cambridge, worum es sich bei den Gegenständen handelte. Dann konnte es passieren, dass der Professor – der auch Geistlicher war – in seinem Antwortschreiben an Darwin starke Worte gebrauchte: «Was zum Teufel ist das graue Pulver mit der Nummer 233? Sieht aus wie nach einer Explosion.»
Auf seinen Landexkursionen wurde Darwin oft von Eingeborenen begleitet und unterstützt. Häufig betrachteten diese ihn aber auch mit Misstrauen. «Sie konnten sich einfach nicht vorstellen, dass jemand von so weit her kommt und so viel Geld ausgibt, um Steine, Knochen und anderes scheinbar unnützes Material zu sammeln», schilderte Reyer.
Nach der unterhaltsamen Schilderung von Darwins Arbeit verwandelte sich Heinz-Ulrich Reyer zusammen mit seiner Frau, der Texterin Heide Reyer, in Darwin und dessen Frau Emma. Mit Rauschebart und Lockenperücke versehen, lasen die beiden in der Folge aus den Briefen, die Charles und seine geliebte Gemahlin Emma einander geschrieben hatten.
Nach seiner Rückkehr überlegte sich Darwin gewissenhaft, ob er nun heiraten sollte oder ob ein Leben als Junggeselle und Forscher vorteilhafter wäre. Er entschied sich schliesslich für ersteres und ehelichte seine Cousine Emma Wedgwood. Zwar empfand er seine Weltreise als die bedeutendste Erfahrung seines Lebens, doch genau so wichtig scheinen ihm auch seine Frau und seine Kinder gewesen zu sein, wie aus dem berührenden Briefwechsel des Ehepaars zu entnehmen ist.
«Er ist der offenste und transparenteste Mann, den ich je getroffen habe», schrieb beispielsweise Emma an eine Verwandte. «Jedes Wort drückt seine wahren Gedanken aus. Er ist überaus lieb, zuvorkommend, zu seinem Vater und zu seinen Schwestern. Sein Charakter ist ausserordentlich verträglich.»
Charles seinerseits hielt ebenfalls grosse Stücke auf seine Frau. Er hatte das Gefühl, dass Emma ihn «zu einem Menschen machen» und ihn lehren werde, dass es «Grösseres gibt, als Theorien aufzustellen und einsam Fakten zusammenzutragen».
Die einzige Unstimmigkeit zwischen den Eheleuten scheint der Glaube gewesen zu sein. Darwin verlor durch seine Beobachtungen und Überlegungen zur Evolution den Glauben an einen Schöpfergott, während Emma ihr Leben lang gläubig blieb. Im Nachhinein wird dieser Konflikt Darwins mit der Kirche und mit seiner Gattin als einer der Gründe interpretiert, weshalb Darwin mit zunehmendem Alter immer wieder von Schwächeanfällen heimgesucht wurde. Am 19. April 1882 starb er.
«Lebendig und genau» hatte Darwin seine Beobachtungen während seiner Weltreise festhalten wollen. Dass ihm das gelungen ist, konnte jeder nach den drei Stunden an Bord der «Beagle» bestätigen. Frohgemut und um eine schöne Erfahrung reicher, verliessen die geladenen Gäste das Schiff. Die meisten hatten nicht gewusst, dass Charles Darwin nicht nur ein brillanter Kopf gewesen war, sondern darüber hinaus auch ein «verträglicher Charakter» …