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Virologie

Neues Hochsicherheitslabor eingeweiht

Im Auftrag der Hochschulamtes und des Hochbauamtes des Kantons Zürich entstand in Zusammenarbeit mit der Universitätsleitung und dem Institut für Medizinische Virologie der Universität Zürich am Irchel ein neues, hoch technisiertes Virologielabor, in dem gefährliche virale Erreger untersucht werden können. Die neuen Labore wurden heute in Anwesenheit von Kantonsbaumeister Stefan Bitterli, von Prorektor Medizin und Naturwissenschaften Heini Murer und dem Chef Hochschulamt Sebastian Brändli eingeweiht.
Marita Fuchs
Identifikation gefährlicher Viren im Hochsicherheitslabor an der Universität Zürich.

Was tun, wenn sich im Notfall Hunderte mit gefährlichen Viren infiziert haben? Was tun, um eine grossflächige Ansteckung zu unterbinden? «Wichtig sind ausreichende Speziallaboratorien zur Schnellerkennung potenzieller Erreger. Die Erkenntnisse aus dem Labor fliessen dann wieder zurück und steuern den Einsatz von Medikamenten und Krankenhausplätzen», erläutert die Leiterin des Instituts für Medizinische Virologie, Professorin Alexandra Trkola, der das neue Institut und das darin enthaltene «BL-3 (biosaftey level 3)»-Hochsicherheitslabor unterstellt ist.

Im Bau 36 der Universität Zürich Irchel ist das Institut für Medizinische Virologie auf zwei Stockwerken angesiedelt. Das Institut umfasst Laborräume der Sicherheitsstufe zwei und drei der biologischen Schutzstufeneinordnung. In diesen Laboratorien betreibt das Institut sowohl Forschung als auch Diagnostik von Humanviren. Das im Institut integrierte Labor der Sicherheitsstufe drei ist mit besonderen Schutzvorkehrungen ausgerüstet. «In dem neuen Labor können wir nun unsere Forschung sowohl zum HI-Virus als auch zum Influenza-Virus mit der grösstmöglichen Sicherheit und mit modernster Technik fortsetzen», erklärt Alexandra Trkola.

Gegen die unsichtbare Bedrohung

25 Millionen Franken investierte der Kanton Zürich in die Umwandlung der vormals als Büro genutzten zwei Stockwerke im Bau 36 in modernste Laboratorien – acht Millionen Franken davon benötigte allein der Bau des Sicherheitslabors. Mit diesem neuen Labor haben der Kanton Zürich und die Universität Zürich ein nach den neuesten Sicherheitsbestimmungen ausgerüstetes Labor geschaffen.

Proben mit Verdacht auf hochpathogene Erreger werden im Labor unter strengen Bedingungen ausgepackt.

Eine wichtige Investition in die Zukunft findet Alexandra Trkola. «In unserem Institut können wir nun die gesamte Bandbreite an humanen, viralen Erregern diagnostizieren. Unser Sicherheitslabor verfügt über eine spezielle Ausstattung, die uns erlaubt in Zukunft unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen auch Erreger der Stufe vier, der höchsten Gefahrenklasse zu diagnostizieren». Zu dieser Gefahrenklasse gehören Erreger mit sehr hoher Letalität, wie zum Beispiel das Ebola-Virus oder die Pockenviren.

«Wie wichtig solche Speziallaboratorien sind, haben wir erst in diesem Frühjahr beim ersten Auftreten des Schweinegrippevirus gesehen», erläutert Trkola. «Zu Beginn war nicht bekannt, wie gefährlich dieses Virus ist, es war alles möglich: Das Virus hätte so tödlich wie das Vogelgrippevirus sein können (an dem 60 Prozent der Erkrankten sterben), oder wie sich glücklicherweise in den letzten Wochen erwiesen hat, gleich gefährlich wie die saisonalen Grippeviren».

Anfängliche Abklärungen bei einem neu auftretenden Virus gehen immer von der schlimmsten Variante aus. Es wäre fatal, das Risiko zu unterschätzen.

Die Erreger werden in einer so genannten Glove-Box isoliert und inaktiviert.

Jürg Böni, Privatdozent und einer der fünf Diagnostikleiter am Institut für Medizinische Virologie, ist Safety Officer des Instituts und erläutert die Arbeitsabläufe im Hochsicherheitslabor: «Spitäler schicken uns Proben mit Verdacht auf hochpathogene Erreger, bei Spezialeinsätzen liefern der Sicherheitsdienst der Universität oder Spezialeinheiten der Feuerwehr Proben an. Im Hochsicherheitslabor werden die potentiellen Erreger dann von uns isoliert, inaktiviert und auf ihre RNA- oder DNA-Bestandteile hin untersucht.»

Forschung und Dienstleistung

Diese Aufgaben seien aber nur ein kleiner Teil der Tätigkeiten des Instituts, fügt Alexandra Trkola hinzu. Mit rund 50 Mitarbeitern betreibe das Institut drei Forschungsruppen mit Schwerpunkt HIV und Influenzaviren, das Nationale Zentrum für Retroviren und ein virologisches Dienstleistungslabor, in dem Routine- und Spezialdiagnostik humaner Viren durchgeführt wird. «Als universitäres Institut müssen wir die gesamte Bandbreite anbieten und speziell bei neu auftretenden Viren rasch eine geeignete Analysemethoden entwickeln. Wie rasch das gehen muss, haben wir zuletzt bei der Schweinegrippe gesehen.»

Box in der Box

Die biologische Schutzstufe drei schreibt strenge bauliche und organisatorische Massnahmen vor. So ist das gesamte Labor eine Box in der Box, mit eigenen Schutzwänden und speziellen Filtern, die die Luft säubern, damit keine Erreger nach aussen dringen. Zusätzlich herrscht im Labor Unterdruck. Sollte irgendwo ein Leck entstehen, würde Umgebungsluft eingesaugt, Laborluft könnte aber nicht entweichen.

Das engmaschige Netz aus Filtern, Desinfektionsmitteln, Druckschleusen, Sterilisatoren und Abfallvernichtung garantiert einen reibungslosen Betrieb und soll verhindern, dass gefährliche Erreger unbemerkt hinausschlüpfen können. Und der Risikofaktor Mensch? «Wir haben alle Sicherheitsmassnahmen ergriffen», meint Böni. «Das Labor ist von aussen durch Zwischenwände einsehbar, und niemals darf eine Person alleine im Labor arbeiten. Alle Laboranten werden auch nach persönlichen Charaktereigenschaften ausgewählt. Sie dürfen nicht ängstlich sein, aber auch nicht furchtlos.»

Der Leiterin des Instituts für Medizinische Virologie, Professorin Alexandra Trkola, ist das neue Institut und das darin enthaltene «BL-3 (biosaftey level 3)» Hochsicherheitslabor unterstellt.

Im Bioterror-Fall gerüstet

«Uns wird die Arbeit nicht so schnell ausgehen», meint Böni. «Zunächst werden wir wahrscheinlich weiter sehr mit dem Schweinegrippevirus beschäftigt sein.» Hat sich der Schweinegrippevirus bisher auch nicht so aggressiv gezeigt, wie anfangs befürchtet, so könnte es doch zu Mutationen kommen, die wiederum eine neue Bedrohung darstellen.

«Darüber hinaus dient unser Hochsicherheitslabor dem Kanton Zürich auch als so genanntes Bioterror-Labor», erklärt Böni. «Rufen wir uns ein beklemmendes Szenario ins Bewusstsein: Würde es Terroristen gelingen, gefährliche Viren freizusetzen, müssten Proben schnell und effizient erfasst und analysiert werden können. Das gleiche gilt natürlich auch für Patienten, die sich auf Reisen eine gefährliche Viruserkrankung, zum Beispiel mit Ebola- oder Lassavirus zugezogen haben.»

Noch nicht ‘scharf’

Das Institut für Medizinische Virologie hat am Irchel Mitte Juli seinen Betrieb aufgenommen, nur das Sicherheitslabor ist noch nicht ‚scharf’, wie es im Fachjargon heisst. Vor der Inbetriebnahme wird es eingehenden technischen Tests unterzogen. Deshalb kann Böni interessierten Fotografen, Presse- und Filmleuten vor Ort zeigen, wie genau in einem Hochsicherheitslabor gearbeitet wird. «Später können hier keine Fotos und Filmaufnahmen mehr aufgenommen werden, Laien dürfen nicht ins Labor.» (Siehe dazu auch den Videofilm «Identifikation gefährlicher Viren im Hochsicherheitslabor an der Universität Zürich» am Anfang dieses Artikels).